25.06.2019 11:58 Uhr

Schweden stichelt nach WM-Coup gegen Deutschland

Schweden fordert Deutschland im WM-Viertelfinale
Schweden fordert Deutschland im WM-Viertelfinale

Stefan Löfven ließ im Überschwang der Gefühle jegliche staatsmännische Zurückhaltung vermissen. "Deutschland ist nicht mehr das Deutschland, das es noch vor ein paar Jahren war", sagte der schwedische Ministerpräsident dem Fernsehsender "SVT". Und die umjubelte Torfrau Hedvig Lindahl fügte mit Blick auf die schwarze Serie des "Damlandslaget" gegen die deutschen Fußballerinnen siegessicher an: "Genug ist genug!"

Noch auf dem Platz stimmten sich die langjährige Wolfsburgerin Nilla Fischer und Co. nach dem hart erkämpften 1:0 (0:0) gegen Kanada auf das WM-Viertelfinale am Samstag gegen den Angstgegner ein. "Wir haben gesagt: Lasst uns das genießen, aber vergesst nicht, dass wir bald ein noch wichtigeres Spiel haben", sagte Stina Blackstenius. Die Stürmerin hatte mit ihrem ersten Tor für Blaugelb seit über einem Jahr (55.) neben Lindahl den größten Anteil am Weiterkommen.

"Nach diesem Abend scheint alles möglich. Sogar, die Deutschen zum Schweigen zu bringen", schrieb "Expressen". Die Kommentatorin von "Aftonbladet" stichelte: "Das Beste, was die deutsche Mannschaft bislang gezeigt hat, war ihr viel zitierter Werbefilm." Analog dazu gab sie "der deutschen Qualitätspublikation" "Bild" eine Schlagzeile fürs Aus vor: "Auf Wiedersehen, med svansen mellan benen" (mit dem Schwanz zwischen den Beinen).

Schweden glaubt an Coup gegen DFB-Elf

Doch auch die Schwedinnen kennen die Bilanz. In 28 Duellen gelangen nur sieben Siege, der letzte in einem Pflichtspiel ist 24 Jahre her. Bei der WM 2015 scheiterte die Elf um Fischer chancenlos im Achtelfinale an der DFB-Auswahl (1:4), im Jahr darauf ging das Olympiafinale im Maracana verloren (1:2). "Hoffentlich können wir diese ewige Geschichte jetzt mal umschreiben", sagte Kapitänin Caroline Seger, "irgendwann muss es ja mal soweit sein."

Nicht nur Löfven glaubt daran. Deutschland habe noch immer "eine sehr gute Fußball-Mannschaft", sagte er, "es wird wieder sehr eng. Aber diese (schwedische) Mannschaft hat bewiesen, dass sie es drauf hat und auch dieses Spiel gewinnen kann." Der Ministerpräsident war nach der Niederlage im Kampf um die Olympischen Winterspiele 2026 gegen Mailand in Lausanne eigens nach Paris geeilt, um vor Ort die Daumen zu drücken.

"Was für eine Nacht. Was für ein Gefühl!"

Vor allem Lindahls "unvergleichliche" Handelfmeter-Parade gegen Janine Beckie (69.) hatte es ihm angetan. Auch die 36-Jährige selbst, die nun in der Heimat mit dem großen 1994er-Helden Thomas Ravelli verglichen wird, war überwältigt. "Wow, was für eine Nacht. Was für ein Gefühl!", sagte sie.

Noch, warnte Lindahl aber, sei nichts gewonnen. "Deutschland ist und bleibt Deutschland. Eine Turniermannschaft, ein bärenstarker Gegner", sagte die Torhüterin, "aber wir haben absolut eine Chance." Nicht umsonst steht die schwedische WM-Kampagne unter dem Motto: "Vi skapar historia" (Wir schreiben Geschichte).