16.07.2019 20:13 Uhr

Die Uhr tickt: Das sind die Eintracht-Baustellen

Eintracht Frankfurt hat in diesem Sommer viele Baustellen
Eintracht Frankfurt hat in diesem Sommer viele Baustellen

Eintracht Frankfurt steckt mitten in einem radikalen Umbruch. Die SGE verliert zwei Schlüsselspieler, ohne bislang jedoch adäquaten Ersatz in der Rückhand zu haben. Nun wird langsam die Zeit knapp. Es gibt viel zu tun beim Tabellensiebten der vergangenen Saison. sport.de fasst die Baustellen der Hessen zusammen.

  • Der Exodus bei Eintracht Frankfurt

Nach einer fulminanten Saison haben sich gleich mehrere Eintracht-Profis ins Schaufenster gespielt. Die ersten Schlüsselspieler sind schon weg oder auf dem Sprung: Luka Jovic (17 Bundesliga-Tore/ 5 Vorlagen) ging für satte 60 Millionen Euro zu Real Madrid, Sébastien Haller (15/9) zieht es zu West Ham United - für kolportierte 40 bis 50 Millionen Euro.

Der Exodus der Stars könnte allerdings noch munter weitergehen, immerhin ist das Transferfenster noch bis zum 2. September geöffnet. Auf dem Wunschzettel der Konkurrenz steht etwa Flügelstürmer Ante Rebic (9/4), an dem Inter Mailand und Atlético Madrid großes Interesse haben sollen. Verliert die Eintracht auch den Kroaten, wäre von der sogenannten "Büffelherde" nichts mehr übrig.

Unterdessen dürften in den nächsten Wochen "drei bis vier" weitere Abgänge bevorstehen, wie Sportvorstand Fredi Bobic bekannt gab. Zu den Streichkandidaten gehören vor allem Nicolai Müller, Marc Stendera und Jetro Willems.

Möglich sind auch die baldigen Abschiede von Taleb Tawatha und Felix Wiedwald, der nach einer Leihe in Duisburg zurückkehrte. Die Zukunft von Torwart Frederik Rönnöw hängt derweil von der bisherigen Nummer eins ab.

  • Tauziehen um wichtiges Trio mit offenem Ausgang

"Wir haben an Sebastian Rode, Martin Hinteregger und Kevin Trapp Interesse", so SGE-Trainer Adi Hütter: "Das ist kein Geheimnis." Hinteregger war vom FC Augsburg, Trapp von PSG und Rode vom BVB ausgeliehen.

Ob das Trio, das in der Rückrunde 2018/19 mitverantwortlich für das ausgezeichnete Abschneiden in der Europa League war, jedoch in die Main-Metropole zurückkehrt, ist weiter offen.

Zwar hat sich die Eintracht mit Borussia Dortmund laut "kicker" schon auf eine Ablösesumme für Rode geeinigt (4 Mio. Euro). Die Pläne von Paris Saint-Germain mit Keeper Trapp sind bislang aber äußerst undurchsichtig. Zumal der Hauptstadtklub in Gianluigi Buffon seine Nummer zwei ziehen lassen und eine freie Stelle im Kader geschaffen hat. Auch der FC Porto ist Gerüchten zufolge am 29-Jährigen interessiert.

Noch offener ist da wohl der Ausgang bei Martin Hinteregger. Der neue Publikumsliebling muss sich derzeit mit dem FC Augsburg auf die neue Saison vorbereiten. In puncto Ablösesumme sollen beide Klubs noch weit auseinander liegen. Im Raum steht eine Forderung bis zu 15 Mio. Euro.

  • Wer füllt die Lücken im Sturm?

Zum Erreichen der sportlichen Ziele müssen die vielen Jovic- und Haller-Millionen in Verstärkung gesteckt werden, die auf Anhieb weiterhelfen. Das Problem: Der Markt ist zu diesem Zeitpunkt übersättigt. Für geeigneten Ersatz im Angriff müsste die Eintracht viel Geld investieren. Für die sonst so sparsame SGE wohl letztlich zu viel.

Die große Lücke im Angriff wird der ebenso junge wie unerfahrene Dejan Joveljic allein zumindest keineswegs füllen können. Der 19-Jährige ist eher ein Perspektivspieler, dem erfahrene Stürmer an die Seite gestellt werden müssen. Er selbst lehnte einen Vergleich mit Jovic ohnehin direkt ab. "Man sollte nicht vergessen, dass ich zwei Jahre jünger bin." 

Verbleibt vorerst nur Goncalo Paciência, der nach Verletzung in der Hinrunde sein Potenzial in der zweiten Hälfte immerhin angedeutet hat.

Noch kursieren auffällig wenige Gerüchte um mögliche Verstärkungen im Angriff. Allein Mittelfeldspieler Marko Rog vom SSC Neapel wird derzeit gehandelt. Die kolportierte Ablösesumme von 20 Millionen Euro dürfte aber abschrecken.

  • Erwartungshaltung enorm, Hoffnung verletzt

Der Höhenflug in der Europa League hat seine Spuren hinterlassen. Nach der Halbfinalteilnahme sowie den teils sehr überzeugenden Auftritten in der Liga ist die Erwartungshaltung gestiegen.

Um sich für die neue Spielzeit zu wappnen, haben die Hessen mit Djibril Sow (BSC Young Boys Bern) gleich einen neuen Rekordtransfer (9 Mio. Euro) präsentiert. Auch Dominik Kohr (Bayer Leverkusen, 8,5 Mio. Euro) war nicht günstig. Dejan Joveljic (Roter Stern) kommt immerhin für vier Millionen Euro, Erik Durm und Rodrigo Zalazar wechseln hingegen ablösefrei.

Allen voran Mittelfeldspieler Sow gilt als große Hoffnung bei der SGE. "Mein Wunsch wäre es natürlich, einen Titel zu holen", so der 22-Jährige vollmundig. Kurz darauf verletzte sich der ehemalige Gladbacher jedoch. Mit einem Sehnenriss im Oberschenkel fällt er acht bis zehn Wochen aus.

  • Klatsche im Test, Pflichtspiele nahen

Für Trainer Adi Hütter dürften die vielen Kader-Fragezeichen ein großes Problem darstellen. Anders als bei der Bundesliga-Konkurrenz muss die Mannschaft schließlich schnellstmöglich zusammengestellt werden, das erste Pflichtspiel findet schon am 25. Juli statt.

In der Europa League muss Frankfurt in der 2. Qualifikationsrunde (entweder gegen Radnicki Nis aus Serbien oder FC Flora aus Estland) zeigen, dass das Trainingslager in der Schweiz Früchte getragen hat.

Zwar bezeichnete die SGE die Reise selbst als "erfolgreiche Woche". Die 1:5-Klatsche gegen Hütters Ex-Klub aus Bern hat jedoch große Schwächen offenbart. Mut macht immerhin das 3:1 gegen den FC Luzern. Viel Zeit bleibt Eintracht Frankfurt aber nicht.

Gerrit Kleiböhmer