20.12.2020 11:04 Uhr

Schalke will nicht aufgeben: "Ist das Allerallerallerletzte"

Huub Stevens und der FC Schalke bleiben weiter sieglos
Huub Stevens und der FC Schalke bleiben weiter sieglos

Auch Jahrhunderttrainer Huub Stevens hat die Horrorserie von Schalke 04 nicht gestoppt. Der vierte Abstieg wird immer wahrscheinlicher.

Auf die wichtigste Frage zum Ende des Schalker Horrorjahres hatte auch Huub Stevens keine Antwort. Deshalb versuchte es der reaktivierte Jahrhunderttrainer mit einer Gegenfrage. "Müssen wir aufgeben?", fragte der Interimscoach des Tabellenletzten nach dem niederschmetternden 0:1 (0:0) gegen den Aufsteiger Arminia Bielefeld: "Müssen wir die Spiele bestreiten oder müssen wir aufhören, in der Bundesliga zu spielen?"

Aufgeben, betonte der 67-Jährige mit ernster Miene, sei das "Allerallerallerletzte". Doch was nach 29 Bundesligaspielen ohne Sieg, nur vier Punkten aus den ersten 13 Runden und sechs Zählern Abstand zum Relegationsplatz noch Hoffnung gebe, konnte auch Stevens nicht sagen. Weil bei Schalke 04 wenige Tage vor Weihnachten 2020 nichts, aber auch gar nichts Hoffnung macht.

FC Schalke: Mehr Trainer als Siege

Aus den drei "Endspielen" gegen die vermeintlichen direkten Konkurrenten FC Augsburg, SC Freiburg und Bielefeld holte der abgestürzte Vizemeister von 2018 nicht die versprochenen sieben Punkte, sondern nur einen einzigen. Nach dem Treffer des Tages durch Fabian Klos (53.) schoss Schalke kein einziges Mal auf das Bielefelder Tor. Seit 420 Minuten haben die Königsblauen im eigenen Stadion nicht mehr getroffen. In diesem Jahr haben sie mehr Trainer entlassen (zwei) als Bundesligaspiele gewonnen (eins).

Gegen Bielefeld verlor Schalke erstmals ein Bundesliga-Heimspiel, das nicht - wie 1971 im Bestechungsskandal - verkauft war. Selbst Tasmania Berlin, der Inbegriff der Erfolglosigkeit, dessen Negativrekord nur noch zwei Spiele entfernt ist, hatte vor 55 Jahren nach 13 Runden zumindest einen Sieg auf dem Konto. Bei S04 stehen in der Tabelle vier Unentschieden und 8:36 Tore.

Wollen die Gelsenkirchener wie Werder Bremen im vergangenen Jahr noch mit 31 Punkten die Relegation erreichen, müssten sie aus den verbleibenden 21 Spielen noch 27 holen. Wie? "Wir werden auch in den kommenden Spielen kämpfen und hoffen auf ein Quäntchen Glück", sagte Stevens. "Im Fußball ist alles möglich, das ist auch die Hoffnung, die wir haben", ergänzte Teammanager Sascha Riether - und klang genauso hoffnungslos wie der Aushilfstrainer.


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Stevens hat zumindest persönlich eine tröstliche Perspektive. "Weihnachten möchte ich gerne in Ruhe zu Hause sein", sagte der UEFA-Cup-Sieger von 1997, der nach dem Rauswurf von Manuel Baum zum vierten Mal bei seinem Herzensverein eingesprungen war, "und auch Silvester, ich darf nichts anderes, ich muss es zu Hause feiern".

Am Dienstag im Pokalspiel gegen den Regionalligisten SSV Ulm steht der Niederländer noch einmal an der Seitenlinie, danach soll der vierte Trainer der Saison übernehmen. "Wir haben für die Nachfolge schon jemanden im Kopf", sagte der schwer angeschlagene Sportvorstand Jochen Schneider bei "Sky".

Trainer-Oldie Friedhelm Funkel, elf Tage jünger als Stevens, soll derjenige sein, der als Nächster das Schalker Himmelfahrtskommando übernimmt. Er hat zumindest Erfahrung mit Abstiegen: Schon achtmal trainierte er eine Mannschaft, die am Ende der Saison den Gang in die 2. Liga antreten musste - Rekord in der Bundesliga.