22.08.2020 12:07 Uhr

"Tor-Maschine" Harder schießt sich für Europas Krone warm

Pernille Harder (Nr. 22) ist Stürmerin mit eingebauter Tor-Garantie
Pernille Harder (Nr. 22) ist Stürmerin mit eingebauter Tor-Garantie

Der Viererpack beim leichten Aufgalopp der Triple-Mission soll nur das Aufwärmprogramm gewesen sein. "Das wird ein ganz anderer Gegner", sagte Pernille Harder voller Vorfreude auf das Champions-League-Halbfinale des VfL Wolfsburg gegen den FC Barcelona am Dienstag.

Den 9:1 (4:0)-Kantersieg zum Auftakt gegen Glasgow City wollte die dänische Star-Stürmerin keinesfalls überbewerten. Gegen den überforderten schottischen Meister traf die Tor-Maschine wie am Fließband (15./45.+2/56./71.) und unterstrich im Estadio Anoeta von San Sebastian abermals ihre Weltklasse.

Trainer Stephan Lerch lobte seine Schlüsselspielerin als Raumdeuterin mit hervorragendem Spielverständnis: "Dass sie mit ihrer individuellen Klasse solche Momente und Räume so nutzt, das hat sie sehr effektiv gemacht."

Harders sagenhafte Quote im Trikot des deutschen Meisters und Pokalsiegers verdeutlicht diese gnadenlose Effizienz: 105 Tore in 112 Pflichtspielen hat sie seit ihrem Wechsel vom FC Linköping im Januar 2017 erzielt.

Kein Wunder, dass finanzkräftige Topklubs um die ehrgeizige 27-Jährige (Vertrag bis 2021) buhlen. Allen voran der englische Meister FC Chelsea. Dort steht Harders Partnerin, die schwedische Nationalspielerin Magdalena Eriksson, unter Vertrag. Im März machten Gerüchte über eine Ablöse von 300.000 Euro die Runde.

Ihr Credo: "Ich will die Beste der Welt sein." Akribisch studiert sie dazu die Besten ihres Fachs. "Bei Cristiano Ronaldo analysiere ich vor allem das Freilaufverhalten im Sechzehner", erklärte Harder jüngst dem Liga-Magazin "ELFEN".

Abschied aus Wolfsburg nur eine Frage der Zeit

Dass die Co-Kapitänin und Torschützenkönigin (27 Tore) über den kommenden Sommer hinaus zu halten ist, hat Wolfsburgs sportlicher Leiter Ralf Kellermann jüngst ausgeschlossen. Ein herber Verlust für den VfL und die Frauen-Bundesliga, die beim neuen europäischen Wettbieten kaum noch internationale Hochkaräter anlockt.

Zumal Europas Fußballerin des Jahres 2018 nicht nur sportliche Strahlkraft besitzt. Bei der WM 2019 sorgte ein Kussfoto von Harder und Eriksson für Schlagzeilen. Der EM-Zweite Dänemark hatte die WM-Teilnahme verpasst, also begleitete Harder das Turnier in Frankreich als Eriksson-Edelfan im Schweden-Trikot auf der Tribüne.

Die Reaktionen auf den vielbeachteten Schnappschuss seien "überwiegend positiv" ausgefallen, so Harder. Und das Fußball-Traumpaar entschied, nun ganz bewusst anderen Mut zum Coming-out zu machen.

Jetzt aber soll der begehrte Henkelpokal her, den die Wölfinnen trotz dieser Pernille Harder seit den Triumphen im Triplejahr 2013 und 2014 vergeblich jagen. Der K.o.-Modus beim Geisterturnier gefällt der Torjägerin: "Ich mag es persönlich sehr und denke, das Format passt zu unserem Team." Das gilt es nun gegen den spanischen Meister aus Barcelona zu beweisen.

Der Vorjahresfinalist um die Ex-Wolfsburgerin Caroline Hansen gewann das enge spanische Viertelfinale gegen Atletico Madrid 1:0 (0:0). Für die erst kürzlich zum Vizemeister gewechselte Nationalspielerin Turid Knaak ist das Mini-Turnier im Baskenland somit schon wieder vorbei.