04.06.2020 12:12 Uhr

Schalke 04 rudert nach Härtefallantrag zurück

Der FC Schalke 04 hat seine Fans mit unpersönlichen und wenig empathischen Formulierungen vor den Kopf gestoßen
Der FC Schalke 04 hat seine Fans mit unpersönlichen und wenig empathischen Formulierungen vor den Kopf gestoßen

Schalke 04 steckt weiter im Krisenmodus. Ein Schreiben an die Fans hat Zwietracht gesät und den wankenden Traditionsklub zu einer öffentlichen Entschuldigung gezwungen.

Der Ärger der Fans von Fußball-Bundesligist Schalke 04 kannte keine Grenzen. "Shame on you! Ihr seid nur noch peinlich!", lautete das Schlusswort eines offenen Briefs des Schalke 04 Supporters Club auf Facebook. Auch auf anderen Sozialen Plattformen war sich die königsblaue Anhängerschaft am Mittwoch einig, dass sich ihr Herzensverein einen Fehltritt geleistet hat.

Schalke hatte einen sogenannten "Härtefallantrag" an seine Fans gesandt, in dem die Anhänger eine Erklärung abgeben sollten, warum sie die Rückerstattung ihrer Ticketkosten verlangen. "Warum benötigst du das Geld unbedingt jetzt?", heißt es in dem viel kritisierten Dokument: "Begründe bitte deinen Härtefallantrag in den folgenden Zeilen (falls möglich, füge bitte auch entsprechende Belege ein)."

Am späten Mittwochabend reagierte der Verein mit einer Entschuldigung auf seiner Webseite für die "unpersönlichen und wenig empathischen Formulierungen" im Schreiben an die Karteninhaber: "Dafür entschuldigen sich der Verein und die Mitarbeiter des Service Centers bei allen Fans in aller Form." Es wirkte wie der Gang nach Canossa...

Zwar werde es keine Belegpflicht für einen Härtefall geben, dennoch betonte S04, dass sich der Klub weiterhin an der gesetzlichen "Härtefallregelung" orientieren werde. S04 hält somit an der Gutschein-Methode für die Rückerstattung fest.

"Die Mitglieder und Fans sind eure Lebensversicherung"

Neben der seit Monaten anhaltenden sportlichen Talfahrt sind die Königsblauen durch die Coronakrise auch finanziell in Schieflage geraten. Bereits Anfang April erklärte S04, "vor einer existenzbedrohenden wirtschaftlichen Situation" zu stehen und bat seine Dauer- und Tageskarteninhaber, auf ihre Rückerstattung zu verzichten und dafür Gutscheine zu erhalten.

Durch das "Gesetz zur Abmilderung der Folgen der COVID-19-Pandemie im Veranstaltungsvertragsrecht" ist sowohl die Gutscheinoption als auch ein Härtefallantrag gestattet, doch vor allem die Art und Weise der Kommunikation sorgte für heftigen Unmut bei den betroffenen Ticketbesitzern.

Besonders groß war der Ärger über die Tatsache, dass Schalke als Bundesliga-Verein seine eigenen Fans dazu aufforderte, ihren persönlichen finanziellen Probleme in der Coronakrise mit Belegen offen zu legen.

Der als Solidaritätsaktion geplante, freiwillige Verzicht auf Rückerstattung reißt laut Supporters Club einen tiefen Graben zwischen Verein und Anhänger: "Ihr seid nicht die Schufa, ihr seid keine Bank, die Kredite vergibt. (...) Die Mitglieder und Fans sind eure Lebensversicherung."

Der Erzrivale Borussia Dortmund, der wirtschaftlich allerdings deutlich besser dasteht, hatte sich dagegen Mitte April für einen gänzlich anderen Weg entschieden: Noch bevor eine rechtliche Handhabe vonseiten der Bundesregierung verabschiedet wurde, versprach Schwarz-Gelb seinen Fans die "100-prozentige Rückerstattung" aller Tages- und Dauerkarten.