13.03.2020 10:26 Uhr

LASK nach Debakel gegen United: "Einfach Grausam"

Valérien Ismaël stellte das Geisterspiel infrage
Valérien Ismaël stellte das Geisterspiel infrage

LASK-Trainer Valérien Ismaël stellt nach der 0:5-Niederlage in der Europa League gegen Manchester United den Sinn von Geisterspieln infrage, Spielmacher Peter Michorl gesteht: "Das haben wir uns wahrscheinlich nicht erwartet".

Die klare 0:5-Niederlage ist nach dem Geisterspiel des LASK im Achtelfinale der Europa League gegen Manchester United am Donnerstag angesichts der Umstände in einem etwas anderen Licht betrachtet worden. "Es war grausam", sagte LASK-Coach Valérien Ismaël und meinte damit nicht das Resultat. Das fiel für seinen Geschmack "zu hoch" aus, den Klassenunterschied musste aber auch er anerkennen.

In die Fußballannalen geht das 0:5 als eine der vier höchsten Heimniederlagen österreichischer Klubs im Europacup ein. Nur der GAK wurde 1964 von NK Zagreb noch härter - mit 0:6 - bestraft. 1975 gab es ein 1:6 von SSW Innsbruck gegen Borussia Mönchengladbach, im März 2001 unterlag Sturm Graz in der 2. Champions-League-Gruppenphase dem FC Valencia ebenfalls 0:5.

LASK-Trainer Ismaël: "Da waren wir etwas unsicher"

Die Linzer Gugl, die aufgrund der Vorgaben in Sachen Coronavirus mit leeren Rängen beziehungsweise etwa 500 Personen - Angehörige des Trainerstabs, Funktionäre und Journalisten inklusive - aufwartete, bot keine würdige Kulisse für ein "Jahrhundertspiel" - und genau das war es eigentlich für den LASK, der schon mit dem Achtelfinaleinzug eine historische Leistung erbracht hatte. "Da muss man sich schon fragen, ob das der Sinn des Fußballs ist. Der Sport lebt von der Emotion. Das hat man heute deutlich gemerkt", befand Ismaël nach der Partie.

Gerade in einer Phase wie in der zweiten Hälfte, als sein Team nach zu verhaltenen ersten 45 Minuten, mehr Mut an den Tag legte, vermisste man die Unterstützung von den Rängen. "Da brauchst du das Publikum, das die Jungs noch einmal nach vorne peitscht. Da war der 12. Mann einfach nicht da", sagte Ismaël, der seine Truppe in der Halbzeit versucht hatte aufzurütteln. "Wir haben gesagt, lassen wir los, präsentieren wir uns so, wie wir sind. Und das haben wir richtig gut gemacht", erklärte der Franzose, dessen Truppe aber mit dem 2:0 durch Jungstürmer Daniel James quasi nach fast einer Stunde (58.) erledigt war.

Die für LASK-Verhältnisse gerade im Pressing verhaltene, etwas mutlose Vorstellung vor der Pause kam für Ismaël nicht ganz überraschend. "Die Spieler haben die extreme Qualität von Manchester United gesehen, und wir haben eine halbe Stunde gebraucht, um wirklich ins Spiel zu kommen. Aber das ist normal. Das war das erste Mal gegen so eine Weltmannschaft. Da waren wir etwas unsicher", meinte Ismaël.

Peter Michorl: "Reicht nicht auf diesem Niveau"

Entgegen mancher Erwartungen hatte United-Coach Ole Gunnar Solskjær eine durchaus herzeigbare Startelf aufgeboten, auch der neue "Liebling" Bruno Fernandes, der im Herbst schon mit Sporting Lissabon gegen den LASK gespielt hatte, stand am Feld - und zeigte in zahlreichen Situationen seine Klasse. Ebenso wie Torschütze Juan Mata oder der aus China ausgeliehene nigerianische Stürmer Odion Ighalo, der auf sehenswerte Art und Weise den Trefferreigen in der 28. Minute eröffnete. "Wir haben eigentlich alles von den Burschen bekommen, das wir erwartet haben", freute sich Solskjær.

LASK-Mittelfeldmotor Peter Michorl war hingegen "enttäuscht, 0:5 ist eine hohe Niederlage, das haben wir uns wahrscheinlich nicht erwartet", meinte er gegenüber "Puls 4". Auch eine "ansehnliche" Leistung nach Seitenwechsel "reicht nicht auf diesem Niveau. Manchester ist dann vier Mal vor das Tor gekommen und hat vier Mal die Hütte gemacht. Das ist der Unterschied, deswegen spielen sie bei Manchester United und wir beim LASK", zog der 25-Jährige ein trockenes Resümee. Er und seine Kollegen können nun etwas ausspannen, aufgrund des Coronavirus steht die heimische Bundesliga vorerst ja still.

Aufgrund der sich ständig verschärfenden epidemiologischen Lage erscheint auch fraglich, ob das für kommenden Donnerstag in Manchester geplante Rückspiel überhaupt stattfindet. Die UEFA kündigte für Dienstag eine Krisensitzung an, bei der unter anderem die komplette Aussetzung der Europacupwettbewerbe zur Diskussion steht. Ismaël nützte die Gelegenheit zu einem Appell an die Verantwortlichen: "Die Entscheidungen müssen jetzt getroffen werden. Aber bitte seid konsequent und macht nicht so ein Herumgeeier."

apa