19.11.2019 12:08 Uhr

Wie wahrscheinlich ist ein Guardiola-Wechsel zum FC Bayern?

Heuert Pep Guardiola beim FC Bayern München an?
Heuert Pep Guardiola beim FC Bayern München an?

Zwar erhielt Interimscoach Hansi Flick eine Jobgarantie bis zur Winterpause, doch im Hintergrund läuft die Suche des FC Bayern München nach einem Nachfolger von Niko Kovac auf Hochtouren. Dabei rückt ein an der Säbener Straße bekannter Trainer in den Fokus: Pep Guardiola.

Der Spanier trainierte die Münchner bereits von 2013 bis 2016 ehe es ihn zu Manchester City in die Premier League  zog. Doch passt Guardiola noch zum FC Bayern? Wäre der 48-Jährige überhaupt verfügbar? Und wie wahrscheinlich ist ein Wechsel?

Berater Josep Maria Orotbig wies die Gerüchte rund um einen Wechsel seines Schützlings zuletzt zurück. Dennoch dürfte der Name Guardiola in den Gedankenspielen der Münchner früher oder später eine Rolle spielen. weltfussball.de beantwortet die wichtigsten Fragen zu einer möglichen Verpflichtung:

  • Pep Guardiola zum FC Bayern? Das ist der aktuelle Stand

Nachdem sich die Gerüchte um Arséne Wenger als Kovac-Nachfolger zerschlagen haben, brachten das englische Sport-Portal "The Athletic" und die "Sport Bild" den Namen Pep Guardiola ins Spiel.

Bei der Jahreshauptversammlung des deutschen Rekordmeisters kommentierten die Verantwortlichen die Spekulationen erstmals und schlossen eine Verpflichtung von Guardiola nicht kategorisch aus.

"Der Vorstand wird versuchen, nach bestem Wissen und Gewissen den besten Trainer für den FC Bayern zu bekommen. Pep Guardiola ist ein super Trainer, aber er hat bei Manchester City Vertrag", sagte der neue Präsident Herbert Hainer.

Die Gerüchte verdichteten sich, als der "Mirror" berichtet, dass Guardiola eine Ausstiegsklausel in seinem Vertrag verankert hat. Einer Trennung im Sommer stünde somit nichts im Wege, sofern der Trainer eine neue Herausforderung suchen möchte.

Dieser Fall tritt laut Berater Orotbig allerdings nicht ein. Nachdem er zuletzt noch Raum für Spekulationen ließ, äußerte er sich gegenüber "Bild" unmissverständlich: "Pep hat zu keiner Zeit Interesse daran gezeigt, als Trainer nach Deutschland zurückzukehren. Guardiola erfüllt immer seine Verträge. Ich dementiere alle Gerüchte!"

  • Was würde Pep Guardiola beim FC Bayern verändern?

Mit seinem Ballbesitz-Fußball prägte Guardiola die Spielweise des FC Bayern wie kein anderer Trainer. Der Taktik-Fuchs steht für Tiki-Taka-Fußball und detailversessenes Positionsspiel auf allerhöchstem Niveau. Guardiola verordnete dem FCB-Team eine beeindruckende Dominanz und teils spektakuläre taktische Variabilität. 

Eine klare Spielidee, wie sie Guardiola leibt und lebt, wurde zuletzt beim FC Bayern vermisst. Eine klare Marschroute würde den Münchnern derzeit gut zu Gesicht stehen und helfen, die fehlende Konstanz zurückerlangen. Außerdem würde Guardiola mehr als nur spielerischen Glanz zurück an die Säbener Straße bringen.

Unter dem Spanier dürften Spieler wie Thiago und Coutinho mehr in den Fokus rücken als unter Flick. Guardiola setzt bevorzugt auf Individualisten, die Gegenspieler auch mal umkurven können. Als Fan von Thiago gilt der 48-Jährige ohnehin. Mit der Aussage "Thiago oder nix" lotste er seinen Landsmann 2013 zum FC Bayern.

