19.10.2020 08:05 Uhr

Schweinsteiger überrascht von Entwicklung des FC Bayern

Spricht über
Spricht über "seinen" FC Bayern: Bastian Schweinsteiger

Bastian Schweinsteiger ist überrascht von der Entwicklung des FC Bayern München in den letzten Monaten.

"Der Verein insgesamt hat sich super entwickelt, der sportliche Bereich sowieso, seit Hansi Flick übernommen hat. Die Entwicklung als Mannschaft war so nicht zu erwarten", sagte der langjährige Bayern-Profi dem "kicker".

Beim Münchner Erfolg sei deutlich geworden "was Teamgeist ausmachen kann", sagte Schweinsteiger. "Selbst bei klarer Führung wurde das Ergebnis noch erhöht; das zu sehen war super. Schon im Frühjahr war zu erkennen, dass die Mannschaft die Qualität für den Gewinn der Champions League hat."

In dieser Saison traut Schweinsteiger dem FC Bayern in der Königsklasse erneut viel zu. Zwar könnten auch der BVB, RB Leipzig und Borussia Mönchengladbach "einigermaßen weit kommen", das deutsche "Flagschiff" im wichtigsten Vereinswettbewerb der Welt sei jedoch der Rekordmeister. 

FC Bayern "Topfavorit" in der Champions League

Die Münchner seien "neben zwei, drei anderen Teams dieses Mal der Topfavorit", so Schweinsteiger und stellten neben dem FC Liverpool das beste Team. "Aber Real Madrid, Paris Saint-Germain und Juventus Turin sollte man nie abschreiben", ergänzte der 36-Jährige. Manchester City mit Ex-Bayern-Coach Pep Guardiola fehle dagegen die Konstanz. "Dieses indirekte Spiel, immer kurze Pässe, ist nicht immer zielführend", erklärte der achtmalige deutsche Meister.

Ein zeitnahes Comeback bei seinem Heimatklub schloss Schweinsteiger, der seine Karriere im Oktober 2019 beendet hatte, aus. "Aktuell sehe ich eine Rückkehr zum FC Bayern nicht. Der Verein ist super aufgestellt."

Als seinen legitimen Nachfolger in München sieht Schweinsteiger, selbst einst einer der Köpfe der Triple-Sieger von 2013, neben den Führungskräften Manuel Neuer, Thomas Müller und David Alaba vor allem Joshua Kimmich. Der inzwischen auf Schweinsteigers frühere Position im defensive Mittelfeld versetzte Profi habe sich "zu einer ganz wichtigen Figur im Bayern-Spiel" entwickelt. Kimmich spiele "konstant auf gutem Niveau", sei "nicht ehrgeizig, sondern überehrgeizig", sagte Schweinsteiger.

Sorgen äußerte der Weltmeister von 2014 erneut im Hinblick auf die deutsche Nationalmannschaft. Das DFB-Team befinde sich "im Umbruch", es müssten auf Sicht mehr Automatismen greifen, so Schweinsteiger. "Zuletzt gab es viele leichte Fehler, gegen starke Gegner können da Probleme entstehen." Das Team von Bundestrainer Joachim Löw müsse "am Ball aktiv und kreativ" sein. "Da muss sich die Nationalelf verbessern, das ist der wichtigste Punkt", betonte Schweinsteiger.

Kritik am DFB-Team und Joachim Löw

Gerade die jungen Spieler bräuchten darüber hinaus "mehr Zielstrebigkeit", auch um die Fans wieder von der Auswahl zu begeistern. "Bei einer EM oder WM entstehen immer automatisch eine gewisse Stimmung und Euphorie, aber auch sonst sollte die Nationalmannschaft den Menschen in unserem Land nicht egal sein. Sie ist mit die wichtigste Mannschaft in Deutschland, diese Wertschätzung muss sie wieder bekommen. Alles andere wäre schade", sagte Schweinsteiger.

Seinen langjährigen Weggefährten Löw kritisierte der 121-fache Nationalspieler kaum verhohlen. "Gegen einen so ersatzgeschwächten Gegner wie die Ukraine, die mit einer halben B-Mannschaft antrat, muss man nicht unbedingt fünf Verteidiger stellen", sagte Schweinsteiger. 

Es sei zwar "verständlich und absolut richtig", in einem Testspiel wie gegen die Türkei eine B-Elf an den Start zu schicken. "Jetzt aber stellt sich die Frage, ob eine Grundstruktur in der Nationalelf entsteht, indem des Öfteren ein gleicher Kader zusammenkommt. Nur so kann sich eine Gemeinschaft bilden."

Löw habe zuletzt viel getestet, das sei okay, "aber irgendwann muss Schluss mit dem Testen sein", forderte Schweinsteiger, der zudem für eine Rückkehr seiner früheren Teamkollegen Thomas Müller und Jérôme Boateng ins DFB-Team plädierte. "Wenn ich Bundestrainer wäre, wären Boateng und Müller in der Nationalmannschaft. Aber ich bin nicht der Bundestrainer. Es ist Jogis Entscheidung, die man respektieren muss", kommentierte Schweinsteiger die Personaldiskussion um die beiden von Löw aussortierten Bayern-Stars.

Er habe nach wie vor "ein gutes Verhältnis" zu Löw, sagte Schweinsteiger. "Wenn ich taktische Dinge anspreche, verstehe ich das als sachlichen Austausch." Löw könne nach sechs Spielen ohne Sieg in Folge in der Nations League "nicht sagen, dass alles super läuft".