15.01.2021 11:12 Uhr

Oliver Ruhnert: Der Union-Macher mit den vielen Talenten

Oliver Ruhnert hat mit Union Berlin einen sehr erfolgreichen Weg eingeschlagen
Oliver Ruhnert hat mit Union Berlin einen sehr erfolgreichen Weg eingeschlagen

Oliver Ruhnert gilt als einer der Väter des Erfolgs von Union Berlin. Der Manager agiert auf dem Spieler- und Transfermarkt höchst erfolgreich.

Die Fans von Schalke 04 schauen derzeit nicht nur wegen des Tabellenstandes neidisch auf Union Berlin. Bei den Eisernen ist ein Manager am Werk, den sich viele Anhänger der krisengeplagten Königsblauen in ihren Reihen wünschen: Oliver Ruhnert. Der 49-Jährige landet auf dem Transfermarkt fast nur Treffer - und sein Herz schlägt für Schalke.

"Wenn man die Menschen kennt, die hinter diesem Klub stehen, dann weiß man: Die leiden. Das geht mir als Mitglied auch so", sagte Ruhnert im "ZDF-Sportstudio". Der Sauerländer wollte eine Rückkehr zu seinem Herzensklub, für den er seit Kindheitstagen Sympathien hegt und zehn Jahre in verschiedenen Funktionen gearbeitet hat, zwar nicht ausschließen. "Trotzdem ist es gut", sagte Ruhnert, "dass man das, was man gerade macht, aus voller Überzeugung tut. Das tue ich."

So sehr, dass er kürzlich seinen Vertrag bei den Eisernen verlängerte, dem Vernehmen nach bis 2023. Bei Union verantwortet Ruhnert als Geschäftsführer Profifußball die Bereiche "Trainer- und Funktionsteam", "Leitung der Scoutingabteilung" und "Kaderplanung" - und das mit einem herausragenden Erfolg.

Trainerentscheidung pro Fischer als größter Glücksgriff

Dass der Aufsteiger von 2019 selbst Topteams wie Bayern München und Borussia Dortmund Paroli bietet, wird zum großen Teil an Ruhnert festgemacht. Seine Entscheidung für den damals in Deutschland weitestgehend unbekannten Schweizer Trainer Urs Fischer erwies sich als Glücksgriff. Auch beim nicht pflegeleichten und in die Jahre gekommenen Stürmer Max Kruse, dem unterschätzten Torhüter Andreas Luthe oder dem beim VfL Wolfsburg verkannten Abwehrchef Robin Knoche lag Ruhnert goldrichtig.

Alleine will er die Lorbeeren für die überragende Transferbilanz nicht einheimsen, Ruhnert spricht von einem "gemeinsamen Projekt" mit Scouts und anderen Entscheidungsträgern. Diese Diplomatie kommt nicht von ungefähr, Ruhnert ist auch als Linken-Politiker im Stadtrat Iserlohn tätig. Und in seiner Freizeit leitet er mitunter als Schiedsrichter Spiele im Amateurbereich.

Dafür hat der Mann mit den vielen Talenten durch Unions Erfolg aber immer weniger Zeit. Auf einmal werden ihm Spieler angeboten, "die vorher für uns nicht denkbar gewesen wären", sagte Ruhnert über den gestiegenen Stellenwert der Köpenicker. Den Verlockungen wolle er aber widerstehen: "Wir lassen uns Spieler nicht aufdrängen."

Schalkes ehemaliger Sportvorstand Horst Heldt, der Ruhnert 2011 vom Scout zum Leiter der Knappenschmiede beförderte, hat auch nichts anderes erwartet. "Er wankt nie in der Entscheidungsfindung oder ist sich gar unsicher", sagte der heutige Manager des 1. FC Köln in der Sport-Bild über seinen früheren Mitarbeiter.

Mit Heldts Nachfolger Christian Heidel soll Ruhnert weniger gut zurechtgekommen sein, 2017 bat er um die Vertragsauflösung auf Schalke. Union schlug zu, hier stieg Ruhnert schnell vom Chefscout zum Geschäftsführer Sport auf. Und mit Ruhnert kam der Erfolg: Aufstieg, Klassenerhalt, Europacup-Hoffnungen.

Bei seinem Herzensklub Schalke 04 geht es dagegen seitdem steil bergab.