08.09.2019 18:58 Uhr

Defensiv-Chaos des DFB-Teams gegen Oranje hat Folgen

Joachim Löw will seine Defensive umstellen
Joachim Löw will seine Defensive umstellen

Das Abwehrchaos gegen die Niederlande hat Spuren hinterlassen. Kapitän Manuel Neuer und Abwehrchef Niklas Süle üben Kritik, Joachim Löw baut die Defensive für Belfast um.

Das Defensivchaos gegen den Erzrivalen hat Spuren hinterlassen, die Chefkritik von Kapitän Manuel Neuer und dem neuen Abwehrboss Niklas Süle zeigte Wirkung: Bundestrainer Joachim Löw wird seine aufgescheuchte Hintermannschaft im wegweisenden EM-Qualifikationsspiel am Montag (20:45 Uhr) in Belfast bei Tabellenführer Nordirland umbauen. Das schlimme 2:4 gegen die Niederlande soll ein einmaliger Ausrutscher bleiben.

"Ganz schwach" habe sich die deutsche Fußball-Nationalmannschaft gegen Oranje gezeigt, kritisierte Süle, der junge Defensivverbund sei "nur hinterhergelaufen". Löw plant daher Umstellungen - personell wie taktisch. Weil er die Nordiren tief gestaffelt erwartet, wird er eine Viererkette bringen. "Nordirland spielt mit einem zentralen Stürmer, das heißt für uns, dass wir nur zwei Innenverteidiger brauchen statt drei", sagte Löw.

Damit dürfte Pechvogel Jonathan Tah, dem an einem rabenschwarzen Abend in seiner Geburtsstadt Hamburg vor den Augen seiner Familie das erste Eigentor seiner Profikarriere unterlaufen war, seinen Platz verlieren. "Im ersten Moment nervt das", sagte der Leverkusener über den Fauxpas, er werde schwer in den Schlaf finden. Kapitän Manuel Neuer, der wie Süle Tacheles redete ("Vier Tore sind einfach viel zu viel!"), tröstete den Ersatz von Antonio Rüdiger (Knie-OP). "Das ist bitter und für ihn am schlimmsten, aber da kann man ihm keinen Vorwurf machen." Dennoch hat Matthias Ginter bessere Karten auf den Platz neben dem gesetzten Süle.

Löw kündigt "Bauchentscheidung" an

Links muss Löw den verletzt abgereisten Nico Schulz ersetzen. Marcel Halstenberg dürfte vor Jonas Hector die erste Option sein, obwohl Löw beide "gleichauf" sieht. "Es wird eine Bauchentscheidung", meinte er. Rechts erhält wohl Lukas Klostermann eine neue Chance.

Ändern muss sich aber auch die Ausrichtung. "Mir war das ein bisschen zu wenig Ballbesitz, das kann nicht unser Anspruch sein", sagte Süle über die passive Taktik gegen Oranje, "das ständige Verschieben hat Kraft gekostet." Kraft, die in der letzten Linie fehlte. "Wir brauchen Ballbesitz, um uns zu erholen", forderte Süle.

Dass es den Youngstern ohne die im März ausgebooteten Rio-Weltmeister Mats Hummels und Jerome Boateng neben der Erfahrung auch an Klasse fehlen könnte, wies Löw am Sonntag erneut zurück. Er sehe "keine Qualitätsmängel", betonte der Bundestrainer: "Wir wollen eine gewisse Fehlerkultur. Trotzdem habe ich das Vertrauen in die Spieler und bin überzeugt, dass wir die nächsten Monate und Jahre viel Freude an ihnen haben werden." Eine Rückkehr von Hummels, der sich Hoffnungen macht, werde es nicht geben.

Löw muss in seiner Defensive aber auch die Laune verbessern. "Die Stimmung könnte bei einem Torhüter nach so einem Spiel besser sein", sagte Neuer, an dem es noch am wenigsten gelegen hatte. Vier Gegentreffer in einem Heimspiel, dazu alle (!) in einer Halbzeit - er konnte sich nicht erinnern, so etwas im DFB-Dress schon einmal erlebt zu haben. Hat er aber: Beim legendären 4:4 am 16. Oktober 2012 in Berlin gegen Schweden, als die deutsche Elf ein 4:0 verspielte.

Keine zwei Jahre danach stand der Triumph von Brasilien. Um ähnliche Höhen zu erreichen, müsse gerade der Defensivverbund "viele Dinge besser machen", sagte Süle. Aber, da ist er sich sicher: "So ein Rückschlag wirft uns nicht aus der Bahn."