22.11.2019 13:55 Uhr

Das sind die fünf größten Brandherde beim VfB Stuttgart

VfB Stuttgart in der 2. Bundesliga in der Krise
VfB Stuttgart in der 2. Bundesliga in der Krise

Der VfB Stuttgart steckt in der 2. Bundesliga in der Krise, vier der letzten fünf Partien gingen verloren. Misslingt nach dem bitteren Abstieg aus dem Oberhaus in der Vorsaison nun auch noch die Mission direkter Wiederaufstieg?

Am Sonntag (ab 13:30 Uhr) steht das ebenso prestigeträchtige wie richtungweisende badische-schwäbische Derby beim Karlsruher SC an. Ein Sieg muss her, um die Atmosphäre am Neckar nicht endgültig zu vergiften.

Woran hakt es derzeit bei den Stuttgartern? Ist der Aufstieg wirklich ernsthaft in Gefahr? weltfussball analysiert die Situation beim VfB und die fünf größten Stuttgarter Brandherde.

1. Brandherd des VfB Stuttgart: Fehlende Gefahr in der Offensive

Von allen 18 Mannschaften der 2. Bundesliga hat der VfB Stuttgart die meisten Torschüsse abgegeben - mit Abstand. Trotzdem kommen die Canstatter nur auf durchschnittliche 20 Tore nach 13 Spielen. Sogar Kellerkind VfL Bochum hat vier Treffer mehr erzielt als die Schwaben, die mit Nicolás González, Hamadi Al Ghaddioui, Mario Gomez oder Daniel Didavi auf dem Papier geballte Offensivpower in ihren Reihen haben.

Auf mehr als vier Treffer kommt aber kein einziger VfB-Angreifer. Stattdessen hadert der Tabellendritte in schöner Regelmäßigkeit mit ausgelassenen Großchancen, die mittlerweile schon massig Punkte gekostet haben. Alleine beim 0:1-Rückschlag zuletzt in Osnabrück reichten 22 Torschüsse sowie 67 Prozent Ballbesitz nicht aus, um ein Tor zu erzielen.

Besonders deutlich lässt sich die Flaute in der VfB-Offensive an Ex-Nationalspieler und Star-Stürmer Mario Gomez ablesen. Der 34-Jährige bringt es auf ein mickriges Törchen in der laufenden Spielzeit, ist von einem Stammplatz unter Trainer Tim Walter mittlerweile meilenweit entfernt. Derzeit taugt Gomez wenn überhaupt als Einwechselspieler, obwohl ihm noch nie große Joker-Qualitäten zugesprochen wurden - ein trostloser Karriere-Herbst für einen Champions-League-Sieger von 2013.   

2. Brandherd des VfB Stuttgart: Leistungsschwankungen bei den Stammspielern

Mehr als Bankdrücker ist Mario Gomez beim VfB schon lange nicht mehr
Mehr als Bankdrücker ist Mario Gomez beim VfB schon lange nicht mehr

Immer wieder fallen die VfB-Akteure mit individuellen Böcken auf. Stellungsfehler in der Defensive, Stockfehler im Spielaufbau oder eben kläglich vergebene Großchancen: Die Liste der Unzulänglichkeiten zieht sich durch alle Mannschaftsteile.

Sommer-Neuzugang Atakan Karazor musste nach individuellen Patzern auf der Sechs schon ebenso als Sündenbock herhalten wie Angreifer González, wenn vorne mal wieder die Null stand. 

Vor Saisonstart unterstrich Neu-Coach Walter: "Wer sich für den VfB entscheidet, muss auch dementsprechend liefern."

Die große Erwartungshaltung scheint die Stars und Sternchen im weiß-roten Dress mit dem Brustring teilweise zu überfordern. Nach der letzten Liga-Niederlage stellte Ex-Nationalspieler Gonzálo Castro fest: "Vielleicht kommen manche nicht damit klar."

