06.07.2020 12:20 Uhr

"Pizza" macht Schluss: Eine Legende tritt ab

Pizarros Zeit in der Bundesliga ist abgelaufen
Pizarros Zeit in der Bundesliga ist abgelaufen

Claudio Pizarros große Bundesliga-Karriere begann mit "tonnenweise" Pisco Sour. Hätte Jürgen L. Born, der einstige Geschäftsführer von Werder Bremen, an einem Abend im Jahr 1999 nicht etliche Cocktails aus Traubenschnaps getrunken, wäre einer der besten Stürmer der Liga-Historie womöglich nie in Deutschland gelandet.

"Wir haben ein feuchtes Bündnis geschlossen", erinnerte sich Born einst im Gespräch mit dem "Weserkurier" an feuchtfröhliche Verhandlungen in Perus Hauptstadt Lima, in denen er Pizarros Vater Claudio Pizarro Davila auf seine Seite brachte. Am 28. August 1999 sollte der neue Stürmer dann sein Debüt in der Bundesliga geben - Pizarro prägte die Liga seither mit seinem Torriecher, einer außergewöhnlicher Technik und seinem ansteckenden Lächeln.

Mit dem Relegations-Rückspiel der Bremer am Montag in Heidenheim endet die Karriere des Fanlieblings, der auch höchst erfolgreich für Bayern München und weniger glücklich im Trikot des 1. FC Köln agierte. Seine Zeit beim FC Chelsea in England kann man als kurzen Abstecher einordnen, Pizarro ist ein echter Bundesliga-Hero.


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Claudio Miguel Pizarro Bosio, so lautet sein vollständiger Name, hat sechs Meisterschaften gewonnen, sechs Pokaltriumphe gefeiert. Er ist Champions-League- und Weltpokalsieger, Klub-Weltmeister. Mit 197 Toren in 490 Bundesliga-Partien war er lange treffsicherster ausländischer Angreifer, bis Robert Lewandowski vorbeizog. Doch all die Titel und fantastischen Zahlen geben noch keinen Aufschluss darüber, welchen Status sich Pizarro vor allem in Bremen verdient hat.

Szenen, die nach dem Erreichen der Relegation durch ein 6:1 gegen den 1. FC Köln in den Sozialen Medien veröffentlicht wurden, führen schon näher heran. Pizarro sitzt im Auto und will nach Hause fahren. Doch vor lauter grün-weißer Liebe kommt er in der Stadt kaum voran. Ihm fliegen Handküsse zu, ständig springt noch ein Fan an sein Fahrzeug heran und verbeugt sich tief.

Pizarro lacht, sagt "danke, danke, danke". Er steht auch für große Jahre, die Werder längst hinter sich hat. Unvergessen sind die Auftritte an der Seite von "Kugelblitz" Ailton.


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"Ich habe immer versucht, beim Fußball der Beste zu sein, beim Partymachen der Beste zu sein, bei der Familie auch der Beste zu sein", sagte Pizarro laut der "ARD". Viel davon ist ihm gelungen. Pizarro hat von 1999 bis 2019 in 21 Kalenderjahren in Folge mindestens einen Treffer erzielt, das schaffte noch keiner.

In der abgelaufenen Bundesliga-Saison konnte er Werder aber nicht aus der Patsche helfen, der Peruaner blieb in der Liga ohne Torerfolg. Noch immer umgab ihn bei etlichen Einwechslungen eine gewisse Aura, mit der Athletik der nächsten und übernächsten Generation konnte er aber nicht mehr mithalten.

Was auf die letzten Karriereschritte folgt, ist noch nicht ganz klar, außer dass ein Amt als Markenbotschafter für Bayern München wartet. Trainer will Pizarro jedenfalls nicht werden, sondern der Familie mehr Zeit schenken.

Und dann sind da noch seine Pferde auf einem Gestüt in Peru, die zeigen, wie stark auch Pizarro von seiner Zeit in Deutschland geprägt worden ist. Drei der edlen Rösser hören auf die Namen "Merkel", "Oktoberfest" und "El Kaiser".