21.02.2020 12:06 Uhr

Warum Sahin und Toprak bei Werder jetzt liefern müssen

Ömer Toprak (l.) und Nuri Sahin treffen mit Werder Bremen auf den BVB
Ömer Toprak (l.) und Nuri Sahin treffen mit Werder Bremen auf den BVB

Beim SV Werder Bremen waren Nuri Sahin und Ömer Toprak als feste Säulen eingeplant. Vor dem Wiedersehen mit Borussia Dortmund am Samstag (ab 15:30 Uhr im LIVE-Ticker) kämpfen die beiden formschwachen Profis jedoch um Anschluss. Ausgerechnet gegen den BVB winkt dem Duo eine neue Bewährungschance.

Wie die Zeiten sich manchmal ändern: Wenn Borussia Dortmund am 23. Spieltag der Bundesliga ins Weserstadion reist, könnte Nuri Sahin und Ömer Toprak schwer ums Herz werden.

Einst standen beide Seite an Seite auf dem Rasen, als der BVB in der Champions League gegen Größen wie Real Madrid oder Tottenham Hotspur antrat.

Im Frühjahr 2020 ist vom Glanz vergangener Tage bei den beiden nichts geblieben. Vor dem Rendezvous mit der Ex stecken Sahin und Toprak mit Werder knietief im Abstiegssumpf.

Besonders bitter: Trotz ihrer riesigen Erfahrung war für die ehemaligen türkischen Nationalspieler zuletzt kein Platz im Team von Trainer Florian Kohfeldt. Wohlgemerkt in einer Mannschaft, die acht ihrer letzten neun Bundesliga-Begegnungen verloren hat. Wie konnte es so weit kommen?

Frühere BVB-Stars bei Werder Bremen nur Randfiguren

Eine Teilschuld tragen die gut befreundeten Ex-Borussen zweifelsohne selbst. Immerhin 16 Mal zählte Sahin zur Startelf, blieb den Nachweis seiner Tauglichkeit für den Überlebenskampf allerdings schuldig.

Die Tempodefizite des Routiniers waren schon in Dortmund unverkennbar, sind seither aber noch gravierender geworden. Zudem gehen von Sahin nahezu keine kreativen Impulse mehr aus. So wurde der als Führungsspieler eingeplante 31-Jährige zur Randfigur.

Im Oktober hatte Kohfeldt im Gespräch mit der "Bild" zwar betont, dass seine "sportliche Wertschätzung für Nuri sehr hoch" sei und er gern mit dem Strategen verlängern wolle. Seither hat die Beziehung zwischen Trainer und Spieler jedoch spürbar gelitten.


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Noch schlechter lief es für Toprak, dessen Verpflichtung auf Leihbasis im Sommer zunächst als großer Coup gefeiert worden war.

"Wir haben mit Ömer einen Spieler für uns begeistern können, der national wie international seine Klasse unter Beweis gestellt hat und sehr viel Erfahrung in unsere Mannschaft einbringen wird", schwärmte der sichtlich stolze Manager Frank Baumann nach der Verkündung des Transfers.

Mittlerweile dürfte freilich auch beim langjährigen Werder-Profi und Meisterheld von 2004 Ernüchterung eingekehrt sein. Verletzungsbedingt verpasste Toprak 13 von 22 Bundesliga-Partien. Und wenn er dann doch einmal mitwirken konnte, war der Innenverteidiger maximal Mitläufer, zuweilen gar Risikofaktor in der Bremer Defensive.

Beim jüngsten 0:3 in Leipzig fand sich der 30-Jährige plötzlich auf der Bank wieder, offiziell wegen einer im Training erlittenen Oberschenkelverletzung. Ungeachtet dessen war eine Schaffenspause für Toprak im Umfeld bereits erwartet worden.

Neue Bewährungschance gegen den BVB?

Für Außenstehende ist die Tatsache, dass zwei derart hochdekorierte Akteure mit zusammen 63 Champions-League-Einsätzen auf dem Buckel einem Kellerkind angeblich nicht helfen können, kaum nachvollziehbar. Hinzu kommt, dass Kohfeldt anderen Spielern (u.a. Maximilian Eggestein und Davy Klaassen) trotz Formkrise stets die Treue gehalten hat.

Zur Wahrheit gehört aber auch, dass weder Sahin noch Toprak bislang beweisen konnten, dass sie dem rauen Alltag im Abstiegskampf gewachsen sind.

Durch die Ausfälle von Kevin Vogt (Sehneneinriss im Oberschenkel) und Maxi Eggestein (5. Gelbe) sind allerdings zwei Plätze in der Startelf vakant - womöglich schlägt die Stunde der Ex-Dortmunder.

Fakt ist: Für Sahin, dessen Vertrag im Sommer ausläuft, und Toprak, dessen Kaufpflicht nur im Falle des Klassenerhalts greift, steht beim Wiedersehen mit der Borussia eine Menge auf dem Spiel.

Enttäuschen die beiden Besserverdiener erneut, dürften sie schnell wieder aus dem Team rutschen.

Ihre Zukunft an der Weser über die Saison hinaus wäre dann fraglicher denn je - sofern sie überhaupt bleiben wollen.

Heiko Lütkehus