29.01.2020 13:14 Uhr

Rummenigge beendet Spekulationen um Bayern-Transfers

Karl-Heinz Rummenigge hat auf dem SPOBIS gesprochen
Karl-Heinz Rummenigge hat auf dem SPOBIS gesprochen

Der SPOBIS ist mit über 3.500 Teilnehmern und mehr als 175 Referenten der Treff des Jahres in der Sportwelt. Am Mittwoch war Karl-Heinz Rummenigge vom FC Bayern München zu Gast und sprach über mögliche Modusänderungen der Champions League sowie die Transferplanungen im Winter.

Karl-Heinz Rummenigge hat im Rahmen eines Talks beim SPOBIS 2020 weitere Wintertransfers beim FC Bayern kategorisch ausgesprochen. "Zum Glück schließt am Freitag das Transferfenster. Es gibt keinen Transfer mehr zu vermelden. Wir haben einen tollen Kader", sagte der Vorstandsvorsitzende des Rekordmeisters.

Mit Lucas Hernández, Javi Martínez und Serge Gnabry seien drei verletzte Spieler unter der Woche ins Training zurückgekehrt, auch Kingsley Coman sei bald wieder soweit. "Wir haben einen tollen Spirit in der Mannschaft", bekräftigte der 64-Jährige.

Champions League on tour für Rummenigge sinnlos

Man müsse "nicht zwingend Geld ausgeben und einkaufen, nur, weil das Transferfenster offen ist", ergänzte Rummenigge, der auch eine mögliche Modusänderung der Champions League für sinnlos erachtet.

"Unsere Trainer, unsere Spieler würden uns ins Kreuz reinspringen, wenn wir daran teilnehmen. Wir haben überhaupt kein Interesse, an diesem Turnier teilzunehmen, und wir werden auch nicht teilnehmen", sagte Rummenigge beim Branchentreffen SpoBis in Düsseldorf.

Zuletzt waren Pläne für ein Sommerturnier mit 16 Topvereinen aus Europa bekanntgeworden, das in den USA gespielt werden soll. Diese Idee habe Andrea Agnelli, Chef von Juventus Turin und der European Club Association, gemeinsam mit US-Milliardär Stephen Ross kürzlich mehreren europäischen Spitzenclubs präsentiert, berichtete die "Bild am Sonntag".

Rummenigge versicherte, er habe an den Gesprächen in Paris nicht teilgenommen. Ein solcher Wettbewerb über zwei bis drei Wochen im Sommer würde aus seiner Sicht "keinen Sinn" machen.

Die "Champions League on Tour" könnte den International Champions Cup ersetzen, an dem in den vergangenen Jahren diverse Topvereine - darunter auch Bayern München und Borussia Dortmund - teilgenommen hatten. Der sportlich bedeutungslose Wettbewerb diente vielen Vereinen zur Saisonvorbereitung und zur Imageverbesserung in Übersee.

Alle Aussagen von Rummenigge gibt es hier zum Nachlesen:

+++ Rummenigge über die mögliche Absenkung der Altersgrenze +++

Ich halte die Idee des BVB für sehr gut, ich verstehe den Ansatz. Die Spieler sind heutzutage auch körperlich weiter als vor zehn oder 20 Jahren. Die Gremien werden sich dessen annehmen und dann hoffentlich dafür stimmen. Wir mussten ja bei Alphonso Davies auch warten bis er 17 wurde, ehe wir ihn einsetzen durften.

+++ Rummenigge über Fußball im TV +++

Leider waren wir ja schon die letzte Bastion, in der das Free-TV überhaupt eine Rolle im Fußball gespielt hat. In allen anderen Ländern gibt es Top-Fußball nur im Pay-TV. Der Konsument wird sich auf die Situation einstellen. Allein, weil es so einfach ist mit Apps und allem, was dazu gehört. Die junge Generation hat damit gar kein Problem und ich selbst auch nicht, also werden es andere auch hinbekommen. Man muss nur im Auge behalten, dass es nicht zu teuer wird.

+++ Rummenigge über die TV-Rechteausschreibung +++

Vor ein paar Monaten hatte ich, ehrlich gesagt, ein paar Bedenken. Das hing mit der Ausschreibung der Champions-League-Rechte angeht, weil "Sky" dort komplett leer ausgegangen ist. Mich hat diese Situation an den Verlust der Bundesliga-Rechte zu Zeiten von "Sky" als "Premiere" erinnert , damals ist die Aktie um 50 Prozent eingebrochen. Für die neue Ausschreibung bin ich aber zuversichtlich, denn Christian Seifert als DFL-Chef leistet sehr gute Arbeit und hat auch bei der letzten Ausschreibung ein dickes Plus an Erlösen erzielt.

+++ Rummenigge über Klub-Philosophien +++

Jeder Klub braucht eine eigene Philosophie. Die ganz großen Klubs aus England und Spanien werden immer etwas höhere Umsätze fahren als der FC Bayern. Aber wir, wie auch Borussia Dortmund, haben es durch andere Philosophien geschafft, mit ihnen mitzuhalten. Und das ist auch unser Ziel in den nächsten Jahren.

+++ Rummenigge über das Financial Fair-Play +++

Wenn wir Bundesligisten an der Champions League teilnehmen wollen, müssen wir uns ja Lizenzen sichern. Es ist im Verfahren dort vieles festgelegt, nur keinen Strafenkatalog. Den müssten man einführen und ein Stück weit Transparenz mit einbringen. Es gibt klare Regeln, auch Finanzspritzen oder -doping betreffend. Aber man weiß nicht, wie Vergehen in diesem Bereich sanktioniert werden. Grundsätzlich halte ich das FFP, wenn es stringent und seriös umgesetzt wird, für ein wichtiges Instrument.

