21.10.2020 13:18 Uhr

Thomas Meuniers kapitaler Fehlstart beim BVB

Weist beim BVB bislang schlechte Statistiken auf: Thomas Meunier
Weist beim BVB bislang schlechte Statistiken auf: Thomas Meunier

Mit der ablösefreien Verpflichtung von Thomas Meunier schien Borussia Dortmund im Sommer ein echter Coup gelungen zu sein. Inzwischen gibt es aber viel Kritik am ehemaligen PSG-Star. Die 1:3-Pleite zum Champions-League-Auftakt bei Lazio Rom lässt die Zweifel an Meunier beim BVB weiter wachsen.

"Man kann sich auf ihn verlassen", hat PSG-Trainer Thomas Tuchel mal über seinen einstigen "Schlüsselspieler" Thomas Meunier gesagt. Er mache "sehr, sehr wenig Fehler", lobte unlängst auch BVB-Sportdirektor Michael Zorc gegenüber den "Ruhr Nachrichten".

Doch anstatt für Sicherheit im Dortmunder Spiel zu sorgen, entpuppt sich der Belgier immer mehr als Risikofaktor. Beim Offenbarungseid in Rom gehörte Meunier zu den schwächsten Spielern auf Seiten der Schwarz-Gelben.

Dass auch Lucien Favre alles andere als zufrieden mit Meunier war, machte er mit einer für ihn untypischen und daher äußerst bemerkenswerten Aussage nach der Partie deutlich. "Ein unnötiger Ballverlust, das war ein Geschenk", analysierte der BVB-Coach bei "Sky" Meuniers Fehlpass vor dem 0:1 durch Ciro Immobile (6.).

Der kapitale Bock war nur der Auftakt eines Abends zum Vergessen für den erfahrenen Profi. Immer wieder streute der angeblich so souveräne Meunier ungenaue Zuspiele ein - im Spiel nach vorne genauso wie im Rückwärtsgang. Knapp ein Drittel seiner Pässe landete in Rom beim Gegner. Immer wieder kam Lazio über seine rechte Abwehrseite zu Torchancen.

Zahlen sprechen gegen Meunier

Besonders frappierend: Die Partie in Rom war kein einzelner Ausreißer nach unten für Meunier. Auch das verdeutlichen die Zahlen. In seinen bislang vier Bundesliga-Spielen für den BVB, die er allesamt von Beginn an bestritt, gewann der Neuzugang lediglich 53 Prozent seiner Zweikämpfe. Damit landet er im ligaweiten Vergleich nur auf Platz 106. Allein beim BVB sind sechs Akteure besser.

Auch in der Pass-Statistik hat Meunier viel Luft nach oben. Rund 88 Prozent seiner Zuspiele sind erfolgreich, das reicht zu Platz 58 im Bundesliga- und Rang acht im BVB-internen Ranking.

Immerhin: Einsatz und läuferische Einstellung stimmen. Durchschnittlich 10,33 Kilometern spult Meunier pro Spiel ab, mannschaftsintern die drittgrößte Distanz. Doch das ist unter dem Strich schlichtweg zu wenig für den zuvor so hoch gelobten Außenverteidiger.

Meunier findet seine Rolle beim BVB noch nicht

Auf der Suche nach einer Erklärung für Meuniers Fehlstart in Schwarz und Gelb kommen mehrere Faktoren ins Spiel.

Da wäre einerseits die zeitliche Komponente. Anpassungsschwierigkeiten bei Neuzugängen, zudem aus anderen Ländern, sind normal - der BVB weiß das. Auch Meuniers Vorgänger Achraf Hakimi wusste nicht von Beginn an zu überzeugen und fand erst mit der Zeit seine Rolle im Team.

Die jüngste Unterbrechung durch die Länderspielpause dürfte im Fall Meunier ebenfalls nicht geholfen haben, die fehlende Abstimmung mit den neuen Kollegen zu verbessern. Dass um ihn herum zudem immer wieder das Personal ausgetauscht wird, tut sein Übriges.

Womöglich liegen Meuniers Anlaufschwierigkeiten aber auch in Favres taktischer Herangehensweise begründet. Das Dortmunder 3-4-2-1-System, in dem der Neuzugang als rechter Schienenspieler die Balance zwischen Defensive und Offensive bislang häufig vermissen lässt, kennt er zwar aus der belgischen Nationalmannschaft. Dort leistete er sich zuletzt allerdings ebenfalls einen bösen Schnitzer, als er beim 1:2 gegen England einen Elfmeter verschuldete.

Die Eindrücke aus seiner Pariser Zeit lassen stattdessen vermuten, dass Meunier besser als rechter Part in einer Vierer-Abwehrkette aufgehoben wäre. Dort kommt seine Defensiv-Stärke deutlicher zum Tragen. Mit der nötigen Stabilität im Rücken überzeugte Meunier im PSG-Trikot zudem auch offensiv. 34 Torbeteiligungen in 128 Pflichtspielen sind der Beleg.

Klar ist, dass Meunier beim BVB jetzt liefern muss - egal in welchem System. Nur so kann er seine Statistiken wieder aufpolieren. Und nur so können sich die Dortmunder bald so auf ihn verlassen, wie es Thomas Tuchel einst tat. 

Gerrit Kleiböhmer