30.09.2020 08:12 Uhr

Brisant: S04 forciert Ausgliederung - Mischt Tönnies mit?

Der FC Schalke 04 benötigt die Zustimmung der Mitglieder zur Umsetzung der Ausgliederungspläne
Der FC Schalke 04 benötigt die Zustimmung der Mitglieder zur Umsetzung der Ausgliederungspläne

Der FC Schalke 04 steckt nicht nur sportlich in einer seiner größten Krisen. Auch wirtschaftlich ist es um den Revierklub schlecht bestellt. Nun treibt S04 offenbar die Ausgliederung der Profimannschaft voran, wie ein internes Dokument zeigt. Eine brisante Gemengelage, sind doch zahlreiche Schalke-Anhänger gegen derartige Pläne.

Eine Stellenausschreibung des Klubs für die Nachbesetzung des Postens als Vorstand Finanzen, Person und Recht, die "Sport Bild" vorliegt, zeigt, dass Schalke ernst macht. Demnach ist unter dem Punkt "Ausgangssituation" vermerkt: "Mögliche Zukunft: Begleitung bei der Transformation des Vereins von organisiertem Profifußball eines eingetragenen Vereins in professionelle Strukturen einer Aktiengesellschaft, mittels einer Ausgliederung."

Damit würden sich die Königsblauen für Investoren öffnen, die eigene Anteile am Klub erwerben können. Das Wirtschaftsprüfungsunternehmen KPMG hatte den Wert des Klubs im vergangenen Mai auf 814 Millionen Euro bestimmt. Diese vielen Millionen sollen also mit Hilfe von Investoren in die Sanierung des Vereins gesteckt werden.

Das notwendige "Netzwerk in den Kapitalmärkten und in der Finanzwelt" ist dem Papier zufolge zudem eine der gewünschten Voraussetzungen für den neuen Finanzboss, der die Ausgliederungspläne in Zukunft forcieren soll.

Schalke-Mitglieder müssen zustimmen

Seit Anfang Juni ist der Posten beim FC Schalke 04 vakant, nachdem das langjährige aber zuletzt umstrittene Vorstandsmitglied Peter Peters den Verein verließ. Zuletzt sollen Sportvorstand Jochen Schneider und Marketingvorstand Alexander Jobst damit beauftragt worden sein, ein erstes Konzept zur Ausgliederung zu erarbeiten, so das Sportblatt.

Die konkreten Pläne der Bosse dürften jedoch kaum nach dem Geschmack der Mitglieder sein - auf die es letztlich aber ankommt. Denn: Eine mögliche Ausgliederung kann nur umgesetzt werden, wenn drei Viertel der Mitglieder zustimmen. Bislang schätzt der Klub dem Bericht zufolge, dass 15 Prozent strikt gegen die Pläne sind. Rund die Hälfte aller Mitglieder sei unentschlossen.

Dass der Verein die Abstimmung als Präsenz-Veranstaltung abhalten will und dies aufgrund der anhaltenden Corona-Pandemie nur schwer zu realisieren ist, erschwert die Umsetzung bislang außerdem.

Mischt Clemens Tönnies auf Schalke wieder mit?

Kommt es letztlich doch zur Öffnung für Investoren, dürfte derweil die Personalie Clemens Tönnies für weiteren Zündstoff sorgen. Der einstige Aufsichtsratschef, der 2019 zunächst eine Rassismus-Debatte entfacht hatte und im vergangenen Juni durch einen Skandal in seiner Fleischfabrik schlidderte und letztlich auf Schalke seinen Hut nahm, könnte "Sport Bild" zufolge künftig wieder mitmischen.

Schon in der noch andauernden Transferphase soll Tönnies laut dem Sportblatt finanzielle Hilfe angeboten haben, um neue Spieler zu verpflichten. Sportvorstand Jochen Schneider soll das Angebot abgelehnt haben. Der 50-Jährige entgegnete dazu, der Klub finanziere "grundsätzlich keine Transfers durch die Aufnahme von Krediten".

Zudem werde Schalke "nicht mehr Geld ausgeben", als man eingenommen hat. Dieser Beschluss sei "klar kommuniziert" worden.

Alternativen bei der Suche nach Investoren hat der Revierklub zu Ex-Boss Clemens Tönnies, der immerhin auf 19 Jahre als Aufsichtsratsvorsitzender beim Verein zurückblickt, laut "Sport Bild" aber kaum. Allein Stadion-Namensgeber Veltins gelte als weiterer Kandidat.