10.06.2019 12:55 Uhr

Kimmich und Süle gestehen: Anfangs hat es gekracht

Niklas Süle und Joshua Kimmich sind in Klub und Nationalmannschaft ein eingespieltes Duo
Niklas Süle und Joshua Kimmich sind in Klub und Nationalmannschaft ein eingespieltes Duo

Nach dem Umbruch ordnet sich die Hierarchie in der Nationalmannschaft neu. Joshua Kimmich und Niklas Süle stehen als Führungsspieler bereit.

Als Niklas Süle kurz vor dem Abpfiff noch einmal einen Sprint anzog und eine Chance der Weißrussen mit einer lehrbuchartigen Grätsche vereitelte, war auch Joshua Kimmich zufrieden. Das war nicht immer so.

"Streber" Kimmichs Perfektionismus und Süles manchmal lockere Einstellung waren anfangs nur schwer in Einklang zu bringen. Doch inzwischen sind sie auf einer Wellenlänge - und stehen als Führungsspieler der neu formierten Fußball-Nationalmannschaft bereit.

"Wir hatten kleine Turbulenzen am Anfang unserer Beziehung", verriet Süle in einem gemeinsamen Video-Interview mit Kimmich auf der DFB-Homepage: "Ich musste erst einmal mit seiner Art zurechtkommen. Er will immer gewinnen, das zeichnet ihn aus. Dann rutscht ihm aber mal was raus, um die Mitspieler zu motivieren. Da hatte ich Probleme mit. Dann hat es auch mal gekracht."

"Es macht Spaß, Titel mit ihm zu gewinnen"

Das hat sich geändert. Abwehrchef Süle findet es "beeindruckend", wie "Musterschüler" Kimmich "jeden Tag arbeitet". Er selber sei "nicht so ein Arbeitstier". Gemeinsam stehen sie für die Zukunft - bei Bayern München und in der Nationalmannschaft. "Es macht Spaß, Titel mit ihm zu gewinnen. Wir haben noch einiges zusammen vor", sagte der 24-jährige Kimmich.

Deutscher Meister, Pokalsieger, Confed-Cup-Gewinner - das Duo hat schon einige Trophäen abgeräumt. Aber nicht nur deswegen stehen sie in der neuen Hierarchie der DFB-Auswahl weit oben. Kimmich (41 Länderspiele) und der ein Jahr jüngere Süle (19 Länderspiele) überzeugen mit Leistung, ihr Wort hat Gewicht. "Wir sind gefragt, wir stehen in der Verantwortung", sagte Kimmich.

Löw erwartet "noch mehr" von Süle

Beim souveränen 2:0-Erfolg in Weißrussland sind sie dieser Rolle gerecht geworden. Süle räumte hinten alles ab und leitete den Spielaufbau mit Pässen auf den direkt vor ihm agierenden Kimmich ein. Dieser fühlt sich auf der Sechser-Position im deutschen Trikot pudelwohl. Das sei die Position, von der er komme, auf der er am liebsten spiele, auf der er am meisten Mentalität und Kommunikation auf den Platz bringen könne, sagte Kimmich, "und auf der ich auch mehr Einfluss nehmen kann".

Das soll auch Süle tun. "Wir erwarten noch mehr von ihm. Er muss jetzt hinten organisieren, dirigieren, sich zeigen", sagte Bundestrainer Joachim Löw. Der Münchner ist dafür bereit. Er fasse Löws Äußerung "als weiteren Ansporn auf", sagte Süle: "Die nun entstandene Situation möchte ich definitiv nutzen. Ich möchte von meiner Position aus mehr Verantwortung übernehmen."

Das hört auch Kimmich gerne: "Man spürt, dass sich eine neue Mannschaft herausbildet, mit einer veränderten Hierarchie." Und mit den Chefs Kimmich und Süle.