11.12.2020 19:19 Uhr

Englische Woche der Wahrheit für Baum

Manuel Baum wartet als Schalke-Trainer immer noch auf seinen ersten Sieg
Manuel Baum wartet als Schalke-Trainer immer noch auf seinen ersten Sieg

Vor dem Wiedersehen mit seinem Ex-Klub FC Augsburg nimmt der Druck auf Manuel Baum beim Fußball-Bundesligisten FC Schalke 04 zu. Der Trainer muss dringend Ergebnisse liefern, sonst droht das frühe Ende seiner Amtszeit.

"Ich weiß relativ gut und schnell, was man machen muss, um wirken zu können" - dieser Satz, von Manuel Baum bei seiner Antritts-PK auf Schalke selbstbewusst formuliert, fliegt dem 41-Jährigen aktuell um die Ohren.

Nach acht Bundesliga-Spielen an der Seitenlinie wartet der Knappen-Coach noch immer auf seinen ersten Sieg. Drei Unentschieden stehen fünf teils krachende Niederlagen gegenüber, das Torverhältnis (5:20) ist miserabel.

Sollte Schalke auch am Sonntag beim FC Augsburg leer ausgehen, wird die Luft für den mit ordentlich Vorschusslorbeeren geholten Baum immer dünner.

Für den Fußball-Lehrer beginnt an alter Wirkungsstätte eine Englische Woche der Wahrheit: Innerhalb von nur sechs Tagen stehen für die Königsblauen drei direkte Duelle mit Keller-Konkurrenten auf dem Programm.

Keine Frage - gegen Augsburg (13.12.), Freiburg (16.12.) und Bielefeld (19.12.) müssen Punkte her, andernfalls könnte Schalke schon zu Weihnachten den Anschluss verlieren - und Baum seinen Job.

Baums Wirken beim FC Schalke verpufft bislang

Noch gibt sich der Trainer betont kämpferisch. "Es geht ganz klar darum, als Trainer von Schalke dahin zu fahren und möglichst mit der maximalen Punkteausbeute zurückzukommen", hob Baum auf der Pressekonferenz am Freitag vor der Begegnung bei den Fuggerstädtern hervor.

Tatsächlich ist die Sachlage vor Englischen Woche gegen Augsburg, Freiburg und Bielefeld eindeutig: Sieben bis neun Punkte in nur einer Woche könnten Schalke in Windeseile aus dem Keller katapultieren und den wackelnden Stuhl des gebürtigen Landshuters wieder stabiler dastehen lassen.

Über den Jahresendspurt hinaus wird Baum jedoch mehr liefern müssen. Bislang ist es dem Übungsleiter nicht gelungen, ein zuverlässiges Gerüst aus Spielern zu entwickeln, das dem Rest der Mannschaft auch in schwierigen Momenten Halt bietet.

Hinzu kommt, dass dem Team auf dem Platz weiterhin ein klares Konzept fehlt. Engagierten Phasen folgt regelmäßig der totale Systemabsturz. Hier muss Baum schnellstmöglich Lösungen finden.

Freilich leidet Baum auch unter der Endzeitstimmung, die den FC Schalke schon seit einer ganzen Weile lähmt. Im und um den Verein wird genörgelt, was das Zeug hält. Verwundern darf das angesichts der historischen Negativserie nicht, immerhin wartet S04 mittlerweile seit Januar auf einen Bundesliga-Sieg.

Auch die dramatische Verletzungsmisere erschwert Baum die tägliche Arbeit ungemein. Im königsblauen Lazarett sind ständige Bettenwechsel derzeit an der Tagesordnung, folglich muss das Trainerteam, dem auch Ex-Profi Naldo angehört, permanent improvisieren.

Löblich ist, dass Baum diese Umstände nicht als Ausrede heranzieht. Er hat die Ursachen für die jüngsten Niederlagen klar verortet und nimmt seine Mannschaft, egal in welcher Besetzung, in die Pflicht: "Wir haben in einigen Bereichen wirklich Schritte nach vorne gemacht, in anderen noch nicht. Was jetzt unsere Laufleistung und die athletischen Sachen angeht, sind wir auf einem überdurchschnittlichen Bundesliga-Niveau angekommen. Wo wir noch große Entwicklungsfelder haben, sind Eckbälle defensiv und die vielen Gegentore nach leichten Ballverlusten. Das sind die zwei zentralen Sachen", stellte er auf der PK am Freitag fest.

Schalke 04 könnte sich zwei Gehaltsfortzahlungen kaum leisten

Seinen Bossen, allen voran Sportvorstand Jochen Schneider, wird derweil sehr daran gelegen sein, nicht den zweiten Coach binnen weniger Monate entlassen zu müssen.

Zum einen, weil es dem ohnehin angekratzten Schalker Image wahrlich nicht gut tun würde, erneut panisch die Reißleine zu ziehen. Aber auch, da die Fortzahlung des Salärs das knappe Budget zusätzlich belasten würde. Der im September entlassene David Wagner steht schließlich ebenfalls noch auf der Gehaltsliste.


Für sämtliche Parteien wäre ein dreifacher Punktgewinn in den kommenden Begegnungen daher von immenser Bedeutung. Die Englische Woche der Wahrheit startet am Sonntag.

Heiko Lütkehus