29.11.2020 10:35 Uhr

Unbesiegbare Unioner feiern Zauberfuß Kruse

Max Kruse (2.v.l.) ist Garant für den Höhenflug von Union Berlin
Max Kruse (2.v.l.) ist Garant für den Höhenflug von Union Berlin

Dank des doppelten Max Kruse bleibt Union Berlin auch im achten Spiel in Folge ungeschlagen. Das Überraschungsteam der Bundesliga geht also mit einem guten Gefühl in die Derby-Woche.

Max Kruse staunte nicht schlecht, als er sich sein neuestes Kunstwerk noch einmal selbst am Bildschirm ansah. "Solche Tore schieße ich ja nicht so häufig. Da darf ich sie auch ein bisschen genießen", lobte sich Köpenicks neuer Hauptmann nach seinem Kunstschuss zum 3:3 (2:2) gegen Eintracht Frankfurt, diesem Gemälde von einem Spannstoß, der das derzeit unbesiegbare Union Berlin vor einer bitteren Niederlage bewahrt hatte.

Kruses Fans im Netz waren dermaßen in Aufruhr, dass sie wohl umgehend Bundestrainer Joachim Löw angerufen hätten, wenn sie denn dessen Handynummer besäßen. "Kruse für Deutschland" kommentierte jemand auf dessen Instagram-Account, "Ab in die Nationalmannschaft" schrieb ein anderer.

Diese Zeiten sind natürlich längst vorbei, Lob vom Trainer gab es dennoch. "Ich habe es gerade noch in der Hintertorkamera gesehen. Die Flugbahn ist erstaunlich. Den trifft er wirklich optimal", sagte Union-Coach Urs Fischer bei Sky. Der Schweizer weiß, was er an seinem kreativen Freigeist hat. Auch weil Kruse in neun Ligaspielen sechs Tore schoss und weitere fünf auflegte, werden die Köpenicker öffentlich zum Europapokal-Kandidaten erkoren, was vor Ort im tiefen Osten Berlins niemandem gefallen kann. Fischer hatte sich darüber unter der Woche beschwert.

Dass Kruse die Unioner in der 82. Minute mit diesem fabelhaften Schuss aus 20 Metern vor einem bitteren Abend bewahren musste, zeigt indessen aber, wo die Mannschaft abseits aller Europa-Fantastereien wirklich steht.

Für sie bleibt jedes Bundesliga-Spiel ein Kampf, der ihr alles abverlangt. "Wir hatten einen fantastischen Start", analysierte Fischer nach der Partie: "Da hätten wir 3:0 oder 4:0 führen können."

Reihenweise ausgelassenen Torchancen nach den ersten Treffern von Robert Andrich (2.) Kruse (6., Foulelfmeter) folgten aber "katastrophale 30 Minuten", wie Fischer sagte.

Frankfurt überrannte zu passive Berliner vor der Pause, als Andre Silva (27./37.) doppelt traf, und fügte ihnen fast die zweite Saisonniederlage zu. Aber nur fast. Die Eintracht-Führung durch Bas Dost (79.) hielt lediglich drei Minuten - bis zum Geniestreich von Kruse.

Jener nahm die wechselhafte Leistung der Mannschaft mit etwas Humor. "Solche Spiele müssen auch mal sein. Das macht natürlich auch uns Spieler Spaß. Zumindest uns Offensiven."

Bei acht Partien nacheinander ohne Niederlage ist eben gut scherzen und nach kommendem Freitag sollen es neun sein. Müssen es bestimmt sogar neun sein, wenn man die Union-Fans fragt, von denen sich beim Frankfurt-Spiel wieder einige singend um das Stadion An der Alten Försterei versammelten.

Denn am Freitag (20:30 Uhr) lädt Hertha BSC ins Olympiastadion zum Hauptstadt-Derby. "Ich habe schon einige Derbys gespielt, aber Berlin noch nicht. Ich bin schon sehr gespannt und freue mich. Freitagabend, 20.30 Uhr: Was gibt es Geileres im Fußball?", meinte Kruse.

Ohne Zuschauer fällt das Highlight des Berliner Fußballs selbstverständlich etwas gediegener aus. Aber die aktuelle Erfolgsserie sollte ohnehin Motivation genug sein. "Ein Derby ist ein spezielles Spiel", sagte Fischer: "Es gibt gewisse Vorzeichen, die zu einem Derby gehören. Das will man gewinnen."