15.02.2020 11:56 Uhr

Fragen und Antworten zum Ausschluss von Manchester City

Wie geht es mit Pep Guardiola und ManCity weiter?
Wie geht es mit Pep Guardiola und ManCity weiter?

Der englische Fußball-Meister Manchester City ist von der Finanzkontrollbehörde des Europa-Verbandes UEFA für die nächsten zwei Spielzeiten von allen Europapokal-Wettbewerben ausgeschlossen worden. Die UEFA begründete de Entscheidung mit "schwerwiegenden Verstößen" gegen das Financial Fair Play (FFP). Die wichtigsten Fragen und Antworten zum Ausschluss des Topklubs:

  • Was bedeutet das FFP?

Das 2011 von der UEFA eingeführte FFP schreibt den Vereinen einen kontinuierlich soliden Umgang mit ihren Finanzen vor. Im Grundsatz sollen Ausgaben von Klubs die Einnahmen zumindest nicht signifikant übersteigen. Das FFP wurde einerseits zum Schutz der Vereine vor einer Überschuldung durch maßlose Ausgaben für Transfers und Gehälter und andererseits zur Verhinderung unlauterer Wettbewerbsvorteile für Vereine durch unverhältnismäßige Zuschüsse von privaten Investoren installiert.

  • Wie funktioniert das FFP?

In die Bewertung fließen Werte aus den jeweils drei vergangenen Spielzeiten ein. Die Klubs haben ihre Angaben gegenüber der UEFA zu belegen. In der Gesamtbilanz darf das Minus die Grenze von 30 Millionen Euro nicht überschreiten.

  • Greift das FFP?

Die UEFA preist das Verfahren trotz vieler kritischer Stimmen als Erfolgsmodell. In einer Bilanz von Ende 2018 rechnete der Verband vor, dass 2017 die 718 erfassten Erstliga-Vereine einen kombinierten Gewinn von 600 Millionen Euro erwirtschafteten, nachdem die geprüften Vereine bei der FFP-Einführung noch einen kombinierten Verlust von 1,6 Milliarden Euro aufgewiesen hatten.

  • Was sind die konkreten Vorwürfe gegen Manchester?

Die Citizens haben nach Erkenntnissen der UEFA-Prüfer über mehrere Jahre hinweg unerlaubte Geldspritzen ihres Besitzers Scheich Mansour bin Zayed verschleiert. Der Betrug soll den Football-Leaks-Enthüllungen zufolge mithilfe von ebenfalls in den Vereinigten Arabischen Emiraten ansässigen Sponsoren abgewickelt worden sein. Dabei zahlten die Unternehmen ganz erheblich weniger als in den bei der UEFA eingereichten Verträgen vereinbart, und die Differenz glich Scheich Mansour aus seiner Privatschatulle aus. Laut Football Leaks bewegten sich die Zahlungen des Scheichs in Größenordnungen zwischen umgerechnet 13,7 Millionen und 68 Millionen Euro.

  • Was bedeutet die Strafe für die laufende CL-Saison?

Nichts - formal jedenfalls. Manchester wird wie geplant zu seinen Achtelfinals gegen Real Madrid und im Erfolgsfall auch in den weiteren Runden antreten können. Ein Titelgewinn der Citizens allerdings wäre ein erheblicher Imageschaden für die Königsklasse, würde doch die Grundlage des Erfolgs ganz offenkundig auf betrügerischen Machenschaften geschaffen worden sein.

  • Welche finanziellen Folgen hat die Sperre für Manchester?

Englische Medien errechneten kurz nach Verkündung des Europapokal-Banns für Manchester Verluste für den Verein in Höhe von umgerechnet rund 200 Millionen Euro. Die Summe setzt sich aus Prämien und Boni für die Teilnahme an der Champions League sowie zu erwartenden Ausfällen von Sponsoreneinnahmen zusammen. Zudem würde Manchester 2021 voraussichtlich auch nicht vom vorgesehenen Geldregen bei der Premiere des neuen Klub-WM-Formats profitieren können, wo jüngsten Medienberichten zufolge jeder Klub mindestens 46 Millionen Euro Antrittsbonus und der Sieger sogar 106 Millionen Euro kassieren soll.

  • Wie geht es weiter?

Manchester hat nach der Bekanntgabe des UEFA-Urteils umgehend Einspruch beim internationalen Sportgerichtshof CAS in Lausanne angekündigt. Die Engländer bestreiten bislang die Vorwürfe und dürften außerdem hilfsweise versuchen, dass die mutmaßlichen UEFA-Beweise aufgrund der illegalen Beschaffung durch Football Leaks nicht für das Verfahren zugelassen werden.

  • Wie lange dauert das CAS-Verfahren?

Eine Prognose ist schwierig. Im zuvor spektakulärsten Fall von FFP-Verstößen gegen den früheren Champions-League-Sieger AC Mailand verstrichen zwischen dem Einspruch der Italiener und dem Abschluss des Verfahrens mit einer einjährigen Sperre für Milan rund sechs Monate, allerdings war der Europapokal-Ausschluss der Lombarden auch das Ergebnis eines Vergleichs beider Parteien.

  • Was bedeutet die Sperre für Pep Guardiola und seine Mannschaft?

Das ist völlig offen. Grundsätzlich ist schwer vorstellbar, dass Guardiola sich im wichtigsten Wettbewerb Europas mit der Rolle des Zuschauers begnügen möchte. Der Vertrag des früheren Meister-Trainers von Bayern München läuft zwar noch bis 2021, enthält aber angeblich bereits für das Ende der laufenden Saison eine Ausstiegsklausel, so dass sich Guardiola vermutlich eine neue Aufgabe bei einem ähnlich ambitionierten Verein suchen dürfte. Gleiches dürfte für das Gros seines überaus prominent mit ehrgeizigen Stars besetzten Teams gelten.

  • Wie reagiert Manchesters Besitzer Scheich Mansour?

Die Antwort auf diese Frage liegt völlig im Dunkeln. Ein Ausstieg des Scheichs liegt genauso im Bereich des Möglichen wie eine Fortsetzung seines finanziellen Engagements, nachdem Mansour seit der Übernahme des Vereins vor zwölf Jahren schon gut 1,5 Milliarden Euro in den Verein gepumpt hat und dieses Investment im Falle eines Verkaufs seiner Anteile weitgehend abschreiben müsste.

  • Ist Manchesters Sperre auch ein Signal?

Der Ausschluss des englischen Meisters ist zumindest die bislang härteste Strafe gegen einen absoluten Top-Klub seit Einführung des FFP. Noch im vergangenen Jahr hatte sich die UEFA im "Fall AC Mailand" auf ein Jahr Sperre als Vergleich eingelassen, denn angesichts eines Schuldenbergs von 255 Millionen Euro hätten die Lombarden auch deutlich länger aus dem Europapokal ausgeschlossen werden können. Manchesters Sperre kann jedoch als Zeichen für einen Kurswechsel der UEFA interpretiert werden, dass künftig härter durchgegriffen werden soll. Die UEFA schützt damit außer Konkurrenten von "Plastik-Klubs" nicht zuletzt auch ihren milliardenschweren Premium-Wettbewerb Champions League vor einem massiven Glaubwürdigkeitsproblem.