09.10.2019 07:53 Uhr

Historische Demütigung: Als S04 die großen Bayern zerlegte

Die Anzeigetafel im Münchener Olympiastadion spricht Bände
Die Anzeigetafel im Münchener Olympiastadion spricht Bände

Als die Partie des FC Bayern München gegen den FC Schalke 04 am 9. Oktober 1976 um 15:30 Uhr angepfiffen wurde, dachte wohl niemand der 49.000 Zuschauer im Olympiastadion daran, dass er einem historischen Spiel beiwohnen würde. In den folgenden 90 Minuten des 9. Spieltags der Saison 1976/77 sollte sich das jedoch ändern.

Schalke begann vom Start weg mit viel Druck, setzte gleich den ersten Schuss an den Pfosten des Tores von Sepp Maier und ging anschließend bereits in der 11. Minute dank Klaus Fischer in Führung.

Das kann ja mal passieren, werden sich die Bayern-Stars um Franz Beckenbauer, Gerd Müller, Karl-Heinz Rummenigge und Uli Hoeneß gedacht haben - doch da nahm das Unheil schon seinen Lauf.

Sepp Maier verletzte sich bei einer Abwehraktion, musste aber dennoch weiterspielen. Anschließend verschenkte Müller die große Chance zum Ausgleich - die ersten Anzeichen eines rabenschwarzen Tages für die Bayern. Eine Minute vor der Pause gelang Erwin Kremers zu allem Überfluss das 2:0 für die Gäste zu einem psychologisch günstigen Zeitpunkt.

Nach der Pause ging es zwischen Schalke und Bayern rund

FCB-Coach Dettmar Cramer reagierte und wechselte unter anderem den angeschlagenen Georg Schwarzenbeck zur Halbzeit aus. Doch es half alles nichts. In der 46. Minute schlug Fischer, der sich zum überragenden Spieler der Partie entwickelte, zum zweiten Mal zu. Sein sehenswerter Tiefflieger-Flugkopfball knapp über der Grasnarbe landete punktgenau im Netz.

"Das war eine sensationelle Partie. So was bleibt im Gedächtnis. Es lief alles fantastisch für uns. Bayern hat irgendwann aufgegeben. Und wir haben weitergemacht, immer weitergemacht", erinnerte sich der zweitbeste Torjäger der Bundesliga-Geschichte später. In der Tat zeigten die Königsblauen kein Erbarmen, innerhalb von 18 Minuten nahmen sie den späteren Rekordmeister völlig auseinander.

Zack! 64. Minute - Manfred Dubski 4:0. Zack! 67. Minute - Klaus Fischer 5:0. Zack! 74. Minute - Rüdiger Abramczik 6:0! Den Schlusspunkt setzte standesgemäß der Mann des Spiels, Klaus Fischer. Zack! 82. Minute - 7:0. In Worten: Sieben zu Null!

FC Bayern rächt sich am FC Schalke

"Ja, das muss man sich mal vorstellen. Der deutsche Rekordmeister! So hoch wie gegen uns hat der doch noch nie verloren", sagte Fischer vor wenigen Jahren. Heute erscheint solch eine Niederlage des Rekordmeisters tatsächlich nahezu unmöglich.

Doch Ende der Siebziger war das anders. Die Roten beendeten die Saison 1977 nur auf dem siebten Platz, Deutscher Meister wurden die überragenden Gladbacher. Schalke schnappte sich den zweiten Rang.

Wie unberechenbar sich der damalige Fußball zeitweise präsentierte, zeigen auch die kommenden Partien zwischen Schalke und Bayern. Auf das Schalker Feuerwerk folgte im Rückspiel im März 1977 ein müdes 0:0. Im September 1977 - kein Jahr nach der historischen Pleite - rächten sich Hoeneß, Rummenigge und Co. und fegten die Knappen mit 7:1 vom Feld.

Florian Pütz