16.02.2021 13:25 Uhr

Lahm teilt gegen Ex-Coaches aus - Lob für Flick und Löw

Philipp Lahm hat über seine Zeit beim FC Bayern ein Buch geschrieben
Philipp Lahm hat über seine Zeit beim FC Bayern ein Buch geschrieben

Philipp Lahm hat beim FC Bayern München alle großen Titel des internationalen Fußballs gewonnen. In seinem neuen Buch "Das Spiel: Die Welt des Fußballs" rechnet der Weltmeister von 2014 nun allerdings mit einigen ehemaligen Trainern ab. Deutsche Coaches sieht er zudem im internationalen Vergleich allgemein im Hintertreffen.

Die wenigen erfolgreichen Fußballlehrer, die von Deutschland aus in die Welt gezogen sind, seien für ihn eher Sonderfälle: "Deutsche Trainer haben sich in den letzten zwanzig Jahren vergleichsweise selten international hervorgetan – Jupp Heynckes, Ottmar Hitzfeld und Jürgen Klopp erscheinen eher als Ausnahmen", schrieb der 37-Jährige in einem Auszug seines Buches, der der "Bild" vorliegt. 

Auf dem Weg zu einer solche Ausnahme befindet sich nach Ansicht des achtfachen deutschen Meisters allerdings auch der aktuelle Bayern-Trainer Hansi Flick. Dieser habe in kürzester Zeit genau die richtigen Entscheidungen getroffen, um die Münchner wieder zu einer Weltklasse-Mannschaft zu machen. 

"Jérôme Boateng verlieh Flick wieder die erforderliche Reputation, sodass er seine Klasse und Erfahrung ausspielen konnte. David Alaba hat Flick in seinem Triple-Gerüst in eine Leader-Rolle gehoben. Er war es auch, der Thomas Müller wieder das Vertrauen gab, das ihm geholfen hat, nicht nur seine Genialität auf dem Platz, sondern auch seine Führungsrolle in der Mannschaft auszuleben", zählte Lahm auf. 

Lahm voll des Lobes für Bundestrainer Löw

Ein solcher Führungsstil, der den wichtigen Persönlichkeiten im Team den nötigen Platz gibt, um Verantwortung zu übernehmen, habe auch die deutsche Nationalmannschaft unter Joachim Löw einst bis zum WM-Titel getragen, ist sich der Champions-League-Sieger von 2013 sicher. 

"Zu seinen Tugenden gehört, dass er ermöglicht und geschehen lässt, was sich auf guten Wegen befindet, ohne künstlich einzugreifen. So hat Jogi Löw in der Nationalmannschaft von 2006 bis 2014 kontinuierlich den Weg frei gemacht für die nachrückenden Führungsspieler Schweinsteiger, Müller, Neuer, Kroos, Boateng und meine Wenigkeit, die dann Verantwortung übernommen haben."

In seiner Zeit als Aktiver habe er allerdings auch einige Trainer erlebt, die nur wenig Gespür für die internen Strukturen und Befindlichkeiten einer Mannschaft gezeigt hätten. An der Philosophie von Felix Magath, der von Juli 2004 bis Januar 2007 Trainer an der Isar war, ließ der Ehrenspielführer der deutschen Nationalmannschaft kaum ein gutes Haar.

Lahm: Ob Magath eine Spielidee hatte, ist schwer zu sagen

"Ob er eine Spielidee hatte, ist schwer zu sagen. Er hat jedenfalls größten Wert auf die körperliche Leistungsfähigkeit seiner Spieler gelegt, dabei aber auch den Eindruck erweckt, dass er durch die Härte seiner Trainingsmethoden nicht zuletzt Macht demonstrieren wollte, um auf diese Weise Kontrolle auszuüben. Ob es darüber hinaus Sinn hatte, Menschen immer wieder den Wallberg hinauflaufen zu lassen, vermag ich nicht zu beurteilen."

Solche Herangehensweisen, bei denen sich der Trainer selbst zu sehr in den Mittelpunkt stellt, seien gerade beim FC Bayern langfristig nur schwer umsetzbar. Dies habe auch die vergleichsweise kurze Amtszeit von Louis van Gaal unter Beweis gestellt. 

"Van Gaals robustes, mitunter autoritäres Auftreten entsprach nicht der internen Kommunikationskultur des Vereins. Wer vor so einem spannungsgeladenen Hintergrund gegen alle Widerstände unflexibel auf seiner Methode beharrt, kann sich nur halten, wenn er damit herausragende Erfolge erzielt. Diese blieben bei Louis van Gaal jedoch bereits im zweiten Jahr seiner Tätigkeit als Cheftrainer aus", erinnert sich Lahm.