30.10.2019 10:00 Uhr

Didi Ramusch wird 50: "Für immer ein Roter"

Ramusch mit dem Teller im roten Meer
Ramusch mit dem Teller im roten Meer

Papa Franz war Obmann des Fußballvereins von St. Michael/Bleiburg, Mama Helene half in der Kantine. Didi, der vierte von ihren fünf Buben, war mit seinen Brüdern "jeden Tag am Fußballplatz" und schaffte von dort aus eine fast zwei Jahrzehnte andauernde Profikarriere.

Am Donnerstag wird der 514-fache Bundesligaspieler Dieter Ramusch 50! Grund genug für weltfussball.at, ihn um ein Gespräch zu bitten. "Wennst eh in St. Pölten bist, dann komm gleich zu uns. Das ist am einfachsten", entgegnet Ramusch. Gern!

Im trauten Heim steht Didi Rede und Antwort und ruft auch ein paar Mal Gattin Birgit zu Hilfe, wenn ihm eine Jahreszahl nicht gleich einfällt.

weltfussball: Gibt's eine große Feier?

Nein. Das bin nicht ich. So etwas brauche ich nicht. Im kleinen Kreis werden wir schon feiern.

Was machst Du jetzt beruflich?

Ich bin Sachbearbeiter bei der PVA in St. Pölten, seit 14 Jahren. Am Anfang war es hart für mich, jeden Tag acht Stunden im Büro zu sitzen. Aber ich hab mich gut eingelebt, mache alle Kurse und Prüfungen. Ich möchte nicht, dass irgendwer denkt "der Fußballer schiebt hier eine ruhige Kugel".

Warum in St. Pölten? Du bist ja Kärntner.

(Didi blickt das erste Mal lachend zu Birgit in den Nebenraum) Das war so abgemacht. Meine Frau ist während meiner Karriere überallhin mit, dafür sind wir nachher in ihre Heimatstadt gezogen.

VSE St. Pölten hat Dich in jungen Jahren geholt. Rapid war auch dran?

Ja. Aber als 18-Jähriger aus Kärnten zu den ganzen Stars, die Rapid damals hatte, da habe ich mich nicht richtig drüber getraut. Mir war immer wichtig, dass ich mich rundum wohlfühle. Das habe ich gebraucht, um gute Leistungen zu bringen.

Dann hat beim GAK alles gepasst? Dort warst du ja zehn Jahre?

Es war die erfolgreichste Zeit und Graz auch wunderschön. Einmal wäre ich aber fast bei Udinese gelandet. Das war ... wann war das gleich (Didi überlegt, Birgit hilft: "Vor unserer Hochzeitsreise"), ah ja im Winter 1996. Wir haben in Graz verhandelt und waren uns einig über einen Vertrag für dreieinhalb Jahre. Aber der GAK hat zuviel Ablöse verlangt. Vorher hab ich zwei gute Spiele im Europacup gegen Inter germacht, die haben sie gesehen, und Trainer Alberto Zaccheroni wollte mich unbedingt.

Bedauerst Du das aus heutiger Sicht?

Man kann eh nicht sagen, wie es gelaufen wäre. Ich hätte es mir aber zugetraut, war in Topform und es wäre spannend gewesen. Mittelstürmer war Oliver Bierhoff und die haben sich jedes Jahr für den Europacup qualifiziert.

Wer war dann Dein bester Mitspieler?

(Didi überlegt lange) Da nur einen zu nennen, ist schwer. Insgesamt war Mario Kempes ein Wahnsinn, wenn man bedenkt was er alles erreicht hat, wie sensationell gut er bei uns beim VSE noch gespielt hat und wie bodenständig er geblieben ist. Das hast wohl selten, dass ein Weltstar einfach komplett normal ist.

Deine Lieblingstrainer?

Der Hans-Ulrich Thomale war schwer in Ordnung. Auch der Schani Skocik (beim LASK, Anm.) und natürlich der Werner Gregoritsch. Der Gregerl hat vielleicht seine eigene Art, ist aber ein überaus herzlicher Mensch.

Bildershow Dieter Ramusch:

Dein härtester Gegenspieler?

(Birgit und Did lachen) Der Harti! Definitiv. Der Linksverteidiger Jürgen Hartmann. Was mir der immer dreingefahren ist, wie ich noch beim VSE war, unfassbar! (Birgit: "Einer wie der Andi Dober.") Dann sind wir beim GAK Freunde geworden. (Birgit: "Jetzt fahren wir miteinander in den Urlaub.")

Der bitterste Moment war die Nichtnominierung für die WM 1998?

Ja. Um 11 Uhr war Kaderbekanntgabe und um 10 Uhr hat das Handy geläutet. Als ich gesehen hab, dass es Herbert Prohaska ist, war mir gleich alles klar. Er hat gesagt, dass er Markus Schopp und Harald Cerny mitnimmt und ich auf Abruf bin, wenn einer der zwei ausfällt. Neben mir hat es auch noch Adi Hütter, Herfried Sabitzer erwischt. Das war bitter.

Mit Herfried Sabitzer hast Du ja beim LASK und GAK gespielt.

Genau. Beim Sabi waren wir kürzlich auf Besuch und haben uns wieder mal den GAK angeschaut. Wennst einmal ein Roter bist, bleibst immer ein Roter. Super, wie die sich wieder hochgearbeitet haben. Mit dem Sabi war es überhaupt toll. Wenn mir da eine Flanke abgerissen ist, war der trotzdem immer dort, wo der Ball hin ist. Ein klassischer Mittelstürmer, der sich immer voll reingewuchtet hat. So etwas gibt's heute gar nicht mehr.

Wen siehst Du sonst noch auf aus der "alten Zeit"?

Leider nicht so viele, die Wege verlaufen sich halt. Am häufigsten treffe ich mich mit Michi Paal. Jetzt waren wir erst wieder gemeinsam beim SKN gegen Sturm auf der Ost-Tribüne.

Welchen Sport machst Du noch?

Am liebsten geh ich laufen, oder bin mit dem Mountainbike unterwegs. Mit zwei künstlichen Hüften kannst  sowieso nicht viel machen. Darum habe ich auch nicht unterklassig gekickt. Als ich mit 36 aufgehört hab, hatte ich schon zwei Bandscheibenvorfälle.

(im Bild unten der Jubilar heute)

Das Interview führte Thomas Schöpf