06.09.2020 18:54 Uhr

DFB-Team fliegt und kassiert Shitstorm

Von Stuttgart nach Basel - da steigt das DFB-Team in den Flieger
Von Stuttgart nach Basel - da steigt das DFB-Team in den Flieger

Für die Fußball-Nationalmannschaft geht es im zweiten Spiel der Nations League gegen die Schweiz. Nach dem unglücklichen Unentschieden gegen Spanien soll ein Sieg her. Doch zuvor kassiert das Team eine krachende Niederlage - in den sozialen Medien. Der Flug nach Basel kommt gar nicht gut an.

Fußballer haben es immer eilig - und gern bequem. Erst recht, wenn es um zusätzlich zur Saison anstehende Länderspiele geht. So wie derzeit für das DFB-Team. Am Donnerstag spielte die Mannschaft von Bundestrainer Joachim Löw zum Nations-League-Auftakt gegen Spanien, schon an diesem Sonntag folgt das zweite Spiel gegen die Schweiz. Vier Tage, zwei Spiele, ein Länderwechsel.

Allerdings nur von Stuttgart nach Basel. Trotzdem stieg das Team in den Flieger. Für eine Strecke von 260 Kilometern. Das kommt gar nicht gut an, der DFB kassiert dafür einen veritablen Shitstorm. "Schämt euch", war ein Kommentar. Süffisant hieß es auch: "Abgehoben!" Ein anderer schrieb zum Tweet des Teams: "Man weiß gar nicht, was schlimmer ist: dass es 1) so einen Flug überhaupt gibt, dass 2) das DFB-Management den Flug bucht, dass 3) alle Spieler brav mitfliegen oder dass 4) die PR-Abteilung diesen Bullshit noch per Fotostrecke stolz vorführt (oder war das subversiv?)".

"Fußball kann man nur in einer intakten Natur spielen"

Eigentlich propagiert der Fußballverband, dass er sich für Nachhaltigkeit und Umweltschutz einsetzt. Dafür gibt es eigens die Projekte Nachhaltigkeitsmanagement sowie Umwelt und Klimaschutz. Auf seiner Website wirbt Präsident Fritz Keller: "Fußball kann man nur in einer intakten Natur spielen." Und weiter: "Dank der Zusammenarbeit mit den Vereinten Nationen und weiterer Maßnahmen werden wir unsere Anstrengungen für den Umwelt- und Klimaschutz deutlich ausbauen können."

Da erscheint es wenig sinnvoll, wenn nun das Aushängeschild des Verbands, die Nationalmannschaft, für eine derart kurze Strecke in ein Flugzeug steigt - auch wenn es eines vom DFB-Partner Lufthansa ist. Mit dem Auto braucht man für die Strecke von Stuttgart nach Basel laut Google Maps keine drei Stunden. Busse, die das Team zum Flughafen brachten und auch am Flughafen wieder einsammelten, gab es ohnehin. Einer davon hätte also auch durchfahren können.

Zudem bietet die Deutschen Bahn einen ICE, der drei Stunden fährt. "Man kann auch Züge chartern, das wäre sogar ein ziemlich cooles Signal, auch wenn ein Charterzug nicht so effizient wie ein Linienzug ist. Damit habt ihr Eure Privatsphäre auch noch", kommentierte bei Twitter ein weiterer Nutzer.

Andere User ärgerten sich einfach nur über die Ignoranz des DFB. "Ist das peinlich", hieß es dort. "Deutlicher kann man seine Klima-Ignoranz kaum demonstrieren" oder auch "Wer heutzutage noch ernsthaft von Stuttgart nach Basel fliegt, ist einfach nur dumm, asozial und zukunftsvergessen. Und da will ich auch keine exkulpierenden Floskeln wie 'Regeneration', 'Belastungssteuerung' etc. hören!" Einer anderen Nutzerin fällt offenbar nur noch Sarkasmus ein: "Die kompensieren den Flug bestimmt über Atmosfair und pflanzen einen Baum in Frankfurt/Main. Damit ist dann alles fein und man kann den DFB-Nachhaltigkeitsbericht 2020 wieder seitenweise mit Methoden des modernen Ablasshandels füllen."

Auch wenn die Reise von den Organisatoren der Mannschaft geplant wurde, wünschen sich viele mehr Mitdenken und Engagement der Spieler: "Warum rebellieren die Spieler da eigentlich nicht oder ist Klimaschutz für Millionäre einfach irrelevant?"

Wirklich Zeit gespart?

Selbst eine Zeitersparnis ist bei einem Flug dieser Kurzstrecke fraglich. Auch, wenn das Einchecken für eine Chartermaschine schneller geht und die Profis ohnehin einen Sonderstatus genießen dürften. Das Flugzeug muss in Stuttgart schließlich erst einmal eine Start- und in Basel später eine Landeerlaubnis bekommen, dann muss das Gepäck ein- und ausgeladen werden und so weiter. "Die Sache mit dem Flug nach Basel kommt einem noch absurder vor, wenn man die Anfahrt zum Stuttgarter Flughafen kennt", schrieb zudem ein Nutzer.

Einen Kommentar zur Sinnhaftigkeit des Flugs oder den garstigen Kommentaren gibt es vom DFB bisher nicht. Stattdessen wird bei Twitter an diesem Morgen für das Spiel gegen die Schweiz geworben. Nach dem Last-Minute-1:1 gegen Spanien soll nun der erste Sieg her. In der Gruppe 4 geht es dabei sogar um die Tabellenführung. Glaubt man den vielen Kommentaren, ist dies einigen Fans nun ziemlich egal. Nicht wenige kündigten an, die künftigen Spiele nicht mehr schauen und das Team nicht länger unterstützen zu wollen.