22.01.2021 15:31 Uhr

Schalke-Expertin: Diese Dinge machen S04 noch Hoffnung

Schafft der FC Schalke 04 noch den Klassenerhalt?
Schafft der FC Schalke 04 noch den Klassenerhalt?

Beim FC Schalke 04 drohen so langsam die Lichter auszugehen. Nach nur sieben Punkten in der Hinrunde und acht Zählern Abstand auf den Relegationsplatz schwindet vielerorts bereits der Glaube an den Klassenerhalt. Doch Schalke-Expertin und Fan-Insiderin Susanne Hein-Reipen, die die Königsblauen seit 1983 begleitet, will die Hoffnung noch nicht aufgeben. Warum, das hat sie uns verraten.

Als Kernfaktor für die kommenden Wochen hat Hein-Reipen Sead Kolasinac ausgemacht. "Auf ihm ruhen relativ viele Hoffnungen", sagte die 49-Jährige gegenüber sport.de.

Seine Rückkehr sei in Fankreisen ausgiebig gefeiert worden, verkörpert der 27-Jährige doch genau jene Attribute, die die Anhänger so lange vermisst haben. "Ich denke, dass er von seiner Persönlichkeit, von seiner Erfahrung und vom Standing her ganz wichtige Eigenschaften mitbringt, die wir brauchen: Führungsstärke, Einsatz."

Auch der erneute Trainer-Wechsel hin zu Christian Gross sei mit Blick auf den Kader die richtige Entscheidung gewesen. "Zuerst einmal habe ich Respekt davor, dass er sich dieses Himmelfahrtskommando in seinem Alter überhaupt angetan hat", betonte die Schalke-Expertin.  

Der Posten des Übungsleiters, egal ob von David Wagner oder Manuel Baum besetzt, sei auf Schalke zuletzt "nicht das Hauptproblem" gewesen, sondern maximal eine Stellschraube, in der Hoffnung, schnell etwas verändern zu können. "Es ist in dieser Mannschaft jedoch so nachhaltig etwas kaputt, dass alle Trainer nur daran herumdoktern können und hoffen, den Hebel umgelegt zu bekommen", bilanzierte Hein-Reipen.

Das ist Christian Gross' Vorteil beim FC Schalke 04

Gross' entscheidender Faktor könnte jedoch sein Alter sein. "Ich glaube, dass solche gestandenen Trainer, die sowohl Lebenserfahrung als auch Berufserfahrung haben, eher auch mal den harten Hund rauskehren können, ohne sich dabei lächerlich zu machen. Das war auch schon bei Huub Stevens der Fall", sagte Hein-Reipen und fügte an: "Ich könnte mir sehr gut vorstellen, dass diese Mannschaft eine klare Ansage braucht und dass man mit der lieben Art nicht weiterkommt."

Neben Gross soll auch Rückkehrer Klaas-Jan Huntelaar mithelfen, dem Team endlich den richtigen Spirit einzuhauchen. "Er hätte es zum Karriereende definitiv einfacher haben können", erklärte die S04-Expertin. "Er ist von der Persönlichkeit her ein toller Typ. Ob er sportlich noch die große Rettung ist, mag ich nicht beurteilen."

Allerdings sei Huntelaar auch nicht geholt worden, "um 90 Minuten hoch und runter zu rennen", so Hein-Reipen. "Für das Mannschaftsgefüge könnte er jedoch noch sehr wichtig werden, gerade weil wir viele unerfahrene Leute haben."

Und so schwingt bei der 49-Jährigen die Hoffnung mit, dass sich der aufstrebende US-Youngster Matthew Hoppe, "den keiner auch nur ansatzweise auf dem Schirm hatte", und andere junge Spieler bei Huntelaar noch etwas abschauen "und eine Scheibe abschneiden können". Zudem sei der Niederländer selbst definitiv noch gut genug, "um den Gegner eine Halbzeit lang ärgern zu können." Am besten noch mit dem ein oder anderen Tor.

Mahnend blickte die Schalke-Insiderin auf die vakante Stelle in der Abwehr. "Wir brauchen unbedingt noch einen Rechtsverteidiger", betonte Hein-Reipen. Schon vor der Saison sei "relativ fahrlässig auf dieser Position geplant worden", das sei die gesamte Hinrunde über deutlich zu spüren gewesen. Wird hier noch nachgelegt, dürfte der Glaube an den Klassenerhalt in den Fankreisen sicherlich etwas Schub erhalten.

Hat der FC Schalke 04 noch eine Chance? "Totgesagte leben länger"

Dabei will Hein-Reipen die Augen vor der bitteren Realität keinesfalls verschließen. Der große Abstand zum rettenden Ufer und das schlechte Torverhältnis beschäftigen auch sie jeden Tag. Die Wetten auf jenes Team, das in der letzten Rückrunde neun und in der aktuellen Hinrunde acht Punkte geholt habe, seien "sicherlich nicht besonders gut", so die 49-Jährige.

Aber ihr Fan-Herz hofft weiter: "Es sind noch 17 Spiele zu spielen, es sind noch 51 Punkte zu vergeben. Schalke hat schon Dinge geschafft, mit denen keiner gerechnet hätte. Man erinnere sich an die Eurofighter 1997. Die hatte keiner auf dem Zettel. Darum: Totgesagte leben länger." 

Schalke müsse alles versuchen. "Es hängt einfach so viel dran. Es wäre der denkbar schlechteste Zeitpunkt, um abzusteigen, mitten in der Pandemie, ohne Zuschauer, in dieser finanziellen Lage."

Das einzig realistische Ziel sei derzeit ohnehin nur noch der Relegationsplatz. Sollte es mit Glück dazu reichen, "haben wir sicherlich gute Karte, wenn wir uns da rausgekämpft haben", so die S04-Anhängerin: "Dazu müssen wir aber erstmal ein paar Punkte holen!"


Zur Person: Susanne Hein-Reipen, geboren 1971, Schalke-Fan seit 1983, berichtet in ihrem Blog, auf ihrer Facebook-Seite "Susanne Blondundblau auf Schalke" sowie für das Portal "100ProzentMeinSchalke" von ihren Erfahrungen als Dauerkarteninhaberin und Vielfahrerin bei den Königsblauen. Sie gilt als intime Kennerin der Schalker Anhängerschaft. Zudem beschäftigt sich Hein-Reipen vereinsübergreifend mit Fußball- und Fankulturthemen.


Das Gespräch führte Chris Rohdenburg