  • Was spricht für eine Verpflichtung von Pep Guardiola?

Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge gilt als großer Fan von Guardiola. Den ehemaligen Bayern-Coach bezeichnete er einst als "Bruder im Geiste". Auch bei den aktuellen Spielern, die noch unter Guardiola gespielt haben, genießt der 48-Jährige höchstes Ansehen.

"Ich kenne Guardiola, ich habe ihm viel zu verdanken", sagte Joshua Kimmich vor Kurzem und betonte: "Ich würde mich nicht dagegen wehren, wenn er kommt ..." "Er ist einer der besten Trainer der Welt, wenn nicht sogar der beste", schwärmte Thiago.

Neben seinem ausgezeichneten Ruf im direkten Umfeld des FC Bayern, hat sich Guardiola auch außerhalb des Fußballs ein Netzwerk aufgebaut. Der ManCity-Coach besitzt noch immer eine Immobilie in München und fühlt sich in der Landeshauptstadt heimisch. "Ich werde hierher zurückkommen, nach Deutschland, vielleicht auch als Trainer", kündigte er bei seinem Bayern-Abschied 2016 an.

  • Was spricht gegen eine Verpflichtung von Pep Guardiola?

Pep Guardiola hat hohe Ansprüche - nicht nur an sich selbst und sein Team, sondern auch an die Kaderplaner. In seiner Zeit bei Manchester City war der ehemalige Mittelfeldspieler für Transfers in Höhe von über einer Milliarde Euro verantwortlich.

Damit stößt er in Sphären vor, die ganz und gar nicht zur sparsamen Tranferphilosophie der Münchner passen. Der FC Bayern könnte dem Startrainer sicherlich nicht jeden Wunschspieler vor die Nase setzen. Der Wunsch der Bayern, zukünftig mehr auf den eigenen Nachwuchs zu setzen, korrespondiert zudem nicht gerade mit Guadiolas Denkweise bei Einkäufen.

Außerdem würde bei einer Rückkehr enorm großer Druck auf Guardiola lasten. Seine drei durchaus erfolgreichen Jahre in München mit drei Meisterschaften und zwei Pokalsiegen wäre wohl nur zu toppen, wenn er die Königsklasse gewinnt. Ein Versäumnis, das ohnehin noch auf dem Coach lastet.

Hinzu kommt, dass Guardiola als ein Mensch gilt, der ständig neue Herausforderungen sucht. Angeblich ist der ehemalige Nationalspieler an einem Job in Italien oder als Nationaltrainer Katars interessiert.

Als weiteres Problem könnte sich die schlechte Beziehung mit Mannschaftsarzt Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt erweisen. Nach einem Streit mit dem damaligen Trainer hatte der Arzt die Münchner zwischenzeitlich verlassen. Seit Ende 2017 ist Müller-Wohlfahrt wieder im Amt. Eine erneute Zusammenarbeit der beiden Streithähne ist nahezu undenkbar.

  • Wie wahrscheinlich ist ein Wechsel von Pep Guardiola zum FC Bayern?

Nach zwei Meisterschaften in Folge droht Guardiolas Erfolgsserie bei Manchester City zu reißen. Der FC Liverpool ist in der Premier League mittlerweile um neun Punkte enteilt. Auch in der Champions League gelten die Citizens nicht gerade als Titelfavorit.

Zwar läuft sein Vertrag auf der Insel noch bis 2021, doch länger als vier Jahre, hielt es den Coach nie bei einem Klub. Ein Tapetenwechsel wäre für den Olympiasieger von 1992 kein sehr überraschender Schritt.

Ein Wechsel zurück zum FC Bayern ist dennoch unwahrscheinlich, gänzlich ausschließen kann man einen Trainer-Coup der Münchner allerdings auch nicht - wenn auch erst in zwei Jahren.

Lissy Beckonert