13.11.2020 12:21 Uhr

Altstar Pandev wird zum Nationalhelden

Für Goran Pandev geht ein Traum in Erfüllung
Für Goran Pandev geht ein Traum in Erfüllung

Nordmazedonien qualifiziert sich zum ersten Mal für ein großes Turnier. Das kleine Land feiert nach dem Erfolg vor allem den bereits 37 Jahre alten Torjäger Goran Pandev.

Der Ministerpräsident war zu nächtlicher Stunde extra an den Grenzübergang Blatse gefahren, um die Helden der Nation in Empfang zu nehmen. Zoran Zaev trug eine Maske - und wie selbstverständlich das rote Trikot der Nationalmannschaft mit der Nummer "10" und dem Namen "Pandev" auf dem Rücken. An die gut zwei Millionen Einwohner von Nordmazedonien gerichtet sagte er voller Pathos: "Unsere Fußballhelden haben in Tiflis ihr Herz auf dem Platz gelassen und einen Sieg errungen, der in der nordmazedonischen Geschichte ohne Beispiel ist."

Kaum war der gelbe Bus, der die "roten Löwen" vom Flughafen Pristina im benachbarten Kosovo zurück in die Heimat gebracht hatte, in Blatse zum Stehen gekommen, ging Zaev auf den Mann zu, dessen Trikot er trug. Goran Pandev, derzeit beschäftigt beim FC Genua, ist 37 Jahre alt, Kapitän, Rekordnationalspieler (114) und Rekordtorschütze (36). Und nun auch der Mann, der sein Land in der 56. Minute zum 1:0-Sieg in Georgien und damit zur EM-Endrunde geschossen hatte. Den Regierungschef grüßte er lässig und hygienisch korrekt mit einem Faust-Stoß.

"Mein Traum wird wahr", sagte Pandev voller Pathos und ergänzte, er hätte nicht erwartet, dass es im Alter von dann schon 38 Jahren so weit sein werde, dass er zum ersten Mal in seiner Karriere an einem großen Turnier teilnehme. Nordmazedonien trifft dabei in der Gruppe C auf die Niederlande, die Ukraine und Österreich - doch Pandev dachte im Überschwang der Gefühle schon weiter. "Wir werden jetzt auch die EM gewinnen", behauptete er. Nordmazedonien ist 65. der FIFA-Weltrangliste - kein Endrunden-Teilnehmer ist schlechter platziert.

Mit der Qualifikation für die EURO hat die Nationalmannschaft zunächst auch einen gesellschaftspolitischen Auftrag erfüllt in dem kleinen Land mit seinen zwei Millionen Einwohnern. "So ist es", schrieb die Zeitung Vecer, "wenn Mazedonier, Albaner und Türken in denselben Trikots und unter derselben Flagge für ein gemeinsames Heimatland spielen." Die Auswahl sei eine "große Familie", bestätigte Trainer Igor Angelovski und ergänzte: "Wir freuen uns, dass wir es geschafft haben, die Menschen zu vereinen."

Als Dankeschön erhalten die neuen Nationalhelden jeweils 10.000 Euro Erfolgsprämie - "im Namen der Regierung und der Bürger des ganzen Landes", wie Staatspräsident Zaev betonte. Doch weitaus mehr bewegt die Nation die Frage, wie lange es Pandev, im Jahre 2010 schon Champions-League-Sieger mit Inter Mailand (2:0 gegen Bayern München), noch macht. Er will seine Karriere im kommenden Jahr beenden. Nichts da, sagte Angelovski: "Auch nach der EM gibt es für Goran keine Rente. Erst müssen wir noch zur WM 2022 nach Katar!"