06.02.2020 12:55 Uhr

Dembélé und (s)ein großes Dilemma bei Barca

Ousmane Dembélé kommt bei Barca nicht in Tritt
Ousmane Dembélé kommt bei Barca nicht in Tritt

Sein Abschied von Borussia Dortmund war unrühmlich, seine Zeit beim FC Barcelona ist es bislang auch: Ousmane Dembélé ist und bleibt ein Sorgenkind. sport.de erklärt, warum Dembélé und auch Barca vor einem großen Dilemma stehen.

Im Sommer 2017 streikte sich Ousmane Dembélé vom BVB weg und wechselte für 125 Millionen Euro zum FC Barcelona. Seit diesem Wechsel vor zweieinhalb Jahren absolvierte der teuerste Abgang der Bundesliga-Geschichte 74 Spiele für die Katalanen.

Seinem Ruf, das Potenzial eines zukünftigen Weltstars zu haben, wurde er dabei nur selten gerecht. Natürlich ließ auch er sein Können ab und an aufblitzen. Seine Leistungen aber waren inkonstant und der Verein dementsprechend selten zufrieden.

Auch fiel der immer noch erst 22-Jährige durch zahlreiche Eskapaden abseits des Platzes auf: Fast-Food-Genuss, lange Nächte vor der Spiele-Konsole, Party-Ausflüge und Unpünktlichkeiten sind nur einige Stichwörter auf der langen Mängelliste.

Im Sommer 2019 sollte alles anders werden. Nachdem sowohl der Verein als auch der Spieler einen neuen Anlauf wagen wollten, zeigte sich Dembélé von einer anderen Seite. Früh begann der Linksaußen mit der Vorbereitung, fügte sich besser ins Teamgefüge ein und überraschte mit neuer Offenheit.

So wird Dembélé zum Problem - für sich selbst und Barca

Doch es dauerte gerade einmal bis Mitte August, ehe er neue Negativ-Schlagzeilen schrieb: Bei der 0:1-Auftaktniederlage von Barca bei Athletic Bilbao verletzte sich Dembélé am Oberschenkel. Doch anstatt am Tag nach dem Spiel zum Arzt zu gehen, tat er dies erst drei Tage später - aus Angst, wie sich später herausstellte.

Dieses Spiel in Bilbao sollte eines von gerade einmal neun in der gesamten Saison bleiben. Die Wahrscheinlichkeit oder gar Hoffnung, dass noch mehr hinzukommen, ist überaus gering. Denn nach einem Muskelriss, wie er ihn schon Ende 2017 erlitt, droht dem Weltmeister von 2018 das vorzeitige Saison-Aus. Mal wieder.

Satte 59 Spiele hat Dembélé in seiner Barca-Zeit aufgrund von Verletzungen verpasst - zumindest bis heute. Macht eine Ausfallquote von fast 45 Prozent, Tendenz steigend. Dies lässt nur einen Schluss zu: Er, oder anders ausgedrückt, sein Körper, scheint schlicht nicht für den anstrengenden Alltag eines Profi-Fußballers mit 60 Pflichtspielen im Jahr gemacht zu sein.

Und das ist für beide Seiten ein Problem. Der Dribbler ist kein Spieler, mit dem der FC Barcelona verlässlich planen kann. Er ist anders als die Großen ihres Fachs, wie Cristiano Ronaldo oder Teamkollege Lionel Messi, die praktisch nie bzw. nur sehr selten verletzt waren oder sind.

Messi wiederum soll den Barca-Bossen laut "Don Balon" jüngst nahegelegt haben, Dembélé alsbald zu verkaufen. Der Franzose habe "bei Weitem" nicht das Niveau, um sich bei den Katalanen durchzusetzen, soll der Argentinier geklagt haben.

Dembélé wird zum millionenschweren Risiko

Wäre der FC Barcelona ein normaler Arbeitgeber, wäre eine Trennung vom Arbeitnehmer aufgrund seiner Krankenakte allemal nachvollziehbar, gar längst überfällig. Nur würde der Verein die 125 gezahlten Millionen Euro aber natürlich gerne wieder einnehmen, ehe er einen Ersatz verpflichtet.

Das scheint ebenso schwer vorstellbar, wie ein Angebot eines anderen Top-Klubs. Wer geht schon ein millionenschweres Risiko ein, einen zwar hochtalentierten, aber genauso verletzungsanfälligen und wankelmütigen Spieler zu verpflichten?

Für Schwergewichte wie Manchester City, das sich mit ihm beschäftigt hat, kommt er so nicht infrage. Auch der FC Chelsea und Paris Saint-Germain waren schon in der Verlosung, sind unter diesen Voraussetzungen aber wohl keine Klubs mehr, die einen Dembélé ohne zu zögern unter Vertrag nehmen würden.

"Um Dembélé als Fußballer mache ich mir keine Sorgen"

Nicht nur für den FC Barcelona, auch für den Franzosen bedeutet die neue Verletzung ein neues Dilemma. Trainer Quique Sétien ließ am Mittwoch durchblicken, dass er sich vor allem um den Menschen Dembélé Gedanken macht: "Um Dembélé als Fußballer mache ich mir keine Sorgen. Er ist ein außergewöhnlicher Junge, der hart und mit einer Vision an seinem Comeback arbeitet. Jetzt könnten es drei, vier oder fünf Monate ohne Fußball für ihn werden - und den mag er am liebsten."

Ob Dembélé jemals wieder der Fußballer wird, der einst für 125 Millionen Euro vom BVB nach Spanien wechselt, darf durchaus bezweifelt werden. Oft stand er sich selbst in Weg, nun macht ihm sein Körper mal wieder einen Strich durch die Rechnung. Sollte Dembélé in ein paar Monaten wieder auf den Platz zurückkehren, wird nicht nur der FC Barcelona seine Ansprüche an den Weltmeister herunterschrauben müssen. Auch Dembélé beginnt wieder bei Null - ein Zustand, den der 22-Jährige nur allzu gut kennt.

Luis Holuch