Im Fokus der Kritik stehen neben unerfahrenen Youngsters im Team aber vor allem auch die Routiniers. Abwehrmann Emiliano Insúa spielt beispielsweise eine eben so wenig überzeugende Saison wie seine jüngeren Kollegen. Es fehlt der Turm in der Schlacht. 

3. Brandherd des VfB Stuttgart: Der fehlende "Plan B" bei Tim Walter

Tim Walter hat die VfB-Bosse mit seiner Vorstellung von kompromisslosem Ballbesitz- und Dominanzfußball überzeugen können. Auch im Umfeld kam die Herangehensweise des Fußballlehrers gut an. Bei seinem Amtsantritt im Sommer verbreitete Walter Aufbruchstimmung und neue Euphorie rund um die Mercedes-Benz-Arena.

Wenige Monate später offenbaren sich die Schwächen der Stuttgarter Spielkontrolle. Die Gegner stellen sich mittlerweile gut auf die Herangehensweise des Absteigers ein, lassen sich zunächst einmal fallen und warten ab, was der VfB so auf den Rasen bringt.

Und das ist besonders in den ersten Halbzeit eher dürftig: Erst vier mal in der laufenden Saison wechselte der Traditionsverein bei eigener Führung die Seiten. Walters Elf hat zu oft Schwierigkeiten, offensichtliche Vorteile in Sachen Spielkontrolle auch in Torgefahr und letztlich Zählbares umzumünzen.

4. Brandherd des VfB Stuttgart: Der Umbruch hat Spuren hinterlassen

20 Zugänge, 18 Abgänge: Der XXXL-Umbruch der Stuttgarter hat das Gesicht des Teams komplett verändert. Mentalität und Hierarchie müssen sich erst finden, werden besonders bei den Rückschlägen der letzten Wochen auf harte Proben gestellt.

Auch, wenn Walter nach den Pleiten der letzten Wochen mehrmals betonte, in seiner Karriere "genug Krisen durchlebt" zu haben und "damit umgehen und gut schlafen" zu können: Es ist offensichtlich, dass das Vertrauen ins eigene Konzept und in die eigene Mannschaft bei den größtenteils jungen Stammkräften des VfB eben noch nicht so gefestigt sind, wie der Linienchef es gerne hätte.

Walter selbst ist von seiner Herangehensweise weiterhin überzeugt und nimmt dabei sogar in Kauf, teilweise ins Überhebliche zu verfallen: "Ich versuche, gut mit Menschen umzugehen. Das gelingt mir. Und das kriegt man irgendwann zurück!" Noch Fragen?!

5. Brandherd des VfB Stuttgart: Das Theater auf der Führungsebene

Der gesamte Klub kommt seit Monaten, gar seit Jahren nicht richtig zur Ruhe. Die häufigen Trainerwechsel, Inkonsistenz in der Kaderplanung sowie das Theater um Ex-Präsident Wolfgang Dietrich und die anhaltende Suche nach einem neuen Klubboss: Die Unruhe beim VfB ist hausgemacht.

In Sachen Präsidenten-Suche feuerten einstige Klubikonen zuletzt aus allen Rohren. "Die aktuellen Gremien zeichnen sich durch Missgunst, Lügen und Verunglimpfung aus", schrieb Thomas Berthold im "kicker".

Guido Buchwald, der selbst lange Zeit als Kandidat galt, postete auf Facebook voller Enttäuschung: "Man will in der Vereinsführung keine Fachleute mit eigener Meinung, sondern man will Opportunisten und Ja-Sager, damit man - wie in den vergangenen Jahren - ungestört weiter den Klub nach seinen Vorstellungen führen kann."

Claus Vogt und Christian Riethmüller stehen noch zur Wahl, die allerdings erst am 15. Dezember stattfindet. Vielleicht ist zumindest dieser VfB-Brandherd danach endlich Geschichte.

Mats-Yannick Roth