24.07.2020 13:00 Uhr

Gressel blickt "ein bisschen neidisch" nach Deutschland

Julian Gressel versucht sein Glück in Washington
Julian Gressel versucht sein Glück in Washington

Das Kapitol, das Lincoln Memorial oder das Weiße Haus - die Sehenswürdigkeiten von Washington D.C. konnte Julian Gressel noch gar nicht wirklich genießen. "Wir sind angekommen, und eine Woche später hat alles zugemacht", sagte der 26-Jährige von D.C. United im "SID"-Gespräch: "Es war schwer, sich einzuleben."

Zu Jahresbeginn war Gressel innerhalb der Major League Soccer von Atlanta United in die Hauptstadt der USA gewechselt. Nach zwei Spieltagen brachte das Coronavirus im März aber nicht nur den Spielbetrieb, sondern auch das ganze Land zum Stillstand. Das Virus werde in den USA derzeit "jeden Tag noch schlimmer", berichtet Gressel, "in Deutschland wurde das von Anfang an richtig gut gemanagt."

Das löste beim Mittelfeldspieler durchaus Neid aus, vor allem was die Pläne zu Bundesligaspielen vor Zuschauern betrifft. Dass es in Deutschland vielleicht schon Ende des Jahres wieder Spiele mit Fans geben würde, "da bin ich schon ein bisschen neidisch", sagt Gressel.

Julian Gressel startet eigene Talk-Show

Die MLS trägt im Moment in ihrer "Bubble" in Orlando im Sonnenstaat Florida ein Restart-Turnier mit 24 Teams ohne Fans aus. Gressel musste sich mit D.C. United nach nur zwei Punkten in drei Spielen aber bereits nach der Gruppenphase verabschieden. Nach dem Turnier soll die unterbrochene Regular Season fortgesetzt werden.

Bis dahin hat Gressel wieder Zeit, ein wenig das Leben in Washington zu genießen. In der spielfreien Phase startete er etwa eine eigene Talk-Show, das "Gressel Special". Nebenbei engagierte er sich mit Teamkollegen in der Black-Lives-Matter-Bewegung. "Nach eineinhalb Monaten ist es ein wenig abgeflacht, es war wichtig, dass wir Spieler eine klare Message rüberbringen", sagt Gressel.

Start ins Familienleben

Auch die MLS-Profis schlossen sich den Demonstrationen an, aber der Franke betont: "Es kommt auf die Leute an, die die Macht haben, um Gesetze zu ändern. Um die Polizeibrutalität abzuschaffen bzw. die Handhabung zu verändern."

In Washington lebt Gressel mit seiner Frau Casey und Hund Freddy nun in einem Haus in den Suburbs, "ein bisschen außerhalb der Stadt". Im Oktober erwartet der Profi aus Neustadt an der Aisch erstmals Nachwuchs, ein Töchterchen. "Jetzt", sagt er mit einem Lächeln, "starten wir unsere kleine Familie."