04.10.2019 15:23 Uhr

Ex-BVB-Dolmetscher: Dembélé war "völlig überfordert"

Ousmane Dembélé streikte sich einst vom BVB zum FC Barcelona
Ousmane Dembélé streikte sich einst vom BVB zum FC Barcelona

Massimo Mariotti war lange Zeit Jugendtrainer und später Dolmetscher sowie Integrationsbeauftragter beim BVB. Er übersetzte unter anderem für Pierre-Emerick Aubameyang, Ousmane Dembélé, Henrikh Mkhitaryan und Ciro Immobile.

Aus seiner Zeit bei Borussia Dortmund hat der heute 57-Jährige einiges zu berichten. Die engste Verbindung zu einem Spieler baute er zum Beispiel mit Aubameyang auf.

"Er ist ein ganz lieber Mensch. Für ihn habe ich alles erledigt: Ich habe mich um seine Post gekümmert, bei Übersetzungen geholfen, war beim Hauskauf und Notar dabei. Er hat das zwar nicht gefordert, aber sehr gerne gesehen", erklärte er im Interview mit "Spox".

Neben Übersetzungen im Training und rund um die Spiele kümmerte sich Mariotti auch um private Angelegenheiten der Stars.

"Die Haussuche, Termine organisieren, Behördengänge, die Familienmitglieder oder Kinder im Kindergarten anmelden - ich unterstütze sie einfach, wo es notwendig ist", erläuterte der Schweizer mit italienischen Wurzeln seine Stellenbeschreibung.

Dembélé brauchte viel Unterstützung beim BVB

Auch mit dem hochtalentierten Entfant Terrible des BVB, Ousmane Dembélé, arbeitete Mariotti zusammen. Der junge Franzose lebte in Dortmund damals in einem Einfamilienhaus, war dort aber keinesfalls alleine, wie der Dolmetscher berichtete: "Sein Cousin und sein bester Kumpel lebten mit ihm. Auch die Mutter kam immer wieder vorbei. Ousmane war einfach sehr jung, er brauchte viel, viel Unterstützung. Die waren einfach völlig überfordert."

Das Gerücht, Dembélé habe das Haus nach seinem erstreikten Wechsel zum FC Barcelona völlig zugemüllt hinterlassen, wies Mariotti ab.

Sorgen machte er sich allerdings, als Dembélé plötzlich nicht mehr zum Training erschien. "Ich habe versucht, ihn und auch seinen Cousin zu erreichen, aber das war vergebens. Sie waren beide drei Tage nicht erreichbar", erinnerte sich Mariotti. Am Ende des Trainingsstreiks wechselte der Flügelstürmer für 125 Millionen Euro nach Barcelona.

BVB-Spieler luden Immobile nicht zum Essen ein

Ciro Immobile hatte mit der Integration weniger Probleme, schaffte es aber dennoch nie richtig Fuß zu fassen. "Ciro kam in dem Jahr zum BVB, als man nach der Hinrunde auf einmal tief im Tabellenkeller war. Es war ein Jahr voller Baustellen, fast gar nichts hat geklappt", sagte Mariotti.

Der italienische Stürmer hatte sich einmal beschwert, von seinen neuen BVB-Kollegen nicht zum Essen eingeladen zu werden. Mariotti musste ihm erst weismachen, dass sich die deutsche Mentalität deutlich von der italienischen unterscheide und spontane Essenseinladungen in Dortmund nicht normal seien.

2018 ging Mariotti schließlich als Integrationsbeauftragter zum VfB Stuttgart, nach nur einem Jahr zog es ihn zurück in den Ruhrpott. Mittlerweile kümmert er sich um die ausländischen Neuzugänge beim FC Schalke.