10.09.2020 12:07 Uhr

Hertha reist trotz Problemen selbstbewusst nach Braunschweig

Bruno Labbadia hatte in der Vorbereitung mit Problemen zu kämpfen
Bruno Labbadia hatte in der Vorbereitung mit Problemen zu kämpfen

Die Saisonvorbereitung von Hertha BSC verlief nicht ohne Hindernisse. Transfer-Stau, Länderspielabstellungen, ärgerliche Testspiel-Niederlagen. Und trotzdem müssen die Berliner zum DFB-Pokal-Auftakt liefern.

Bruno Labbadia blieb cool, der Gedanke an eine böse Pokal-Überraschung perlte an ihm ab. "Ich bin kein Freund davon zu sagen, ich gehe mit Angst oder Befürchtung in etwas", sagte der Trainer von Hertha BSC vor dem Erstrundenspiel am Freitag (20:45 Uhr) beim kämpferischen Zweitliga-Aufsteiger Eintracht Braunschweig. Gründe für Zweifel gibt es aber durchaus genug.

Viel ist schief gelaufen in der Vorbereitung bei den Berlinern: Das Quarantäne-Chaos um Krzysztof Piatek, ernüchternde Testspiel-Pleiten, und ins Transferkarussell kommt nur langsam Bewegung. Labbadia hat harte Wochen hinter sich, weshalb er vor dem unterklassigen Gegner warnte: "Es gibt leichtere Lose", so der 54-Jährige: "Aber das kann man sich nicht aussuchen."

Ein Vorteil des Pflichtspielstarts ist zumindest, dass der Coach seine Mannschaft endlich weitgehend zusammen hat. Das war lange nicht der Fall, wegen Länderspielabstellungen trainierte Hertha unter der Woche nur mit einem Rumpfkader von einem guten Dutzend Spielern. Erst am Donnerstag trafen die letzten Profis ein.

Herthas Stamm-Innenverteidigung fällt aus

"Wir hätten gerade wegen der Unterbrechung mit den Länderspielen gern noch mehr Wochen für die Vorbereitung gehabt, aber ich freue mich, dass es losgeht", so Labbadia. Nicht dabei ist Stürmer Piatek, der mit der polnischen Nationalmannschaft in Corona-Risikogebieten im Einsatz war und daher fünf Tage in Isolation muss.

Auch Santiago Ascacíbar (Mittelfußverletzung), Dedryck Boyata (Achillessehne) und der gesperrte Jordan Torunarigha werden nicht spielen können. Damit fällt Labbadias Stamm-Innenverteidigung aus, der von einem Infekt genesene Niklas Stark und Karim Rekik werden die Braunschweiger Sturmreihen stoppen müssen.

Es passt zu den vergangenen Tagen und Wochen. Ja, viele Spieler fehlten, und damit sind die drei jüngsten Testspiel-Niederlagen gegen Ajax Amsterdam (0:1), PSV Eindhoven (0:4) und den Hamburger SV (0:2) teilweise zu erklären. Aber auch in Sachen Neuverpflichtungen hakt es.

"Es läuft auf dem Transfermarkt beschwerlicher, als wir uns das vorgestellt haben", sagte Labbadia. Mit Mittelfeldspieler Lucas Tousart und Holland-Talent Deyovaisio Zeefuik holte Hertha vielversprechende Youngster, aber die Eingewöhnung braucht Zeit. Lediglich Torhüter Alexander Schwolow wird wohl sofort richtig helfen können. "Wir haben wichtige Säulen verloren", sagte Labbadia vor allem mit Bezug auf den früheren Kapitän Vedad Ibisevic, der zu Schalke 04 ging.

Und jene Säulen "wurden ersetzt mit jüngeren Spielern, die teilweise die Sprache noch nicht können", so Labbadia. Eine seiner Aufgaben ist es, aus einer Vielzahl junger Spieler wie dem 23 Jahre alten Tousart, eine funktionierende Achse zu formen. Gleichzeitig werde es auch noch ein paar Neue brauchen, und Labbadia hatte eigentlich gehofft, "dass der ein oder andere Neuzugang schon da wäre".

Zu laut klagen will der Trainer aber nicht, er fordert auch mit Blick auf den Ligastart am Samstag (15.30 Uhr/Sky) in einer Woche bei Werder Bremen Leistung ein. Die Entwicklung der Mannschaft sei "ein Prozess, der andauern wird, aber trotzdem müssen wir in der Liga Ergebnisse liefern". Allein das 374 Millionen Euro schwere Engagement des Investors Lars Windhorst verpflichtet schon zu einer gewissen Ambition.

Und auch wenn Labbadia angesichts der aktuellen Lage kein klares Saisonziel für die Bundesliga ausgeben will, möchte er im Pokal ganz sicher noch etwas länger dabei sein.