23.06.2019 12:16 Uhr

Marozsán vor WM-Comeback: "Ich bin bereit"

Dzsenifer Marozsán steht vor der Rückkehr auf den Rasen
Dzsenifer Marozsán steht vor der Rückkehr auf den Rasen

Trotz gebrochenem Zeh: Spielmacherin Dzsenifer Marozsán ist wohl fit für den Kampf um den Einzug ins Halbfinale in ihrer Wahlheimat.

Dzsenifer Marozsán lief beim Gang durch die Interviewzone mit geöffneten Schnürsenkeln nicht ganz rund, der gebrochene Zeh schmerzte noch immer - doch die Frauenfußball-Bundestrainerin plant bereits das WM-Comeback ihrer Spielmacherin. "Dzseni wird im Viertelfinale wieder auflaufen", sagte Martina Voss-Tecklenburg mit funkelnden Augen nach dem 3:0 (2:0) gegen Nigeria, "dafür sind wir marschiert, dafür haben wir alles gegeben."

Neben dem Platz hatte Marozsán im Achtelfinale am Samstagabend im voll besetzten Stade des Alpes von Grenoble zumindest schon mal wieder auf der Ersatzbank gesessen. Doch für einen Einsatz ausreichend verheilt war der seit dem Auftaktspiel gegen China (1:0) vor zwei Wochen gebrochene linke Mittelzeh eigentlich noch nicht.

"Ich habe der Trainerin gesagt, ich bin bereit, vom Kopf her frei. Aber natürlich war es gut, dass ich noch nicht zum Einsatz gekommen bin. Das hilft der Heilung, wenn ich Zeit gewinne", sagte die sichtlich erleichterte Marozsán nach dem Abpfiff.

"Es gibt Schlimmeres als einen Zehenbruch"

Statt dieser für sie so besonderen Endrunde in der Wahlheimat ihren Stempel aufdrücken zu können, musste die 27-Jährige von Olympique Lyon drei Spiele lang zuschauen, mitfiebern und -leiden. Nun hat sie bis zum Spiel am Samstag (18:30 Uhr) in Rennes noch fast eine Woche, um im Training mit einem Tape um den lädierten Zeh Sicherheit zu gewinnen - und eben Zeit für den Heilungsprozess: "Der Zeh ist immer noch gebrochen und er wird nicht schneller zusammenwachsen."

Nach einer beidseitigen Lungenembolie im vergangenen Sommer weiß Marozsán aber auch, so eine nach sechs bis acht Wochen verheilte Knochenfraktur einzuordnen. "Es gibt Schlimmeres als einen Zehenbruch", betonte Marozsán mit Blick auf ihre schwere Erkrankung, die sie drei Monate lang außer Gefecht gesetzt hatte. "Wenn man so etwas erlebt, geht man mit einer anderen Sicht durch die Welt."

Bei der WM sprang nun eine andere Spielerin als Ballverteilerin und Taktgeberin in die Bresche: Lina Magull von Bayern München - sehr zur Zufriedenheit von Marozsán: "Sie ist eine geile Kickerin, eine Straßenfußballerin. Ich habe viel Spaß und Freude, ihr zuzuschauen."

Beim Kampf ums Halbfinale gegen Schweden oder Kanada soll die begnadete Technikerin aber wieder selbst auf dem Feld die Fäden ziehen und mit ihren Standards für noch mehr Torgefahr sorgen. Ihr ganz großes Ziel ist die letzte WM-Woche, wenn in Lyon die Halbfinals (2./3. Juli) und das Endspiel (7. Juli) stattfinden. "Natürlich würde ich mich freuen", sagte Marozsán, "aber so weit denke ich noch nicht."