11.08.2019 07:54 Uhr

Schalke-Vorstand fordert milden Umgang mit Tönnies

Die Fans des FC Schalke kritisierten Clemens Tönnies in einer Choreografie
Die Fans des FC Schalke kritisierten Clemens Tönnies in einer Choreografie

Der Rassismus-Eklat um Aufsichtsratschef Clemens Tönnies sorgte in der vergangenen Woche für Schlagzeilen rund um den FC Schalke 04. Nun haben sich die Ultras des Fußball-Bundesligisten symbolisch gegen den Klub-Boss positioniert.

Vor dem DFB-Pokalspiel beim SV Drochtersen/Assel zeigten die Fans der Königsblauen eine entsprechende Choreografie im Gästeblock. Hinter einem Banner mit der Aufschrift "Wir zeigen Rassismus die Rote Karte" hielten die Anhänger rote Transparente hoch.

Nach einigen Momenten wurde der Begriff "Rassismus" auf dem Plakat durch den Namen "Tönnies" ersetzt, sodass die Schalke-Fans nun Tönnies die Rote Karte zeigten. 

Wenig später warfen die Zuschauer ihre rote Schildern dann auf den Rasen und lenkten so die volle Aufmerksamkeit auf sich. 

Schalke-Vorstand sieht "starkes Statement" der Fans

"Erstmal haben die Fans ein starkes Statement gegen Rassismus abgegeben", sagte Schalkes Sportvorstand Jochen Schneider nach dem 5:0-Sieg der Königsblauen, "sie haben gezeigt, dass sie wenig einverstanden sind. Was wir nicht brauchen sind Hetzjagden."

Das Thema werde die Königsblauen noch eine zeitlang begleiten, so der Sportvorstand, der sichtlich darum bemüht war, nicht noch mehr Öl ins Feuer zu gießen.

"Er hat sich entschuldigt. Wir sind im Fußball, und sie haben ihm die Rote Karte gezeigt für ein grobes Foul. Dafür gibt es im Fußball die Rote Karte, dann hat man eine Sperre zu verbüßen. Das ist der Fall", erklärte Schneider im "Sportstudio". 

Schneider hofft, dass die Fans Tönnies verzeihen

Schneider merkte zudem an, dass sich Tönnies möglicherweise beim "kompletten afrikanischen Kontinent" hätte entschuldigen müssen. Er forderte aber einen milden Umgang mit dem Aufsichtsratschef.

"Es ist gut, dass wir in einer Zeit leben, dass die Aussagen, die er getätigt hat, nicht in Ordnung sind und die Leute sagen, das geht so nicht. Nichtsdestotrotz glaube ich, unsere Gesellschaft gibt das auch her, dass jemand einen Fehler macht, dass er sich entschuldigt, dass er bereut und dass man dann auch verzeihen kann."

Ex-Nationalspieler Cacau, Integrationsbeauftragter des DFB, warnte vor einer Relativierung der Worte Tönnies'. "Man darf nicht an einer Spaltung teilnehmen, die in unserer Gesellschaft passiert oder auf dem Weg dorthin ist", sagte der frühere Bundesliga-Profi. Tönnies habe eine zweite Chance verdient, müsse aber durch Taten zeigen, dass seine Reue echt und er "kein Rassist" sei.

Tönnies lässt Amt für drei Monate ruhen

Die Aussagen von Tönnies zu Afrika und zur Klimapolitik wurden vielfach als rassistisch eingestuft. Der Unternehmer hatte sich gegen einen durch Steuererhöhungen finanzierten Klimaschutz ausgesprochen.

Stattdessen solle man lieber jährlich 20 Kraftwerke in Afrika finanzieren. "Dann würden die Afrikaner aufhören, Bäume zu fällen, und sie hören auf, wenn's dunkel ist, Kinder zu produzieren", sagte Tönnies.

Nach einem Beschluss des Ehrenrats lässt der 63-Jährige sein Amt aktuell für drei Monate ruhen.