19.01.2021 14:51 Uhr

"Müssen Eier zeigen": Krisenstimmung in Augsburg

Heiko Herrlich und der FC Augsburg wollen
Heiko Herrlich und der FC Augsburg wollen "Eier zeigen"

Der FC Augsburg kommt nicht vom Fleck. Nun wartet auf Trainer Heiko Herrlich das Horror-Programm mit sechs Spielen gegen die Top 6 der Bundesliga.

Vor der Mammutaufgabe gegen Triple-Sieger Bayern München nahm sich Heiko Herrlich ein Vorbild an Oliver Kahn. "Wir müssen Eier zeigen", zitierte der Trainer des kriselnden FC Augsburg die Torhüter-Ikone des Rekordmeisters - und forderte von seiner Mannschaft vehement einen Sinneswandel.

Denn die Niederlagen gegen Aufsteiger VfB Stuttgart (1:4) und vor allem am Samstag bei Werder Bremen (0:2) hatten beim FCA schwere Stimmungsschwankungen ausgelöst. Torhüter Rafal Gikiewicz kritisierte die "lachenden Gesichter" einiger Kollegen nach dem 0:2 im Fernsehen scharf, "das kann ich nicht akzeptieren", sagte der Routinier bei "Sky".

Die mangelnde Einstellung, die fehlende Ernsthaftigkeit, auch das war am Tag danach ein Thema bei der Aussprache zwischen Herrlich und seinem Team. Gikiewicz habe zwar eine Aussage getätigt, "die in der Form nicht in Ordnung war, aber inhaltlich hat er den Punkt getroffen", betonte der Coach.

Herrlich bemühte ein weiteres Mal den berühmten Spruch von Kahn, dieser sei "ein Synonym vom ambitionierten Profi, der mehr haben möchte". Seine Spieler machten es sich "manchmal bequem", kritisierte Herrlich und kündigte in Anlehnung an Trainer-Urgestein Christoph Daum an, sie "aus der Komfortzone rauszuprügeln".

Das wird auch nötig sein, um in den kommenden Wochen nicht in einer tieferen Krise zu versinken. Der Vorsprung des FCA auf den Relegationsplatz beträgt zwar sieben Punkte, doch jetzt warten mit den Bayern, Union Berlin, Borussia Dortmund, dem VfL Wolfsburg, RB Leipzig und Bayer Leverkusen die Top 6 der Liga.

In Augsburg knistert es hinter den Kulissen, das bestätigte auch Herrlich. "Dass nach den zwei Niederlagen gegen Mannschaften, wo wir uns mehr erhofft hatten, keiner 'Juhu' schreit, ist doch vollkommen klar", sagte der 49-Jährige: "Es wäre schlimm, wenn die Stimmung super wäre."

Und jetzt wartet ausgerechnet der FC Bayern. "Bayern München ist Bayern München. Die Spieler haben ein Weltklasse-Niveau und sind Triple-Sieger. Punkt", sagte Herrlich lapidar. Dennoch sei der Rekordmeister angreifbarer als vor ein paar Wochen: "Ja, das ist Fakt."

Herrlich will Déjà-vu vermeiden

Deswegen habe er Grund zur Zuversicht, "du hast nichts zu verlieren, keiner traut dir irgendetwas zu", betonte Herrlich, der "gewisse Tugenden wie Wille und Zweikampfverhalten" forderte. Die Augsburger stehen jedenfalls unter Zugzwang und wollen wie beim letzten Heimspiel gegen die Münchner (2:2) punkten.

Speziell für Herrlich steht in den nächsten Wochen einiges auf dem Spiel. In der vergangenen Saison hatte Vorgänger Martin Schmidt mit den Augsburgern eine gute Hinrunde gespielt, doch nach sieben Niederlagen in neun Spielen - fast alle gegen die besten Teams der Liga - musste er gehen.

Ein Déjà-vu möchte Herrlich definitiv vermeiden. "Der Druck ist immer da, und wer sich dem nicht stellt, hat seinen Beruf verfehlt", sagte Herrlich bestimmt: "Die richtig Guten zeigen sich dann, wenn es etwas schwieriger wird."