18.06.2020 12:05 Uhr

Panne in England: Das Hawk-Eye verliert den Durchblick

In England gab es eine Panne beim Hawk Eye
In England gab es eine Panne beim Hawk Eye

Beim Restart der englischen Premier League gibt es einen unerwarteten Aufreger: Ein vermeintlich klares Tor wird nicht gegeben - weil die Torlinientechnik versagt.

Sieben Kameras, mehr als 9000 Spiele ohne das geringste Problem - das Hawk-Eye, mit dem in der englischen Premier League bereits seit 2013 überprüft wird, ob ein Ball die Torlinie mit vollem Durchmesser überquert hat oder nicht, arbeitete so zuverlässig, dass es keine Diskussionen gab. Im Gegensatz zum Video-Schiedsrichter, über den auf der Insel Woche für Woche mit Verve gestritten wird, war die Torlinientechnik nicht der Rede wert. Bis jetzt.

Beim ansonsten unspektakulären Restart der Premier League am Mittwochabend verlor das Hawk-Eye den Durchblick. Kurz vor der Halbzeitpause des Spiels bei Aston Villa schlug Ollie Norwood von Sheffield United einen Freistoß in den Strafraum. Der Ball wurde von Torhüter Örjan Nyland, einst beim FC Ingolstadt unter Vertrag, auch gefangen. Dann allerdings stolperte Nyland mit dem Ball in den Händen ins Tor und klemmte ihn am linken Pfosten ein - komplett von hinten, wie alle glaubten.

Zur allgemeinen Verblüffung ließ Schiedsrichter Michael Oliver das Spiel aber weiterlaufen. Seine Armbanduhr hatte ihm kein Signal gegeben - also: kein Tor. Auch der in England im Grunde verhasste VAR habe daher nicht eingreifen können, erläuterte die Vereinigung der englischen Schiedsrichter.

Noch so ein solches Maß an Okklusion (Verdeckung)

Und Nyland behauptete später: "Das Einzige, woran ich mich erinnere ist, dass ich gegen den Pfosten gekracht bin, während ich versucht habe, den Ball auf der richtigen Seite der Linie zu halten."

Dafür streute die peinlich berührte Firma Hawk-Eye Asche auf ihr Haupt und veröffentlichte eine wortreiche Entschuldigung. "Die sieben Kameras, die sich auf den Tribünen rund um den Torraum befanden, wurden durch den Torwart, den Verteidiger und den Torpfosten erheblich verdeckt", schrieb sie und fügte hinzu: "In über 9000 Spielen, in denen das Hawk-Eye Goal Line Technology System im Einsatz war, wurde ein solches Maß an Okklusion (hier: Verdeckung) noch nie zuvor gesehen."

Das Spiel endete übrigens 0:0, Sheffield wäre mit einem Sieg auf Rang fünf geklettert und damit mitten hineingeplatzt in den Kampf um die Plätze für die Champions League. Hawk-Eye entschuldigte sich "bei der Premier League, Sheffield United und jedem von diesem Vorfall Betroffenen", worauf der fassungslose United-Teammanager Chris Wilder erklärte: "Ich weiß nicht, ob ich lachen oder weinen soll." Unklarheiten wie diese hätte er nämlich schon eher "an einem schlammigen, nebligen Tag im Park" erwartet.