18.02.2020 11:54 Uhr

Zorcs Top-Bilanz: Wie der BVB Superstars "erschafft"

Michael Zorc ist seit mehr als 20 Jahren BVB-Sportdirektor
Michael Zorc ist seit mehr als 20 Jahren BVB-Sportdirektor

Erling Haaland, Jadon Sancho, Ousmane Dembélé: Michael Zorc lockt immer wieder Top-Talente zu Borussia Dortmund. Nebenbei verkauft der BVB-Sportdirektor vermeintliche Ladenhüter für beachtliche Summen.

Dede war der Erste. Zu Beginn seiner Amtszeit als Sportdirektor lockte Michael Zorc den Brasilianer für umgerechnet 3,3 Millionen Euro von Atletico Mineiro zu Borussia Dortmund. Der Linksverteidiger entwickelte sich in seinen 13 Jahren beim BVB zum Leistungsträger und Publikumsliebling.

So lange wie Dede verweilen die Profis in der Regel nicht mehr in Dortmund. Doch sein Gespür für Transfers hat Zorc auch nach zwei Jahrzehnten nicht verloren - ganz im Gegenteil.

Erling Haaland, Jadon Sancho, Ousmane Dembélé - die Transfers der vergangenen Jahre ließen die europäischen Topvereine teilweise vor Neid erblassen.

BVB "erschafft" reihenweise Superstars

"Bei uns", betonte BVB-Nachwuchskoordinator Lars Ricken im "BBC"-Gespräch, "passieren die Dinge nicht aus Versehen oder zufällig. Es ist eine klare und eindeutige Strategie, dass wir keine Superstars kaufen, sondern sie erschaffen."

Das gelang auch bei Robert Lewandowski, Pierre-Emerick Aubameyang oder Christian Pulisic vorzüglich.

Zur Strategie des achtmaligen deutschen Meisters gehört auch, dass die Top-Talente nach einiger Zeit für viel Geld verkauft werden.

Dembélé wechselte für 125 Millionen Euro zum FC Barcelona, Aubameyang (FC Arsenal) und Pulisic (FC Chelsea) verließen den BVB für ein Schmerzensgeld von jeweils 64 Millionen.

Und im Sommer könnte sogar die 150-Millionen-Grenze geknackt werden: Das Wettbieten um Offensiv-Juwel Sancho haben die finanzstarken Premier-League-Klubs längst eröffnet.

Gelingt Giovanni Reyna ebenfalls der Durchbruch?

Sportlich würde der Verlust des englischen Jungstars natürlich schmerzen. Doch Zorc hat zuletzt immer wieder bewiesen, dass er schnell für Ersatz sorgen kann. Giovanni Reyna (17) ist das nächste Supertalent, das der BVB an Land gezogen hat.

Das Ziel sei zwar, "Spieler aus Dortmund und Umgebung auszubilden", so Ricken: "Aber wenn wir Spieler aus dem Ausland mit Potenzial finden, gehen wir das Risiko ein, sie unter Vertrag zu nehmen."

Dabei werde man sie nicht aus den USA oder England holen, "nur um unsere U17- oder U19-Mannschaft ein bisschen besser zu machen. Wir wollen den Außergewöhnlichen finden."

Michael Zorc glänzt auch als Verkäufer

Dass der eine oder andere Spieler die Erwartungen dann nicht erfüllt, gehört zum Geschäft. Das weiß auch Zorc, der so lange wie kein anderer Sportdirektor in der Bundesliga im Amt ist. Die üppigen Einnahmen ermöglichen dem 57-Jährigen große Investitionen.

Bemerkenswert ist allerdings, dass es Zorc auch immer wieder gelingt, Spieler aus der zweiten Reihe für beachtliche Summen zu verkaufen. Für Maximilian Philipp (Dynamo Moskau) und Julian Weigl (Benfica Lissabon) strich der BVB zuletzt jeweils 20 Millionen Euro ein.

Zorcs Vertrag läuft noch bis 2021. Die Bilanz von drei Meisterschaften und zwei Pokalsiegen in seiner Amtszeit soll bis dahin noch aufpoliert werden. Die Voraussetzungen hat der Sportdirektor geschaffen.