23.01.2020 17:19 Uhr

Emre Can: Die Lösung aller BVB-Probleme?

Emre Can könnte die Mentalität des BVB beflügeln
Emre Can könnte die Mentalität des BVB beflügeln

Emre Can möchte Juventus Turin noch in der Winterpause verlassen. Diesen Wunsch hat der Nationalspieler bei seinem Verein bereits hinterlegt. Angeblich soll Borussia Dortmund großes Interesse an dem 26-Jährigen haben. Beim BVB würde er ein großes Manko beheben.

Bei Borussia Dortmund haben sie durchaus Sorgen. Und diese Sorgen sind durchaus groß. In das gewaltige Grübeln nicht eingeschlossen ist Erling Haaland. Dabei passiert mit dem Norweger exakt das, was sie beim BVB eigentlich unbedingt verhindern wollten. Nach seinem famosen Debüt beim FC Augsburg am 18. Spieltag der Fußball-Bundesliga ist der Hype ausgebrochen. Fließband-Tore und eine Weltkarriere werden dem 19-Jährigen prophezeit. Selbst Trainer Lucien Favre, sonst eher der Typ Anti-Hype, plaudert ganz begeistert daher.

"Solche Spieler zu trainieren macht viel, viel Freude", sagt der Schweizer vor dem Liga-Duell mit dem 1. FC Köln am Freitag (ab 20:30 Uhr).

Womöglich spielt Haaland gegen den so formstarken Aufsteiger erstmals von Beginn an. Was angesichts seiner kurzen Zugehörigkeit zum Klub eine wenig spektakuläre Nachricht ist. Nun, in Köln gehen sie jedenfalls davon aus, dass sich der Sturmwucht von der ersten Minute an erwehren müssen. Und um nach vier Siegen in Serie in der Spur zu bleiben, erarbeiten sie sich Ideen, um den Stürmer "in den Griff zu bekommen", wie Torhüter Timo Horn bei "RTL Nitro" sagte.

Mit der Defensive sind sie aber auch in Dortmund beschäftigt. Denn sie ist es eben, die ihnen Sorgen bereitet. So hallten die wilden Aussetzer und Patzer in der Abwehr beim Sieg in Augsburg bei Favre mehr nach als Haalands Debüt. "Wir müssen mit mehr Konzentration spielen und Aktionen besser antizipieren."

Defensiv-Schwäche bereitet dem BVB Sorgen 

Die 27 Gegentreffer und ihre teilweisen slapstickartigen Vorgeschichten machen aber nicht nur den Coach nachdenklich. "Wir müssen schnellstmöglich stabiler werden", sagte Lizenzspielerchef Sebastian Kehl, der das Titelziel in Gefahr sieht: "Wenn wir am Ende erfolgreich sein wollen, müssen wir deutlich besser verteidigen und weniger Gegentore kassieren." Womöglich ist dafür externe Hilfe notwenig. Und zwar die von Emre Can.

Der deutsche Nationalspieler, der in dieser Spielzeit bei Juventus Turin bloß ein Seltenheits-Arbeiter ist, möchte die Italiener verlassen. Laut "Gazzetta dello Sport" ist der BVB der Klub der Wahl des 26-Jährigen. Wie "Sky" berichtet, soll sogar bereits verhandelt worden sein.

Ein Wechsel von Can könnte für die Borussen zum nächsten großen Coup werden. Vielleicht sogar zum noch größeren als der von Haaland. Denn im Leistungsportfolio des 26-Jährigen stehen ganz viele Dinge, die den Dortmundern gut täten. Er ist körperlich sehr robust. Er ist zweikampfstark. Und er schont sich nicht. Ein Typ wie einst Sven Bender, den sie in Dortmund wegen seines aufopferungsvollen Spiels geliebt haben. Und die Scheu vor dem Duell, ein Mangel an Mentalität und Willen - das waren die nervtötenden Themen, die der BVB in der turbulenten Hinrunde nie wirklich abschütteln konnte.

Wie gut Can, der im Sommer für den Europameisterschaftskader von Bundestrainer Joachim Löw nominiert werden möchte, spielen kann, das haben sie in dieser Saison ausgerechnet in Dortmund gesehen. Beim Länderspiel gegen Argentinien Mitte Oktober.

Can, der dank seiner Laufbereitschaft und seiner guten Technik und seiner Spielintelligenz ein Mann für das defensive Mittelfeld ist, half in der heftigst gebeutelten Innenverteidigung aus - und empfahl sich mit einer überragenden Leistung gegen Paulo Dybala und Lautaro Martínez nachdrücklich. "Es war eines der besten Spiele, die ich von Emre bei uns erlebt habe", schwärmte Löw. Viele andere in Dortmund hatten das genauso gesehen.

Tobias Nordmann