05.07.2020 10:03 Uhr

FCB-Boss ohne Mitleid: Schalke hätte Meister werden können

Bayern-Boss Rummenigge hat über den FC Schalke 04 gesprochen
Bayern-Boss Rummenigge hat über den FC Schalke 04 gesprochen

Karl-Heinz Rummenigge, der Vorstandsboss des FC Bayern München, hat sich zur Krise des FC Schalke 04 geäußert, eine Mitschuld des deutschen Rekordmeisters aufgrund der vielen Transfers in den letzten Jahren aber von sich gewiesen.

Mit Manuel Neuer, Leon Goretzka und von nun an auch Alexander Nübel und Leroy Sané spielen mittlerweile gleich vier ehemalige königsblaue Leistungsträger für den FC Bayern. "Der FC Schalke hätte in der Zwischenzeit wahrscheinlich Deutscher Meister werden können, wenn sie diese und viele weitere Spieler, die sie in ihrer Nachwuchsabteilung erstklassig ausgebildet haben, hätten halten können", legte Rummenigge bei "Sport1" den Finger in die Wunde.

Fakt sei jedoch auch: "Sie haben immer wieder sehr hoffnungsvolle Spieler verkauft, wie etwa Leroy Sané 2016 zu Manchester City, um ihren Finanzbedarf zu decken", führte der Bayern-Verantwortliche aus. Eine Erklärung dafür wollte der 64-Jährige jedoch nicht abgeben. "Ich möchte mich nicht in den Job der Kollegen einmischen", sagte Rummenigge schlicht.

Dass die Schalker nun sogar beim Transfer von Leroy Sané das Pech ereilt, weil sie - anders als noch im letzten Sommer angenommen - nicht im großen Stil am Transfer des Flügelflitzers von Manchester City zum FC Bayern mitverdienen, lässt Rummenigge kalt.

Bayern-Boss drückt Schalke die Daumen

"Niemand möchte bemitleidet werden. Vor einem Jahr hatten die Transfersummen eben noch eine andere Dimension, aber in diesem Jahr scheinen sich die Preise auf eine rationalere Größenordnung einzupendeln", erklärte der FCB-Funktionär.

Wäre Sané schon 2019 nach München gewechselt (für kolportierte 100 Millionen Euro), hätte der FC Schalke nämlich mit 15 Prozent am Transfergewinn von Manchester City mitverdient und in etwa 7,5 Millionen Euro kassiert. Doch nun geht der Transfer wohl für etwa 50 Millionen Euro über die Bühne, heißt: City bekommt lediglich jene Summe wieder, die damals bezahlt wurde und macht keinen Gewinn.

Immerhin: Eine Millionenzahlung gibt es trotzdem für S04. Dank des Solidaritätsbeitrags der FIFA, nach dem bei einem Transfer alle Klubs belohnt werden, die an der Ausbildung eines Spielers mitgewirkt haben, dürften immerhin rund 1,2 Millionen Euro in die Kassen des Revierklubs fließen, der derzeit mächtig sparen muss.

"Natürlich drücke ich Schalke 04 nun beide Daumen, dass sie mit einem neuen Konzept, neuem Spirit und der nötigen Geduld zurück zu alter Stärke finden", betonte Rummenigge. "Schalke ist einer der traditionsreichsten Vereine in Deutschland und ein wichtiger Klub für die Bundesliga."

Das Aus von Schalke-Boss Clemens Tönnies bewertete Rummenigge derweil ohne große Worte. "Clemens war immer die dominante Figur dieses Klubs und nach seinem Rücktritt muss sich der Klub nun sicherlich neu aufstellen", so der 64-Jährige.

Rummenigge will "Financial Fair Play 3.0"

Außerdem äußerte sich Rummenigge zur diskutierten Einführung einer europaweiten Gehaltsobergrenze. Dabei befürwortete er eine Kostenreduktion im Fußball forderte deshalb eine Anpassung der Finanzrichtlinien. "Ein stringenteres Financial Fair Play 3.0 könnte der Schlüssel sein", sagte der FCB-Boss.

Wegen der Coronakrise hatte eine Diskussion um die immensen Gehälter der Fußballprofis eingesetzt. Für die meisten Funktionäre ist ein sogenannter Salary Cap nach US-amerikanischem Vorbild aber nicht umsetzbar. Auch deshalb appelliert Rummenigge an den gesunden Menschenverstand.

"Ich glaube, wir sind uns alle einig, dass wir mit Transfersummen und Spielergehältern wieder etwas verantwortungsvoller und rationaler umgehen müssen", sagte er: "Wie wir das in Zukunft erreichen können - und zwar in ganz Europa - wird man diskutieren müssen."

Die Deutsche Fußball Liga (DFL) hat bereits die Gründung einer Taskforce "Zukunft Profifußball" angekündigt, die sich unter anderem mit den (Fehl-)Entwicklungen der vergangenen Jahre beschäftigen soll.