18.11.2020 07:54 Uhr

Eder: "Unsere Leistungen finden endlich Anklang"

Jasmin Eder ist bereit für CSKA Moskva und Frankreich
Jasmin Eder ist bereit für CSKA Moskva und Frankreich

Just, wenn Österreich sich im zweiten Lockdown befindet, hat ÖFB-Frauenmeister SKN St. Pölten das "Spiel des Jahres" gegen CSKA Moskva (Moskau) in der Champions-League-Quali und das ÖFB-Frauennationalteam den EM-Quali-Hit in Frankreich.

SKN-Kapitänin und ÖFB-Teamspielerin Jasmin Eder verrät im Interview mit weltfussball, wie sie und ihre Kolleginnen mit der speziellen Situation umgehen und dass die "Wölfinnen" sich sogar auf einen Extra-Pakt eingeschworen haben.

weltfussball: Herzlichen Glückwunsch zum Herbstmeistertitel. Habt Ihr ihn "feiern" können, oder ist jener mittlerweile eine Art Selbstverständlichkeit?

Jasmin Eder: Vielen Dank! Es ist keinesfalls selbstverständlich für uns. Wird es auch nie sein. Die letzten Wochen, aber auch die Monate davor waren ganz und gar nicht einfach und eine Menge harte Arbeit für uns. Wir sehen den Herbstmeistertitel als Belohnung dafür!

Waren die Spiele gegen Landhaus und Bergheim gute Tests für die Champions-League-Quali gegen CSKA?

Landhaus und Bergheim haben es phasenweise geschafft, uns zu fordern. Ich denke aber, dass da international noch einmal ein ganz anderes Kaliber auf uns zukommt.

Wie ist CSKA einzuschätzen?

CSKA schätzen wir als kampfstarke, effektive Mannschaft ein. Das wird ein harter Gegner. Wir haben sie analysiert und wollen am Donnerstag alle Kräfte mobilisieren, um sie zu schlagen und uns für den Hauptbewerb zu qualifizieren.

Die CL-Heimspiele gegen PSG und ManCity waren Highlights und sehr gut besucht. Schmerzt es, dass ihr vor leeren Rängen spielen werdet?

Stimmt, das waren schon Highlights. Die Stimmung damals war natürlich immer sehr besonders für uns, vor allem weil wir in der Liga durchschnittlich vielleicht ein paar hundert Zuschauer haben. Aber wir wollen uns nicht beschweren, sondern sind dankbar, dass wir das Spiel bestreiten dürfen. 

Corona relativiert etwas den Heimvorteil. Seid Ihr trotzdem froh, dass das eine K.O.-Spiel in St. Pölten ausgetragen wird?

Ja, extrem. Das ist jetzt unsere dritte englische Woche, da sind wir schon einmal froh, uns die Anreise zu sparen. Wir haben so mehr Zeit zu regenerieren und bleiben in unserem gewohnten Umfeld.

Nächste Woche steht der EM-Quali-Kracher in Frankreich an. Sie waren schon im Hinspiel mit von der Partie. Wie sind Eure Chancen?

Frankreich ist wieder der Favorit, daran hat sich nichts geändert und wir sind weiterhin der Underdog. Aber wir haben jetzt schon zweimal gezeigt, dass wir mit taktischer Disziplin, Kampfgeist und Mut in der Lage sind, dagegen zu halten, sie zu ärgern und ihnen Punkte wegzunehmen. Das wird auch dieses Mal wieder unser Ziel und Antrieb sein.

Ihr habt just in der Zeit, in der sich Österreich im Lockdown befindet, Eure sportlich bedeutendsten Spiele. Wie gehen Sie damit um?

Ich bin vor allem sehr froh und allen Verantwortlichen sehr dankbar, dass wir die Möglichkeit haben, die Spiele zu spielen. Aber auch dafür, dass wir vor dem Lockdown, in der Planet Pure Frauen Bundesliga die Möglichkeit bekommen haben, die Saison zu beenden. Das wäre vor ein paar Jahren noch nicht möglich gewesen. Das zeigt, dass unsere Leistungen im Frauenfußball endlich Anklang finden und wertgeschätzt werden. Ein guter Schritt in die richtige Richtung!

Großes Thema in Österreich ist derzeit die Kontaktreduzierung. Welche Bezugspersonen sind Ihnen wichtig?

Meine Familie sind meine Bezugspersonen. Dazu zähle ich auch meine engsten Freunde. Persönliche Treffen sind aktuell leider fast nicht möglich und wenn, dann an der frischen Luft. Wir videotelefonieren jetzt mehr. Oder gehen ab und zu spazieren. Wir Spielerinnen unterliegen als Prämisse für die Fortsetzung der Liga bzw. der Spiele im Nationalteam einem strengen Präventionskonzept. Aber abgesehen von dem Konzept, haben wir zuvor beim SKN mannschaftsintern schon einen Pakt geschlossen, unsere Kontakte auf das Geringste einzuschränken. Vor allem in so einem Konstrukt, einer Mannschaft, hat jede Spielerin der anderen gegenüber eine große Verantwortung.

Inwiefern?

Wir wollen das Risiko, ein Spiel absagen zu müssen, oder an einem Wettkampf nicht teilnehmen zu können und in Quarantäne gehen zu müssen für alle maximal möglich reduzieren. Jeder muss gerade Abstriche machen und sich einschränken. Es fällt oft schwer, ist aber notwendig um die Situation in den Griff zu bekommen.

Das Interview führte Thomas Schöpf