15.11.2019 15:09 Uhr

Unterschätzter Anführer! Löws neuer Abwehrchef Ginter

Matthias Ginter ist gegen Weißrussland gesetzt
Matthias Ginter ist gegen Weißrussland gesetzt

Matthias Ginter ist im EM-Qualifikationsspiel gegen Weißrussland der neue Abwehrchef der deutschen Nationalmannschaft - ausgerechnet in seinem Wohnzimmer.

Als Matthias Ginter auf der abschließenden Pressekonferenz die taktische Marschroute vorgab, lächelte der wenige Meter entfernt wartende Joachim Löw zufrieden. Mit der Beförderung des Gladbachers zum neuen Abwehrchef für das EM-Qualifikationsspiel am Samstag (20:45 Uhr) gegen Weißrussland in dessen Wohnzimmer hat der Bundestrainer die nach dem Ausfall von Niklas Süle entstandene Lücke vorerst geschlossen.

"Matze wird manchmal ein bisschen unterschätzt. Ich aber weiß, wie zuverlässig er ist und was er leisten kann", sagte Löw über den 25-Jährigen.

Trotz seines noch recht jungen Alters hat der Innenverteidiger des Bundesliga-Spitzenreiters Borussia Mönchengladbach schon viel erlebt. Weltmeister 2014, Olympia-Silber 2016, Confed-Cup-Sieger 2017 - Ginter verfügt über reichlich internationale Erfahrung. Dabei habe man ihm anfangs in Freiburg "überhaupt nicht zugetraut, Bundesligaspieler zu werden."

Ginter will sich "jeden Tag weiterentwickeln"

Inzwischen hat Ginter 207 Spiele in Deutschlands höchster Klasse absolviert und dabei meist umsichtig agiert. Vom Platz geflogen ist er noch nie. "Ich habe nichts geschenkt bekommen, musste mir alles sehr hart erarbeiten", sagte Ginter, der sich selber als "sehr ehrgeizigen Spieler" bezeichnet: "Ich versuche jeden Tag, voranzukommen und mich als Persönlichkeit zu entwickeln."

Das gelingt ihm im Verein glänzend, nun muss er auch im DFB-Team auf dem Platz und in der Kabine mehr aus sich herausgehen. Durch seine guten Leistungen hat er sich schon mal mehr Respekt verschafft. "Ich weiß, wie man mich intern sieht. Das ist für mich wichtig", sagte Ginter.

Der Höhenflug mit Gladbach hat sein Selbstvertrauen gesteigert, Ginter genießt teamintern ein höheres Standing. "Im Training habe ich eine Situation nicht so schlecht gelöst, da sagte Timo Werner zu mir: 'Man merkt schon, dass du ganz oben stehst'", berichtete Ginter schmunzelnd.

Erstes Länderspiel im heimischen Stadion

Erstmals wird er nun bei einem Länderspiel im Borussia-Park auflaufen - und dann gleich als Chef der Viererkette. Dies sei "ein besonderes Gefühl". Angesichts der personellen Lage wird er sich an die Chefrolle gewöhnen müssen, auch bei der EM 2020 könnte Ginter das Team von hinten heraus führen. Der aussortierte Mats Hummels spielt noch keine Rolle in Löws Gedanken Richtung EURO, ob Süle nach seinem Kreuzbandriss rechtzeitig fit wird, steht in den Sternen.

Löw versicherte, auf Süle "keinen Druck auszuüben". Das Allerwichtigste sei, "dass der Spieler hundertprozentig gesund wird". Da dürfe "nichts zurückbleiben", so Löw.

Daher ist jetzt erst einmal Ginter gefordert. Auch wenn es am Samstag gegen keinen Top-Gegner geht, wartet Arbeit auf den Gladbacher. "90 Minuten Ruhe gab es noch nie", sagte er und forderte von seinen Teamkollegen, dass sie "viel in Laufwege mit dem Ball investieren." Konter müsse man zudem früh unterbinden, um wenige Chancen zuzulassen. Löw hörte bei Ginters Aussagen zu und lächelte dabei zufrieden.