04.05.2020 09:21 Uhr

Bochum-Legende Tenhagen: BVB-Wechsel "schweren Herzens"

Spielte zwischen 1981 und 1984 beim BVB: Jupp Tenhagen
Spielte zwischen 1981 und 1984 beim BVB: Jupp Tenhagen

Bochum-Legende Franz-Josef - kurz Jupp - Tenhagen hat sich im "kicker" an den Sommer 1981 erinnert. Damals musste der Abwehrspieler seinen VfL Bochum retten, indem er zum Rivalen Borussia Dortmund wechselte, was dem heute 67-Jährigen gar nicht schmeckte.

"Es ging ja nicht anders. Ohne meinen Wechsel hätte der VfL die Lizenz nicht erhalten und wäre in die Oberliga abgestiegen", sagte Tenhagen gegenüber dem Fachmagazin. "BVB-Trainer Branco Zebec wollte mich, und so willigte ich schweren Herzens ein."

Doch beinahe wäre der Transfer sogar noch gescheitert. "Ich hatte an dem Tag die Neueröffnung meines Ladens, und der Auflösungsvertrag sowie der neue Kontrakt mit dem BVB mussten bis 14 Uhr per Fax in Frankfurt eingetroffen sein", blickte Tenhagen zurück.

"Ich glaube, ich habe um zehn oder fünf Minuten vor zwei unterschrieben, und die eine Million rettete den VfL. Damals richtig viel Geld, im Fußball heute bloß noch Taschengeld", fügte der spätere Coach des VfL an, der heute im Aufsichtsrat des Vereins sitzt.

In Bochum habe zu seiner Zeit immer ein ganz besonderer Mythos geherrscht, wie bei einer großen Familie. "Wir fuhren mit Kind und Kegel zusammen ins Trainingslager, saßen nach dem Spiel gemeinsam in der Vereinskneipe - anders hätten wir nicht mit Namenlosen und wenig Mitteln jedes Jahr die Klasse halten können", sagte Tenhagen.

Wechsel zum FC Bayern stand im Raum

"Wenn wir von Herz sprachen, meinten wir das auch so. Heute ist das Herz, abgesehen von wenigen Ausnahmen, vereinsfarblich austauschbar. Die Zeiten ändern sich eben", so der 67-Jährige, der sich 1977 auch dem FC Bayern hätte anschließen können.

"Franz Beckenbauer wechselte zu Cosmos New York, und Dettmar Cramer wollte mich als Nachfolger holen", verriet Tenhagen. "Ich beriet mich mit meiner Frau, doch die wollte mit unseren beiden Kindern nicht nach München und ich die Familie nicht alleine lassen. Also sagte ich schweren Herzens ab. Meine Karriere hätte womöglich einen anderen Verlauf genommen, vor allem in der Nationalmannschaft."

Doch Tenhagen blieb beim VfL, "beinahe" ein Leben lang, wie er selbst sagt. Vom Intermezzo bei der Borussia aus Dortmund mal abgesehen, die er 1984 wieder in Richtung Bochum verließ. "Doch das waren ja nur ein paar Kilometer mehr Fahrt auf der B1. Auch wenn sie heute A40 heißt, hat das Stau-Chaos überlebt. Einige Dinge ändern sich nie."