20.12.2020 12:17 Uhr

Corona-Chaos: Die ungewöhnlichste Einwechslung des Jahres

Verstappen musste als Stürmer ran
Verstappen musste als Stürmer ran

Als Ersatztorhüter Eric Verstappen für die Würzburger Kickers den Rasen als Stürmer betrat, war das Corona-Chaos endgültig perfekt. Mit nur 14 Spielern reiste das abgeschlagene Tabellenschlusslicht der 2. Bundesliga zum richtungweisenden Duell bei Darmstadt 98, nach der 0:2-Niederlage trotz engagierter Leistung war Kickers-Trainer Bernhard Trares einfach nur bedient.

"Es ist uns leider nicht hold in dieser Saison", sagte Trares. Dem 55-Jährigen fehlten neun Stammspieler, die DFL habe eben so entschieden, "wir müssen es akzeptieren".

Was war passiert? Das Würzburger Gesundheitsamt hatte nach einem positiven Coronatest bei einem Kickers-Physiotherapeuten bei 14 Spielern Quarantäne angeordnet. Das für vergangenen Mittwoch geplante Spiel des Aufsteigers gegen den FC St. Pauli wurde daher abgesetzt und für 6. Januar neu terminiert.

Am Samstag hatte Trares aber immer noch nur einen Rumpfkader zur Verfügung. Allerdings: Douglas, Keanu Staude (beide angeschlagen) und Ewerton (gesperrt) galten offiziell als verfügbar - und damit insgesamt 17 Mann. Ab 16 Profis muss eben gespielt werden.

"Das ist kein Sport, das ist Politik"

Im Vorfeld war Trares geschockt. "Das ist kein Sport, das ist Politik", schimpfte er angesichts der Tatsache, dass die gebeutelten Würzburger antreten mussten: "Ich muss mich sehr zurückhalten, dass ich nicht platze."

Die Einwechslung des dritten Torwarts Verstappen in den letzten Minuten hatte auch einen sportlichen Zweck, betonte Trares. Der 1,96 m große Schlussmann sollte beim Stand von 0:1 "vorne reingehen und für ein bisschen Unruhe sorgen".

Verstappen habe "ja auch noch einen Kopfball bekommen", sah sich Trares bestätigt, aber die vierte Niederlage in Serie konnte auch der Aushilfsangreifer nicht verhindern. Für Darmstadts Trainer Markus Anfang war es ebenfalls eine besondere Situation. "Das Spiel war kein normales Spiel, auch für uns", sagte der ehemalige Köln-Coach.

Eine Saison zum Vergessen

Trares war dennoch stolz auf seine Profis, sein Team habe sich "was einfallen lassen" und sei auch zu Chancen gekommen. Am Ende stehen nach zwölf Spieltagen bei den Unterfranken weiter nur vier magere Punkte. Für die Würzburger und Felix Magath, Berater und "Head of Global Soccer" von Hauptsponsor Flyeralarm, ist es bislang eine Saison zum Vergessen.

Bereits zwei Trainerwechsel haben die Kickers in dieser Spielzeit vollzogen, die Trendwende lässt allerdings weiter auf sich warten. Sieben Punkte ist der Relegationsplatz 16 mittlerweile entfernt - und nun spielt auch Corona den Würzburgern einen Streich.