+++ Rummenigge über die Bundesliga +++

Wir leben innerhalb der Bundesliga in guten Zeiten, vor allem dank des Solidargedanken - auch in den TV-Verträgen. Ich lese mittlerweile Bilanzen anders als noch vor ein paar Jahren und stelle fest: Es gibt keinen Bundesligisten, der Verluste schreibt. 

+++ Rummenigge über die Rolle des deutschen Fußballs +++

Wir haben alle eine Verantwortung für den Fußball, die größer sein muss als jene für einen Börsenkurs. Ich denke, dass Aki Watzke und ich da genau einer Meinung sind. Auch im Fußball gibt es Nachhaltigkeit, die gefordert und gefördert werden muss. Die Bundesliga, um nicht zu sagen der deutsche Fußball, ist ein wichtiger Faktor im europäischen Fußball, das sieht man ja an den Personen, die in den Gremien tätig sind. 

+++ Rummenigge über mögliche Modusänderungen der Champions League +++

Ich würde nichts ausschließen. Das Format, das jetzt diskutiert wurde, ist das Umgekehrte von dem aktuellen, sprich vier Achtergruppen. Also alleine 14 Gruppenspiele und 21 insgesamt bis zum Finale. Man muss ja kein Philosoph sein, um zu erkennen, dass dabei viel Langeweile entstehen würde. Wenn man ehrlich ist, beginnt ja selbst die aktuelle Champions League erst jetzt mit der K.o.-Phase. Es muss im Vordergrund stehen: Was ist gut für den Fußball? Das müssen wir alle mehr einfordern.

+++ Rummenigge über die Super League +++

Erstmal möchte ich klar und deutlich festhalten, dass wir uns zu keinem Zeitpunkt damit beschäftigt haben, an einer Super League teilzunehmen. Dafür wären wir auch von unseren Fans geschächtet worden. Wir, wie auch Borussia Dortmund, haben uns zur Bundesliga bekannt. Wir genießen es auch an der Champions League teilzunehmen.

Aber wir haben nicht an den jüngsten Gesprächen in Paris zur Champions League On Tour teilgenommen, weil das für uns einfach keinen Sinn ergibt. Dieser Wettbewerb würde bedeuten, dass 16 Mannschaften diese in der Pre-Season mindestens zwei bis drei Wochen im Juli spielen müssten. Das kommt einfach nicht in Frage, allein von Seiten der Spieler.

+++ Rummenigge über Real-Präsident Pérez +++

Ich glaube, dass Florentinos Problem die Premier League ist, weil die etwa dreimal so hohe nationale TV-Erlöse erzielt als alle anderen. Deshalb haben sie sich gute Spieler und Trainer geholt und zuletzt eben auch Managementqualitäten. Sie haben sich alles gut aufgebaut und genutzt. In der Nachwuchsarbeit sind sie auch zu einer Benchmark geworden. Deshalb versuchen nun alle mit ihnen mitzuhalten, was nicht einfach ist.

+++ Rummenigge über die Champions League +++

Ich kenne wenige Klubs, die mit dem aktuellen Format, sprich acht Gruppen à vier Mannschaften, der Champions League unzufrieden sind. Es gibt gar keinen Anlass zur Veränderung, mir geht das alles zu weit. Man muss vorher auch mit den Klubs, den Fans und den Zuschauern sprechen. 

+++ Rummenigge über die Kommerzialisierung des Fußballs +++

Das größte Problem ist, dass die Verbände entweder neue Wettbewerbe erfinden oder die bestehenden aufblähen. Wir sind so langsam an einem Punkt angekommen, wo wir "Stopp" sagen müssen, weil es nicht mehr dem Sport dient. Als Kontrast dazu: Als Franz Beckenbauer 1966 erstmals an einer WM teilnahm, waren es 16 Mannschaften sind. 50 Jahre später sind wir bei einer Verdreifachung.

+++ Programmänderung +++

Durch die Absage von Christian Lindner, der kurzfristig an einer Veranstaltung im Deutschen Bundestag teilnimmt, wird Karl-Heinz Rummenigge alleinige Gast auf dem Podium sein. Zudem wurde das ursprüngliche Thema gestrichen, stattdessen geht es nun um den internationalen Fußball.

+++ Beginn um 11:50 Uhr +++

Die Diskussion mit Rummenigge läuft unter dem Motto: "Führung, Zweifel, Druck: Der Umgang mit Verantwortung und Erwartung" und ist für 11:50 Uhr angesetzt. Laut Plan dauert diese 55 Minuten, ehe die Mittagspause ansteht.

+++ Auftritt von Rummenigge +++

Wie schon im vergangenen Jahr ist auch der Vorstandsvorsitzende des FC Bayern München, Karl-Heinz Rummenigge einer der Speaker. Ursprünglich sollte der Bayern-Boss gemeinsam mit Christian Lindner, dem Bundes- und Bundestagsfraktionsvorsitzenden der FDP Christian Lindner auf der Bühne stehen. Lindner, der zudem auch im Wirtschaftsrat von Borussia Dortmund sitzt, sagte seinen Auftritt jedoch kurzfristig ab.

+++ Die Referenten beim SPOBIS 2020 +++

Mats Hummels, Fabian Hambüchen, Fritz Keller und viele viele mehr: Die Liste der Referenten beim SPOBIS 2020 ist reich an prominenten Namen. Auch deshalb ist der SPOBIS das größte Sportbusiness-Event in Europa.