09.03.2020 11:04 Uhr

Mourinho in der Krise: Wie special ist "The Special One"?

José Mourinho und Tottenham Hotspur stecken in einer Krise
José Mourinho und Tottenham Hotspur stecken in einer Krise

José Mourinho läuft mit Tottenham Hotspur den eigenen Ansprüchen meilenweit hinterher. Das drohende Aus in der Champions League bei RB Leipzig ist dabei nicht sein größtes Problem.

José Mourinho wirkt müde dieser Tage, vielleicht ist er auch einfach nur genervt. Die Krise der Tottenham Hotspur schlaucht selbst einen so erfahrenen Teammanager, wenn er das Projekt nach jedem Nackenschlag aufs Neue verteidigen muss.

Am liebsten würde er, das hat er bereits deutlich gesagt, bis zum 1. Juli vorspulen und den Rest dieser lästigen Seuchensaison überspringen. Im Nu wären Harry Kane und Heung-Min Son wieder gesund und alle Rumpel-Auftritte vergessen, die auch an Mourinhos Image kratzen. Im Konjunktiv funktioniert die Welt jedoch bekanntlich nicht.

Tatsächlich scheuchte der portugiesische Coach seine Spieler am Montagvormittag noch ein letztes Mal über den Trainingsplatz am heimischen Hotspur Way, bevor das Team Richtung Sachsen abhob, um am Dienstag (21:00 Uhr) bei RB Leipzig doch noch das Viertelfinale der Champions League zu erreichen.

Unmöglich ist dies nicht nach dem 0:1 im Achtelfinal-Hinspiel Mitte Februar. Doch seitdem hat es Mourinho Experten und Fans nicht unbedingt leicht gemacht, an ihn zu glauben.

Die Bilanz seit dem ersten Duell gegen Leipzig: Drei Niederlagen und ein Remis. Die britischen Zeitungen werden da schon nervös. "Zeit zu beweisen, dass du immer noch 'special' bist", schrieb die "Daily Mail" am Wochenende, ehe Mourinho beim FC Burnley nur 1:1 spielte, eben jenen Beweis schuldig blieb und stattdessen Mittelfeldspieler Tanguy Ndombele live im TV anzählte.

Mourinho gibt sich weiterhin selbstbewusst

Es war das Ende einer harten Woche, in der zuvor Defensivmann Eric Dier durch seinen Tribünen-Sturm im Pokal für Schlagzeilen gesorgt hatte, die Mourinho schnell wegmoderieren musste.

Geordnete Krisenbewältigung geht anders und der Druck auf Mourinho wird vor dem Auswärtsspiel bei RB durch all das nicht weniger. Doch der Portugiese gibt sich gewohnt selbstbewusst: "Wir gewinnen oder verlieren, aber wir werfen alles rein. Müde oder verletzt: Wir geben alles", sagte er bei "Sky Sport".

So klingt er schon eine ganze Weile, Mourinho preist den Kampfeswillen seiner Mannschaft. Aber dass die Verletzungen der Sturm-Stars Kane und Son sowie des Mittelfeld-Ankers Moussa Sissoko Siege wesentlich unwahrscheinlicher machen.

"Haie im Strafraum" fehlen Tottenham

Er wird auch nicht müde zu betonen - obwohl er im Winter davon abgesehen hatte, Ersatz in der Sturmspitze zu verpflichten. So fehlten Tottenham "die Haie im Strafraum", klagte er nach dem Burnley-Spiel am Samstag, als die Spurs lange vorne so ungefährlich waren, dass es wehtat.

Für Mourinho geht es in dieser Saison ungeachtet des Ausgangs der Leipzig-Partie ohnehin nur um Schadensbegrenzung. In der Liga muss er den Europacup erreichen, dann hätte sich der im vergangenen November vollzogene Wechsel von Mauricio Pochettino zu Mourinho gelohnt.

Ab Sommer stehen dann die Zeichen auf Umbruch, gerade offensiv muss in die Breite investiert werden. Allerdings: Selbst Aushängeschild Kane hat angeblich keine Lust auf einen Neustart ohne Titelchancen und soll deshalb über einen Transfer nachdenken.