11.09.2019 15:07 Uhr

Marco Reus im Formtief: Auf der Suche nach Leichtigkeit

BVB-Kapitän Marco Reus rennt seiner Top-Form hinterher
BVB-Kapitän Marco Reus rennt seiner Top-Form hinterher

Seit eineinhalb Jahren ist Marco Reus von Verletzungen weitgehend verschont geblieben. Beim Blick auf seine Leidensgeschichte ist das durchaus eine Erwähnung wert. Der Kapitän von Borussia Dortmund überzeugte seither als omnipräsenter Anführer mit jeder Menge Spielwitz. Zuletzt zeigte die Formkurve beim 30-Jährigen aber nach unten. Nicht nur BVB-Fans fragen sich: Wo ist die Leichtigkeit hin?

Vor einem Monat lief noch alles nach Plan. Ein (wichtiger) Treffer im DFB-Pokal gegen den KFC Uerdingen, wenige Tage später ein Tor und eine Vorlage beim 5:1-Sieg zum Ligaauftakt gegen Augsburg. Für Marco Reus begann die Saison 2019/2020 so, wie die vorherige aufgehört hatte: mit Scorerpunkten am laufenden Band.

Doch die Produktion der Tormaschine geriet ebenso schnell wie unerwartet ins Stocken. Weder bei den BVB-Gastspielen in Köln und Berlin, noch beim Nationalteam gelang es Reus, seine enorme Qualität auf den Platz zu bringen. Schlimmer noch: In vielen seiner Aktionen wirkte der Offensivmann ungewohnt verkrampft.

"Es war sehr schwierig. Das hat dann auch mit Bewegung zu tun", meckerte Reus nach dem hart erkämpften 2:0-Erfolg der deutschen Nationalmannschaft in Nordirland. Ob er sich selbst von dieser Kritik ausgenommen hat, bleibt unklar.

Schon nach der Dortmunder Niederlage bei Union Berlin hatte der Ausnahmekönner über seine Kollegen genörgelt, ohne zuvor als gutes Beispiel vorangegangen zu sein. "Wir glauben manchmal, dass wir mit der Qualität, die wir haben, unsere Spiele locker gewinnen. Wir müssen aufhören, daran zu glauben. Wir müssen erst den Wille und die Leidenschaft an den Tag legen - und dann kommt erst das Spielerische. Jeder von uns muss eine Schippe mehr drauflegen", so der gebürtige Dortmunder nach dem 1:3 bei den Eisernen.

Die sport.de-Noten seiner letzten vier Pflichtspiele sprechen eine überdeutliche Sprache: 4,0 (Köln), 4,5 (Berlin), 4,5 (Niederlande) und 4,0 (Nordirland). Keine Frage - von seiner Paradeform ist Reus aktuell ein gutes Stück entfernt.

Für Marco Reus und den BVB beginnen die intensiven Wochen gerade erst

Die "Süddeutsche Zeitung" veröffentlichte nach dem mäßigen Auftritt der Löw-Auswahl in Belfast jüngst einen Kommentar, der die enttäuschenden Darbietungen des Edeltechnikers zum Thema hat. Reus habe "die Ausstrahlung eines Phantoms" besessen, urteilte Autor Philipp Selldorf.

Und tatsächlich: Wer den Blondschopf zuletzt im BVB- und DFB-Dress erlebt hat, dürfte sich verwundert die Augen gerieben haben. Denn von der unbekümmerten, luftig-leichten Spielweise, die Reus normalerweise auszeichnet, ist derzeit wenig zu sehen.

Hinter vorgehaltener Hand wird gemunkelt, dass der 30-Jährige mit den Strapazen der Mehrfachbelastung nicht mehr so gut zurechtkommt wie früher. Dabei hat Reus einen verhältnismäßig ruhigen Sommer ohne großes Turnier hinter sich. Und die intensiven Wochen beginnen gerade erst.

Auf den Dortmunder Kapitän und seine Mitspieler wartet ein Mammutprogramm: Innerhalb von nur acht Tagen trifft der BVB auf Bayer Leverkusen, den FC Barcelona und Eintracht Frankfurt. Höchste Zeit also, dass Reus wieder in Fahrt kommt.

Heiko Lütkehus