09.02.2021 12:01 Uhr

Marko Marin: Die ungewöhnliche Reise des "German Messi"

Marko Marin kickt mittlerweile in Saudi-Arabien
Marko Marin kickt mittlerweile in Saudi-Arabien

Ex-Nationalspieler Marko Marin setzt sein Fußball-Abenteuer in Nahost fort. Der frühere Gladbacher hat auf Leihbasis beim saudischen Erstligisten Al-Raed unterschrieben. Dass der einst hoch gehandelte Dribbelkünstler in seiner aktiven Karriere noch einmal nach Deutschland zurückkehren wird, ist kaum vorstellbar.

In seinen Anfangsjahren als Profi schien der Weg zum nächsten Superstar vorgezeichnet. Aufgrund seiner überragenden Technik und seiner Spielfreude wurde Marko Marin im Zuge seines Wechsels von Werder Bremen zum FC Chelsea im Sommer 2012 als "German Messi" bezeichnet.

Doch während der Argentinier die Geschichte des Fußballs neu schrieb, wurde Marin nie sesshaft. Im Alter von 31 Jahren hat der Edeltechniker bereits in neun Ländern gespielt. Ein waschechter Weltenbummler.

Zuletzt lief der 16-malige deutsche Nationalspieler für Al-Ahli auf. Saudischen Sportmedien zufolge wird Marin nun bis zum Ende der Saison an Kellerkind Al-Raed ausgeliehen. Kurios: Sein neuer Arbeitgeber stellte ihn als "Marco Marine" vor.

Gladbach, Werder, Chelsea, Sevilla, Florenz, Anderlecht, Trabzonspor, Piräus, Belgrad - schon vor seinem Abschied aus Europa ist Marin viel  rumgekommen.

"Jeder Wechsel hatte seinen Grund. Im Endeffekt waren es wirklich viele Wechsel, das ist unbestritten. Aber abgesehen von Florenz und Anderlecht waren es trotzdem erfolgreiche Jahre für mich", stellte der Profi Ende 2018 in einem "SID"-Interview klar.

Marin hat Wechsel ins Ausland nie bereut

In der Bundesliga hatte Marin einst nicht lange gebraucht, um Eindruck zu hinterlassen. Am 31. März 2007 betrat der Blondschopf von Borussia Mönchengladbach gegen Eintracht Frankfurt erstmals den Rasen, wenige Tage nach seinem 18. Geburtstag. Nur wenige Minuten später gab er die Vorlage zum Ausgleichstreffer.

2012 verließ Marin die Bundesliga nach drei guten, allerdings nicht überragenden Jahren in Bremen gen London. Immerhin acht Millionen Euro ließ sich der FC Chelsea die Dienste des Offensiv-Allrounders kosten.

Bei den Blues schaffte er den Sprung zum Stammspieler aber nie, wurde bis 2016 viermal verliehen. Während dieser Zeit sammelte Marin immerhin zwei Titel in der Europa League: 2013 mit den Blues, 2014 mit Sevilla.

War der Schritt ins Ausland also ein Fehler? Marin widerspricht: "Ich habe in vielen Ligen gespielt, meistens bei Topmannschaften, auch erfolgreich. Deswegen sehe ich es nicht als Fehler."

Besondere Zeit bei Roter Stern endet abrupt

Doch erst bei Roter Stern Belgrad wirkte der Tempodribbler endlich glücklich. Für Marin war der ehemalige Europapokalsieger der Landesmeister unter all den Klubs in seiner Vita eine besondere Station.

Seine Eltern stammen aus Serbien, er selbst hätte für den Balkanstaat spielen können, entschied sich aber für Deutschland. Die Liebe zu Roter Stern wurde ihm von seinem Vater mitgegeben.

Umso überraschender war sein abrupter Abschied aus Belgrad vor rund einem Jahr. Für 2,25 Millionen Euro wechselte der zum Kapitän aufgestiegene Marin nach Saudi-Arabien. In eine Liga, die in erster Linie des Geldes wegen reizvoll ist.

"Roter Stern verkauft seinen besten Spieler", staunte der serbische Staatssender "RTS".

Neben dem schnöden Mammon lockte Marin auch die Aussicht, unter Trainer Christian Gross, der mittlerweile das Bundesliga-Schlusslicht Schalke 04 coacht, spielen zu können.

Nach dem Aus des Schweizers bei Al-Ahli verlor er seinen wichtigsten Fürsprecher. Die Folge: Der Verein wollte Marin loswerden, verlieh ihn daher kurzerhand an einen Ligarivalen.

Rückkehr nach Deutschland unwahrscheinlich

Ob Marin je wieder in Deutschland spielen wird, ist fraglicher denn je. Mehr als zehn Jahre nach seinem letzten Länderspiel für die DFB-Auswahl ist es hierzulande um den einst als Wunderkind gefeierten Mittelfeldmann still geworden.

2019 sagte er im Gespräch mit "Spox" und "Goal" einmal: "Es gab immer mal Anfragen an meinen Berater, aber ich persönlich habe mit keinem Verantwortlichen aus der Bundesliga gesprochen. Eine Rückkehr war also nie wirklich nah."

Daran dürfte sich in der Zwischenzeit nicht viel geändert haben. Gestern "German Messi", heute "Saudi-Marin" - der Dribbelkünstler setzt seine ungewöhnliche Reise fort.

Heiko Lütkehus (mit Material vom SID)