18.08.2020 14:30 Uhr

Flicks Final-Pakt mit den Bayern-Stars

Hansi Flick will mit dem FC Bayern ins Finale der Champions League
Hansi Flick will mit dem FC Bayern ins Finale der Champions League

Ausscheiden? Diese gigantischen Bayern? Gegen Lyon? Spätestens nach dem monströsen 8:2 gegen den FC Barcelona erscheint dieses Szenario beim Finalturnier der Champions League utopisch.

Der Favoritenstatus pappt dick und fett an den Münchner Triple-Jägern, die am Mittwoch (21:00 Uhr) in Portugal mit aller Macht den Halbfinalfluch nach vier spanischen K.o.-Hieben zwischen 2014 und 2018 überwinden wollen. Kapitän Manuel Neuer glaubt ganz fest daran.

"Ich denke, dass wir Wettbewerbstypen alle wirklich hungrig sind und auch mental so fit sind im Moment, dass wir einfach da sind, auch vom Kopf her", sagte der Fußball-Nationaltorhüter. Abwehrrecke Jérôme Boateng, wie die Anführer Neuer und Thomas Müller sowie David Alaba und Javi Martínez schon beim historischen Münchner Titeltriple 2013 dabei, verkündete zielsicher: "Wir wollen unbedingt ins Finale!"

Allerdings erwartet die Münchner Tormaschine im Estádio José Alvalade ein furchtloses Olympique-Kollektiv, das als Favoritenschreck in der K.o.-Phase erst im Achtelfinale Juventus Turin mit dem großen Cristiano Ronaldo und nun in Lissabon Manchester City mit Starcoach Pep Guardiola düpierte. Die David-gegen-Goliath-Situation verströmt den Reiz dieses Halbfinal-Kräftemessens, das Olympique-Coach Rudi Garcia in den vergangenen Nächten Albträume bereitet haben könnte.

Auf den FC Bayern wartet "ein hartes Stück Arbeit"

Wegen der Corona-Pandemie fällt das Münchner Oktoberfest in diesem Jahr bekanntlich aus. Hau-den-Lukas könnte dafür diesmal in Lissabon stattfinden - als Hau-den-Rudi III. Schon zweimal bezog der 56 Jahre alte Franzose Garcia mit von ihm trainierten Mannschaften in der Königsklasse fürchterliche Bayern-Watschn: 2012 beim 1:6 mit OSC Lille in München und 2014 mit der AS Rom daheim bei einem 1:7, bei dem unter anderen Robert Lewandowski und Müller trafen.

Hansi Flick interessieren derartige statistische Begebenheiten grundsätzlich kaum. "Sie wissen, dass ich wenig zurückblicke. Das Hier und Jetzt ist entscheidend", sagte er in Lissabon. Flick stellt seine Dauersieger auch gegen Lyon auf ein "hartes Stück Arbeit" ein.

Das war es für ihn auch gegen Barcelona, auch wenn da alles so spielerisch leicht wirkte. "Wahnsinn, was hier passiert ist und was wir erlebt haben", sagte Neuer auch Tage nach dem Jahrhundertspiel noch staunend. Aber in einem Turnier gelte es, schnell umzuschalten. "Du hast die nächsten Aufgaben vor der Brust. Es ist immer hopp oder top, immer wieder ein Finale", sagte Neuer. Der 34 Jahre alte Senior der Bayern-Mannschaft ist vom sechsten Münchner Finaleinzug nach 1999, 2001 (Titel), 2010, 2012 und 2013 (Titel) überzeugt: "Wir haben im Spiel vollen Fokus. Ich glaube, dass wir einfach gut drauf sind."

Flick hatte mit seinen Double-Gewinnern schon vor der Abreise nach Portugal einen Pakt geschlossen. Zwei Wochen lang solle "der Fokus" allein auf die Champions-League-Endrunde gerichtet sein. "Alles, was danach kommt, ist ausgeblendet", ordnete der Chef an. Transfers, Vertragsverlängerungen, persönliche Befindlichkeiten - alles muss dem Projekt "Campeões de Lisboa" untergeordnet werden. Bislang lebt das Team den Pakt, so Flick: "Jeder will sich einbringen. Jeder hat die innere Überzeugung, sich in den Dienst der Mannschaft zu stellen."

Schon im kurzen Trainingslager an der Algarve habe es "schon richtig gebrannt in uns", berichtete Neuer jetzt in Lissabon. Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge sprach ebenfalls von einer "Partnerschaft", die Flick mit der Mannschaft lebe. Er erlebt das in diesen Tagen hautnah im "Penha Longa Resort", wo der Bayern-Tross logiert. "Die Mannschaft ist fokussiert und wird total seriös das Halbfinale angehen", sagte Rummenigge.

Flick hat keine Veranlassung, die Siegerelf der Barcelona-Gala zu sprengen. Rummenigge warnt vor Lyons schnellen Angreifern wie Memphis Depay oder Moussa Dembelé, der gegen Man City als doppelter Tor-Joker entscheidend stach. Sie könnten einem Gegner "Schmerzen bereiten".

Neuer formulierte die taktische Marschroute entsprechend: "Es wird darauf ankommen, dass wir eine top Restverteidigung haben, dass wir immer hellwach sind, dass wir nichts auf die leichte Schulter nehmen und einfach gut stehen und in der vorderen Reihe flexibel sind." Die Münchner Tormaschine um Lewandowski, Gnabry und Co. soll am besten wieder so heißlaufen, wie sie es gegen Messis Barça tat. 8ung Lyon!

Die voraussichtlichen Aufstellungen:

Olympique Lyon: Lopes - Denayer, Marcelo, Marcal - Dubois, Bruno Guimaraes, Cornet - Caqueret, Aouar - Toko Ekambi, Depay

Bayern München: Neuer - Kimmich, Boateng, Alaba, Davies - Goretzka, Thiago - Gnabry, Müller, Perisic - Lewandowski

Schiedsrichter: Mateu Lahoz (Spanien)

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