09.12.2020 17:33 Uhr

Rampenlicht: Kein bayerisches Fußball-Märchen

Dale Jennings konnte sich beim FC Bayern nicht durchsetzen
Dale Jennings konnte sich beim FC Bayern nicht durchsetzen

Viele bekannte Gesichter aus der Bundesliga spielen inzwischen weitgehend unbeachtet von den deutschen Medien im Ausland. Heute im sport.de-Rampenlicht: Kein bayerisches Märchen, ein Leihgabe des FC Bayern betreibt Eigenwerbung und ein kurzes Vergnügen für einen ehemaligen Spieler des SC Paderborn.

Während die Klubs der deutschen Fußball-Bundesliga heutzutage auf der Jagd nach dem nächsten Jadon Sancho nur zu gerne in den Nachwuchsabteilungen der englischen Klubs wildern, gehörte der Kauf eines Talents von der Insel vor zehn Jahren noch zu den eher außergewöhnlichen Transferaktivitäten. Vor allem der FC Bayern sorgte im Sommer 2011 für erstaunte Gesichter.

Auf Anraten des ehemaligen Bayern-Stars und langjährigen England-Legionärs Dietmar Hamann investierte der deutsche Rekordmeister immerhin 600.000 Euro in die Dienste des eher unbekannten 18-jährigen Dale Jennings, der zuvor mit sechs Toren und fünf Vorlagen für die Tranmere Rovers für Furore in der dritten Liga des Fußball-Mutterlandes gesorgt hatte.

Torgefahr ließ Jennings an der Isar zwar vermissen, mit 20 Einsätzen für den FC Bayern II legte er aber immerhin ein solides erstes Jahr in der Fremde hin. Für die Startelf reichte es allerdings nur selten, wohl auch, da Verletzungen den Hoffnungen des jungen Briten immer wieder einen rüden Dämpfer verpassten.

Als sein Trainer ihm mitteilte, er habe jemanden vom FC Bayern am Telefon, habe er es für einen Scherz gehalten, gestand Jennings später. Der Sprung sei größer als erwartet gewesen, der Druck enorm. 

"Für mich besaß Fußball überhaupt keine Wichtigkeit mehr"

Nachdem er zwei Jahre vergeblich um den Durchbruch in München gekämpft hatte, verabschiedete sich Jennings 2013 letztlich wieder auf die Insel, wo er sein Glück erneut in den Niederrungen des Fußball-Geschäfts versuchte, ehe der ganz tiefe Fall folgte. Mit gerade einmal 22 Jahren verabschiedete sich Jennings 2015 aus dem Profigeschäft, zwei Jahre später wurde bei seiner Tochter Leukämie diagnostiziert, eine einschneidende Veränderung folgte.

"Das Schlimmste, das du als Elternteil hören kannst, ist, dass deine Tochter Krebs hat. Für mich besaß Fußball überhaupt keine Wichtigkeit mehr", sprach Jennings im Sommer 2019 mit "SPORTbible" über die schwere Zeit. Mit einem Job beim Internet-Reisen Amazon hielt er sich und seine Familie über Wasser, erst als es seiner Tochter besser ging, folgte ein fußballerischer Neustart in der neunten englischen Liga beim FC Runcorn Town.

Seit Kurzem darf das einstige Top-Talent allerdings sogar wieder auf höhere sportliche Ehren hoffen: Unlängst verkündete der walisische Zweitligist Prestatyn Town, der nur aufgrund von Formfehlern den Aufstieg in die erste Liga verpasste, die Verpflichtung von Jennings. 

Coach John Lawless feierte den 27-Jährigen als "großen Coup". Mit Jennings soll endgültig der Aufstieg erfolgen. 

Leihgabe des FC Bayern als Sieggarant

Der Durchbruch beim FC Bayern gelang auch Alex Timossi Andersson (noch) nicht. Der schwedische Offensivspieler wechselte 2018 zum Bayern-Nachwuchs, verabschiedete sich Anfang 2020 allerdings vorerst auf Leihbasis zurück in den Schoß seines Haus-und-Hof-Klubs Helsingborg IF.

In seinem Heimatland sollte Andersson Spielpraxis im Herrenbereich sammeln, verkündete der FC Bayern bei der Bekanntgabe des Deals - ein Wunsch, der sich erfüllen sollte. Beim Erstligisten gehört der 19-Jährige zu den Leistungsträgern. 28 Mal lief er bislang in der Liga für Helsingborg auf, fünf Tore stehen zu Buche.

Am Sonntag war der schwedische Juniorennationalspieler sogar Garant des Sieges gegen IFK Norrköping. Beim denkwürdigen 4:3-Erfolg - alle Treffer fielen in den ersten 45 Minuten - erzielte Andersson das 1:0 und bereitete das entscheidende 4:3 vor.

Im Januar endet die Leihe, der Youngster wird zurück an der Säbener Straße erwartet. Ob er dann auch eine ernsthafte Option für die Bundesliga ist, wird sich allerdings erst noch zeigen müssen.

Kurzes Vergnügen für Ex-Paderborner

Beim SC Paderborn (18 Einsätze 2019/20) hat Mohamed Dräger seine Bundesligatauglichkeit hingegen bereits unter Beweis gestellt, zum Lohn verließ der tunesische Nationalspieler die Ostwestfalen im Sommer für eine Million Euro zum Champions-League-Teilnehmer Olympiakos Piräus.

Nachdem er anfangs nur langsam Fuß fasste, stand Dräger zuletzt mehrfach in der Startelf, beim 4:1-Erfolg gegen Volos endete sein Einsatz allerdings früh: Nach fünf Minuten musste der Verteidiger, der sein Handwerk in der Jugend des SC Freiburg erlernte, verletzt ausgewechselt werden.

Was genau den 24-Jährigen außer Gefecht setzt, ist noch unklar, auf Instagram kündigte Dräger allerdings an, er werde bald zurück sein. Die Champions-League-Partie gegen den FC Porto (Mittwoch, 21 Uhr) kommt aber noch zu früh.

Marc Affeldt