11.05.2020 08:11 Uhr

Hitzfeld über die goldene BVB-Ära: "Unglaublicher Triumph"

Ottmar Hitzfeld war sechs Jahre lang Trainer von Borussia Dortmund
Ottmar Hitzfeld war sechs Jahre lang Trainer von Borussia Dortmund

Die drei Jahre zwischen 1994 und 1997 gelten als die erfolgreichsten in der Vereinsgeschichte von Borussia Dortmund. Zwei Deutsche Meisterschaften sowie der legendäre Champions-League-Sieg 1997 standen in dieser Ära zu Buche, die von einem Mann in erster Linie geprägt wurde: Ottmar Hitzfeld, der seit 1991 Cheftrainer beim BVB war.

Dass er nach einem zweiten und zwei vierten Plätzen in seinen ersten Spielzeiten bei den Schwarz-Gelben überhaupt noch auf dem Trainerstuhl der Dortmunder sitzen durfte, empfand Hitzfeld als nicht selbstverständlich: "Unser Ziel war es immer, Deutscher Meister zu werden. Obwohl wir es vorher nicht geschafft hatten, war das Vertrauen riesig. Man muss es dem Verein hoch anrechnen, dass ich vier Jahre bei Borussia Dortmund arbeiten durfte und erst dann einen Titel eroberte", erinnerte sich der heute 71-Jährige im Gespräch mit dem "kicker".

Hitzfeld bekam von den BVB-Bossen um den damaligen Präsidenten Gerd Niebaum und Manager Michael Meier eine bis dahin nie gekannte Dichte an Nationalspielern und Stars an die Hand. Dennoch reichte es in den ersten drei Jahren noch nicht, um den Fußball-Thron in Deutschland zu besteigen. 

Hitzfeld über Möller: "Grandioser Fußballer"

Erst in der vierten Saison sollte es funktionieren, was laut Hitzfeld auch an einer ganz besonderen Verpflichtung im Sommer 1994 lag: "Möller war ein ganz wichtiger Spieler, der unterschätzt wurde. Ihm wurde nie die Anerkennung zuteil, die er eigentlich verdient hatte. Andy war ein grandioser Fußballer, der im Eins-gegen-eins mit seiner Dynamik und Schnelligkeit überzeugte und viele Spiele fast allein entschieden hat", weiß Hitzfeld auch noch 25 Jahre danach. 

Weitere Bausteine in der Dortmunder Erfolgsriege in dieser Zeit waren zum einen eine Weltklasse-Sturmreihe mit Karl-Heinz Riedle, Stéphane Chapuisat sowie das als "Baby-Sturm" getaufte Duo Lars Ricken und Ibrahim Tanko, welches in der Schlussphase der Saison 1994/1995 wichtige Treffer beisteuerte. 

Zum anderen stellte die Borussia mit Jürgen Kohler, Julio Cesar und Matthias Sammer eine Defensivzentrale von erstklassiger Qualität auf den Rasen. Dieses Abwehr-Trio war auch für den Meistermacher Hitzfeld maßgeblich für den Beginn der dreijährigen Titelära der Borussia im Frühsommer 1995: "Eine gute Abwehr ist generell ein wichtiger Baustein im Fundament einer Mannschaft. Wenn man in der Defensive Sicherheit hat, macht man irgendwann auch die Tore. [...] Mit Cesar und Kohler als Manndecker und Sammer in vorgezogener Rolle - das war ein erstklassiger Kompromiss. So konnte Sammer als Libero vor der Abwehr marschieren."

Hitzfeld lehnte Angebot von Real Madrid ab

Nach den beiden Meisterschaften 1995 und 1996 gipfelte die Hitzfeld-Zeit als Dortmunder Cheftrainer im Gewinn des Henkelpotts 1997. Ein unvergessliches Erlebnis für den späteren Bayern-Coach und gleichzeitig das Ende seiner Zeit auf der Bank des BVB: "Es war ein unglaublicher Triumph und ein unglaubliches Erlebnis. Doch ich spürte: Der Höhepunkt ist erreicht, ich bin mit den Kräften ziemlich am Ende. Deshalb habe ich auch ein Angebot von Real Madrid abgelehnt. Meine Absicht war, beim BVB aufzuhören, und deshalb rief ich Michael Meier an. Er sagte: Es gibt noch eine andere Möglichkeit, du kannst Sportdirektor machen. Das war für mich eine gute Übergangslösung."

Nach der Saison schwachen 1997/1998, die die Dortmunder nur als Zehnter der Bundesliga beendeten, verließ Hitzfeld den Klub anschließend in Richtung FC Bayern München. Mit dem deutschen Branchenprimus toppte er seine Trainerbilanz noch ein weiteres Mal und feierte beim FCB insgesamt fünf Meisterschaften, drei Pokalsiege und den Champions-League-Sieg 2001.