20.08.2019 13:45 Uhr

Der "Magier" am Ball: Neuer Druck auf Kovac dank Coutinho

Niko Kovac und Philippe Coutinho wollen beim FC Bayern zusammen Erfolge feiern
Niko Kovac und Philippe Coutinho wollen beim FC Bayern zusammen Erfolge feiern

Nach dem Transfercoup mit Philippe Coutinho droht im Münchner Luxuskader Unruhe, auch der Druck auf Trainer Niko Kovac steigt. Die Bosse des FC Bayern erwarten nicht nur gute Ergebnisse, sondern auch Spektakel.

Philippe Coutinho hatte auch im heftigen Münchner Dauerregen großen Spaß. Der "kleine Magier" verzauberte mit seinem außergewöhnlichen Ballgefühl und seiner Eleganz gleich im ersten Training am Dienstag die etwa 1500 Zuschauer an der Säbener Straße. Auch Niko Kovac beobachtete die Künste und die ersten Tore seines neuen Topstars in der 85-minütigen Einheit mit viel Freude.

Mit der spektakulären Verpflichtung des 27 Jahre alten Brasilianer, der nach seinem Einstand noch fleißig Autogramme schrieb, steigt jedoch auch der Druck auf den Trainer des FC Bayern.

Nach der Niederlage im Supercup (0:2) bei Herausforderer Borussia Dortmund und dem Bundesliga-Stolperstart gegen die Hertha (2:2) müssen Kovac und sein Starensemble schon am Samstag (18:30 Uhr) im Auswärtsspiel bei Schalke 04 liefern - ansonsten könnte die aktuelle Aufbruchstimmung schnell kippen.

Bayern-Botschaft an Kovac unmissverständlich

Die Erwartungshaltung ist riesig, die Bosse fordern nicht nur gute Ergebnisse, sondern auch Spektakel. Er sei "überzeugt, dass wir mit diesem Kader eine erfolgreiche Saison sehen werden. Die Fans werden Spaß haben, speziell mit der Offensive", sagte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge, bei dem Kovac weiter unter besonderer Beobachtung steht. Coutinho werde dem Bayern-Spiel "die spektakuläre Note geben", ergänzte Sportdirektor Hasan Salihamidzic.

Die Botschaft an Kovac, der bislang nicht unbedingt für begeisternden Offensivfußball stand, ist unmissverständlich. Salihamidzic bezeichnete es wohl auch deshalb als "große Aufgabe, den Trainer zu unterstützen, damit er den Kader dahin führt, wo wir hinwollen. Wir haben sehr große Ziele". Und inzwischen auch einen ausreichend großen Kader, um diese Titelträume zu realisieren.

"Wir sind total zufrieden mit dem Transfermarkt: Wir haben zwei Weltmeister aus Frankreich, einen Vizeweltmeister, einen frisch gebackenen Sieger der Copa América, dazu zwei talentierte junge Spieler", betonte Rummenigge. Heißt: Alle Wünsche sind erfüllt, nun liegt es alleine an Kovac, diesen Luxuskader in Titelform zu bringen und die vielen Stars bei Laune zu halten.

Plötzliches Überangebot im Bayern-Mittelfeld

Hatte sich der Coach lange über zu wenige Feldspieler beklagt, so hat er nach den Transfers von Coutinho, Ivan Perisic von Inter Mailand und Michael Cuisance von Borussia Mönchengladbach gerade im Mittelfeld ein Überangebot. Für maximal fünf Positionen gibt es in Thiago, Javi Martínez, Kingsley Coman, Serge Gnabry, Coutinho, Perisic, Thomas Müller, Corentin Tolisso, Leon Goretzka, Renato Sanches, Cuisance und Alphonso Davies gleich zwölf (!) Kandidaten. Da sind Konflikte programmiert.

Schon nach dem Bundesliga-Auftakt hatte Sanches seinen Unmut über zu wenig Spielzeit öffentlich gemacht - und war daraufhin von Rummenigge abgewatscht und mit einer Geldstrafe belegt worden. Es dürfte spannend werden, wie sich Cuisance verhält: Der 20 Jahre alte Franzose forderte in Gladbach eine Stammplatzgarantie, bekam diese aber nicht und provozierte daraufhin seinen Abschied. In München dürfte Cuisance von einem festen Platz jedoch weiter entfernt sein als je zuvor bei der Borussia.

Coutinho, der am Dienstag um 11.23 Uhr erstmals den Trainingsplatz in München betrat, ist dagegen gesetzt - am liebsten wäre er es auf der "Zehn". Diese Position gibt es im von Kovac bevorzugten 4-1-4-1 oder 4-3-3 allerdings nicht. Coutinho wollte sich bei seiner Vorstellung am Montag damit aber nicht groß befassen. Er stehe auf allen Positionen "zur Verfügung", sagte er vielmehr bescheiden und versprach: "Ich werde immer mein Bestes geben."

Ein Attribut, das auch Liverpools Trainer Jürgen Klopp an Coutinho zu schätzen wusste. "Er ist ein Superspieler und ein Supertyp! Wir haben ihn damals nur sehr ungern abgegeben", sagte Klopp beim Sport Bild Award und fügte schmunzelnd an: "Barcelona hat uns sozusagen mit Geld gezwungen. Es klingt komisch, aber wir konnten ihn uns nicht leisten."