17.04.2020 13:56 Uhr

Die gespaltene 3. Liga: Abbruch-Debatte sorgt für Krach

Zwiespalt in Liga 3: Abbruch oder Geisterspiele?
Zwiespalt in Liga 3: Abbruch oder Geisterspiele?

Abbrechen, weiterspielen oder aufstocken? Der Kampf um das Überleben der Fußball-Drittligisten wird zur Glaubensfrage. Während das Coronavirus viele Vereine existenziell bedroht, haben sich die Klubs über die Lösung des Problems zerstritten. Eine Fraktion will mit Geisterspielen Einnahmen erzielen, die anderen befürchten höhere Kosten und fordern den Saisonabbruch. Und dann wäre da noch die Idee der Liga-Reform.

Vor allem die bayerischen Vereine der 3. Liga plädieren dieser Tage stark für eine Wiederaufnahme des Spielbetriebs ohne Zuschauer, wenn es die Gesamtsituation zulässt. "Es ist klar, dass alle Vereine am liebsten mit Zuschauern spielen würden. Die zweitbeste Lösung wären die so genannten Geisterspiele", sagte Michael Henke, Sportchef des FC Ingolstadt, dem "SID".

Er warnt eindringlich vor einem Abbruch: "Dann wäre die Liga aus meiner Sicht kaputt. Es gibt deshalb eine klare Mehrheit in der Liga, die Saison sportlich zu Ende zu führen." 13 der 20 Klubs sind dem Vernehmen nach für Geisterspiele. Tatsächlich wären die Einbußen der Vereine bei einer vorzeitigen Beendigung der Saison offenbar erheblich.

Abbruch teurer als Geisterspiele

Im Schnitt 1,5 Millionen Euro Verlust gelten pro Verein als realistisch. Rund 600.000 Euro pro Klub wären es wohl im Geisterspiel-Szenario. Tobias Leege, Vorstandsprecher des FSV Zwickau, sieht das anders. Er erachtet Geisterspiele als "weiteren Genickbruch", da Zuschauereinnahmen in der 3. Liga rund 20 Prozent der Einnahmen ausmachen und die Kosten dagegen wieder stiegen.

Im "Deutschlandfunk" sprach Leege von 800.000 bis 900.000 Euro Verlust für seinen Verein bei Spielen ohne Zuschauer, da er den Großteil seiner Mitarbeiter aus der Kurzarbeit holen müsste. Zuspruch bekommt Leege von Mario Kallnik, dem Geschäftsführer des 1. FC Magdeburg. Nach der Verlängerung der Kontaktverbote durch die Bundesregierung bis zum 3. Mai sieht er eine Wiederaufnahme alleine schon zeitlich als nicht machbar an.

Um die Saison bis zum 30. Juni sportlich abzuschließen, galt bislang der 16. Mai als spätester Zeitpunkt für den Wiederbeginn. Es sind noch elf Spieltage zu absolvieren. "Dieser Termin ist aber nicht mehr haltbar, wenn wir erst ab dem 4. Mai wieder trainieren können", sagte Kallnik der Magdeburger Volksstimme.

Halle und Jena fordern Saison-Abbruch

Vor Ostern hatte es bei einer Videokonferenz der Drittligisten nach Informationen des "MDR" unterschiedliche Meinungen über einen etwaigen Abbruch gegeben. Kallnik positionierte sich klar: "Im Sinne der Gesundheit und für das wirtschaftliche Überleben möglichst vieler Vereine wäre ein Abbruch der Drittligasaison die sinnvollste Lösung." Im Osten gelten zudem der Hallesche FC und Carl Zeiss Jena als Gegner einer Fortsetzung.

Über einen überraschenden Vorschlag für einen Weg aus der Krise berichtete derweil am Freitag das Fachmagazin kicker. Demnach reichte ein Klub einen Vorschlag zur Umstrukturierung der Spielklasse beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) ein. Beim vorpreschenden Verein handele es sich allerdings um einen Regionalligsten, wie der DFB auf SID-Anfrage mitteilte. Die Drittligisten seien weiter für das eingleisige Modell.

Laut dem Vorschlag des Viertligisten würde die dritte Ebene des deutschen Fußballs ab der Saison 2020/2021 in eine 3. Liga Nord und eine 3. Liga Süd mit je 20 Teams unterteilt. Durch mehr Mannschaften, Spiele und attraktivere Lokalderbys erhielten die Klubs - so der Plan - mehr Einnahmen aus TV-Verträgen, um die wirtschaftlichen Folgen der Virus-Pandemie auszugleichen.