29.01.2021 13:52 Uhr

Ex-Profi: Hertha BSC "am großen Geld gescheitert"

Spielte in der Bundesliga auch für Hertha BSC: Mike Franz
Spielte in der Bundesliga auch für Hertha BSC: Mike Franz

Der frühere Profi Maik Franz sieht die Millionen-Zuwendungen von Investor Lars Windhorst als Mitgrund für den Absturz von Hertha BSC.

"Immerhin wurden seit 2019 knapp 130 Millionen Euro ausgegeben. Wenn man jetzt aber sieht, wo die Hertha steht, dann bleibt festzuhalten, dass man am großen Geld gescheitert ist", sagte Franz in einem "Sport1"-Interview.

Ablösesummen von um die 20 Millionen Euro für Stars wie Jhon Córdoba, Dodi Lukebakio, Krzsztof Piatek oder Lucas Tusart wären "vor einigen Jahren für Hertha niemals möglich gewesen", erklärte Franz.

In diesem Zusammenhang sieht der einstige Abwehrspieler, der zwischen 2011 und 2014 bei Hertha BSC unter Vertrag stand, auch den inzwischen entlassenen Manager Michael Preetz in der Verantwortung.

"Man muss bilanzieren, dass andere Sportdirektoren wie Fredi Bobic, Max Eberl oder Ralf Rangnick einfach ein besseres Händchen bei solchen Transfers hatten. Fußball ist und bleibt ein absoluter Ergebnis-Sport und die Resultate haben am Ende nicht mehr gepasst", erläuterte Franz.

Hertha BSC: Millionen haben Michael Preetz "kein Glück gebracht"

Windhorsts Millionen hätten Preetz unter dem Strich "kein Glück gebracht", bilanzierte Franz. Herthas Rekord-Torjäger habe in den letzten Jahren "auch viel Gutes gemacht. Dass man es in den zurückliegenden beiden Jahren nicht geschafft hat mit dem vielen Geld mehr Ertrag zu erzeugen, ist aber auch ein Fakt. Ich denke, dass war der Hauptkritikpunkt, über den Herr Preetz gestolpert ist."

Das Aus für Trainer Bruno Labbadia ist aus Franz' Sicht "schade", der ehemalige Sportchef des 1. FC Magdeburg äußerte aber auch Verständnis. "Es war der große Schnitt, der meiner Meinung nach auch notwendig war. Man hat einfach keine Euphorie und Energie mehr gespürt", so Franz. Das Gesamtkonstrukt habe "nicht mehr gepasst. Es war der richtige Zeitpunkt zu reagieren."

Labbadias Nachfolger Pál Dárdai habe "ganz klar die Qualität", Hertha aus dem Tabellenkeller zu führen, sagte Franz. "Er kennt Hertha, kennt die Stadt und ist Fan-Liebling." Dennoch warte bei seinem zweiten Engagement als Profitrainer der Berliner eine "Herkulesaufgabe" auf den Ungarn.

Dárdai-Klausel bei Hertha BSC eine "faire Lösung"

Die angebliche Punkte-Klausel, wonach Dárdai bis zum Sommer einen Punkteschnitt von 1,5 abliefern muss, damit sich sein Vertrag um ein Jahr verlängert, bezeichnete Franz als "faire Lösung". Er führte aus: "Sie müssen ja irgendwas zu Papier bringen. Dass Pál das Bestmögliche für sich rausholen will, ist klar und dass die Bosse den Daumen drauf haben, auch. Das ist das Profigeschäft."

Franz blickte in dem Gespräch auch zurück auf die kurze Ära Klinsmann bei Hertha. "Ich finde, dass Jürgen Klinsmann auch positive Sachen bewirkt hat. Natürlich war sein Abgang nicht ideal, das kann man sicherlich besser lösen, aber er hat es geschafft, dass die Aufmerksamkeit und eine absolute Wahrnehmung da war. Hertha war Gesprächsthema in der Liga und in der Stadt."

Der Slogan vom "Big City Club" klinge "schon irgendwie cool", sagte Franz, "aber es sollte natürlich mit Leben gefüllt werden. Das Potenzial ist unbestritten da."